Soziale Arbeit ist politisch
20.06.2011
Politik, Recht & Gesellschaft
Die Soziale Arbeit müsse viel stärker politisch aktiv sein, auf kommunaler und überregionaler Ebene, fordert der Bremer Sozialpädagoge Frank Bettinger. Der Mitbegründer des bundesweiten Arbeitskreises Kritische Soziale Arbeit sprach in der Katholischen Hochschule NRW Aachen über Standortbestimmung und Selbstverständnis der Sozialen Arbeit.
Bettinger sieht die Sozialpädagogen von heute konfrontiert mit Aufgaben und Funktionszuweisungen aus Justiz, Politik und Gesellschaft, die sich allein an ökonomischem Fortschritt und wirtschaftlichem Gewinn orientieren. So solle die Soziale Arbeit die Felder Armut und Arbeitslosigkeit bearbeiten, mit Aktivierungspädagogik "renitente Gesellschaftsgruppen" wieder für den Arbeitsmarkt fit machen. Doch die Ausgrenzungsprozesse und Machtverhältnisse, die zu Armut führen und Menschen in Armut halten, würden nicht in den Blick genommen.
Armut sei ein gesellschaftliches Tabu-Thema, in Bremen leide beispielsweise jedes dritte Kind unter Armut, in der Öffentlichkeit tauche das Thema jedoch nicht auf. Die Soziale Arbeit müsse Ausschließungs- und Ausgrenzungsprozesse skandalisieren und thematisieren und ihre Handlungsfelder mehr aus der eigenen wissenschaftlichen Arbeit entwickeln, statt sie von Integrationspolitik oder Kriminalpolitik diktiert zu bekommen, ist Bettingers Ansicht.
Der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit wurde vor sechs Jahren von etwa 100 Wissenschaftlern, Studierenden und Sozialpädagogen in Bremen gegründet und hat inzwischen elf Regionalkreise. Den Aachener Kreis Kritische Soziale Arbeit gibt es seit einem Jahr, er hatte den engagierten Sozialpädagogen auch an die KatHO Aachen eingeladen. Bettinger sieht in der Bewegung ein zunehmend stärker werdendes Instrument, das Sozialarbeiter bundesweit in einer Allianz verbindet und so ihren Forderungen mehr politischen Druck verleiht. http://www.katho-nrw.de/aachen/
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