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Pressemitteilung von Claus Hornig
Viele Gewinner und Verlierer in der Elektromobilität
24.06.2011
Auto & Verkehr
Zukünftige Käuferschichten elektrisch angetriebener Fahrzeuge werden sich stärker ausdifferenzieren als dies für den klassischen Automarkt der Fall ist. Zu wissen, was der Kunde wünscht, wird für Hersteller wichtiger sein als die Optimierung der Batterietechnik.
Nicht allein der Batteriepreis entscheidet den Kampf auf dem Markt für Elektromobilität. Benzin- und Energiepreise, Kostenvorteile, die CO2-Diskussion oder auch technologische Durchbrüche werden die Entwicklung beeinflussen. "Mit der heute existierenden Technologie könnte man bereits bis zu 70 Prozent der täglichen Pkw-Mobilität elektrisch abdecken", sagte Dr. Jan Traenckner beim e-Monday am 30. Mai 2011 in München. Der Vorstand von e.1 Capital und Beiratsvorsitzende des Bundesverbands eMobilität e.V. prognostizierte jedoch, dass auch 2030 lange Strecken noch mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zurückgelegt werden. Der "Hot Spot" für die neue Technik sei dort, wo täglich kürzere Wege gefahren werden.
Die Automobilindustrie vertrete derzeit noch den Standpunkt, jedes Auto müsse von seiner Ausstattung her "alles können". Tatsächlich wiesen Marktuntersuchungen jedoch darauf hin, dass in Zukunft mit einer starken Diversifizierung zu rechnen sei. So könnten viele Autos, die täglich auf Kurzstrecken in der Stadt eingesetzt sind, heute schon elektrifiziert werden. Auch der Besitz eines eigenen Autos würde in vielen Metropolen bereits nicht mehr als so erstrebenswert erachtet, wie noch vor zehn Jahren. Auch stellten sich immer mehr Menschen die Frage, ob das Teilen von Fortbewegungsmitteln nicht sinnvoller sei. Außerdem rücke das Umweltbewusstsein beim Kaufverhalten verstärkt in den Vordergrund, was gerade die Automobilbranche immer deutlicher zu spüren bekomme.
Mit Blick auf Chancen und Risiken für Hersteller und Zulieferer betonte Dr. Traenckner, die Elektromobilitätsbranche in Deutschland stehe gerade erst am Anfang. Während man bei der Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors inzwischen nur noch mit sehr viel Aufwand inkrementelle Effizienzsteigerungen erreichen könne, sei das Optimierungspotenzial beim Elektroantrieb riesig. "Die Automobilindustrie muss sich jetzt entscheiden, ob sie nicht gleich in die Entwicklung der neuen Technologien investieren soll", so Traenckner. Er stellte in Aussicht, dass schon innerhalb der nächsten Jahre bis zur Hälfte der Aufwendungen der Hersteller für Forschung und Entwicklung (F&E) in die Elektrifizierung und Effizienzsteigerung gehen wird.
Dass "kein Weg vorbei an der Elektromobilität" führe, werde schon durch die Gegenüberstellung der volkswirtschaftlichen Kosten für Ölimporte nach Deutschland einerseits und die Kosten für den Stromverbrauch von Elektroautos andererseits deutlich: für 53 Mrd. Euro importiert Deutschland jährlich Öl, rechnete Dr. Traenckner vor, 60 Prozent davon für den Pkw-Verkehr. Würden selbst 70 Prozent der deutschen Pkw-Kilometer mit Strom betrieben, fielen lediglich 1,5 bis 2,5 Mrd. Dollar Erzeugungskosten an. "Die Energiewende ist dabei aber noch nicht eingerechnet", gestand Traenckner mit Blick auf die aktuelle Entscheidung der Bundesregierung zum Atomausstieg ein, "aber die Dimensionen sprechen für sich". Auch hinsichtlich der Nachfrage und möglicher Subventionen für Hersteller, Zulieferer und Kunden betonte er: "Der Staat spielt im Moment eine ganz große Rolle."
Vor allem herstellerseitig verwies der Referent auf den aktuellen Vorsprung von Amerika, Japan und Frankreich im Vergleich zu Deutschland: Firmen wie General Motors, Nissan, Renault und besonders Toyota bieten bereits Serienfahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor ("Plug-in-Hybride") oder sogar rein elektrisch betriebene Fahrzeuge an, während deutsche Hersteller noch hinterherhinkten - so sei eine elektrische Version des Smart erst nächstes Jahr zu erwarten. BMW stellt ein vollständig als Elektrofahrzeug entwickeltes Automobil mit dem Modell i3 erst für 2013 in Aussicht.
"Es muss also eine Menge investiert werden", lautet das Fazit von Dr. Traenckner; das sei auch für den Kapitalmarkt eine Herausforderung. Da der Markt erst im Entstehen begriffen sei, werde es "viele Gewinner, aber auch manche Verlierer geben". CHO
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