Die Halbwertzeit medizinischen Wissens wird immer kürzer
15.04.2020
Bildung, Karriere & Schulungen
Luxemburg, den 15. April 2020.
Die Erkenntnis ist nicht neu, auch ist sie nicht reserviertes Wissen einiger weniger Experten: der medizinische Fortschritt hängt gleichsam vom Menschen wie auch von der Technik ab. Moderne Medizin benötigt enorme Investitionen in die apparative ebenso wie in die organisatorische Infrastruktur. Greifbare Erfolge lassen sich dennoch erst dann erzielen, wenn kluge und engagierte Köpfe in Kliniken und Laboren die Innovationen annehmen und damit arbeiten. Dazu Prof. Dr. André Reuter, Präsident der DTMD University for Digital Technologies in Medicine and Dentistry: "Wir brauchen einen kontinuierlich hohen theoretischen und vor allem auch klinischen (= praktischen) Bildungs- und Erfahrungsstand. Die Medizin ist nun einmal vor allem eine Erfahrungswissenschaft, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse nutzt." Wie sagte doch Albert Einstein: "Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information." Medizinischer Fortschritt braucht beides.
Genau hier klaffen in der deutschen Ausbildungs- und Forschungslandschaft eklatante Defizite. Dazu schreibt der Journalist und Politikwissenschaftler Jan-Martin Wiarda in einer Analyse, die wenig schmeichelhaft für die Politik ist, die Corona Pandemie decke schonungslos die Versäumnisse der letzten Jahre auf: "Es geht um die mangelnde Digitalisierung der Schulen, um die zu geringen deutschen Investitionen in bahnbrechende Neuerungen in der Wissenschaft (wie neue Impfverfahren) und um die mangelnde Finanzierung der Ausbildung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal." Und, das sollten wir unbedingt ergänzen: Es geht auch um den fehlenden Respekt und die schlechte Bezahlung von systemrelevanten Pflegekräften in Kliniken und Altersheimen.
Digitalisierung verschärft Defizite
Die zunehmende Digitalisierung der Medizin verschärft die festgestellten Defizite. Ein für den Patienten "gewinnbringender" Einsatz neuer Technologien und Verfahren erfordert in aller Regel neue Skills und Kompetenzen, die oft umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen voraussetzen. Dafür fehlt vielerorts die politische Einsicht, teilweise auch die Bereitschaft, in diese Bereiche zu investieren und vor allem die Zeit für die Umsetzung. Dabei werden die Anforderungen an das Gesundheitswesen und die Heilberufe immer anspruchsvoller.
Der technische Fortschritt reduziert schonungslos die Halbwertzeit des fachbezogenen Hochschulwissens. Die universitäre Ausbildung ist zudem stark theorielastig. Die Absolventen haben nicht selten erhebliche praktische und klinische Defizite. Ihnen fehlen, ebenso wie nicht wenigen praktizierenden Ärztinnen und Ärzten weiterreichende Kompetenzen für neuere evidenzbasierte Behandlungsmethoden und -praktiken. Vor allem praxisrelevante, der Realität möglichst nahekommende Trainingsmöglichkeiten sind in unseren Ausbildungsinstitutionen kaum bzw. mangelhaft vorhanden.
Fehlende LLL-Kultur
Eine Trendwende ist mangels einer etablierten Kultur des lebenslangen Lernens (LLL) im Gesundheitswesen leider nicht in Sicht. Dabei hat die Verhaltensforschung längst erkannt, dass Lernen und ähnliche kognitive Prozesse die berufliche Identität und Zufriedenheit fördern und sogar den Burnout verhindern können.
Genau hier setzt die DTMD University for Digital Technologies in Medicine and Dentistry mit ihren berufsbegleitenden postgradualen Kursen und Studiengängen an. Sie verpflichtet sich seit ihrer Gründung zu den strengen Qualitäts-, Transparenz- und Durchlässigkeitsvorgaben des Brügge-/Kopenhagen-Prozesses.
Im Gegensatz zum Parallelprozess im Hochschulbereich, dem Bologna-Prozess, ist der Brügge-/Kopenhagen-Prozess kein intergouvernementales Vorhaben, sondern ein EU-Prozess, der gezielt auf die besonderen Belange und Anforderungen der beruflichen, berufsbezogenen und berufsbegleitenden Weiterbildung ausgelegt ist. Er liefert einen optimalen gesetzlichen und regulatorischen Rahmen für die postgradualen berufsbegleitenden Kurse und Studiengänge der DTMD University. Vor allem aber bietet der Brügge-/Kopenhagen-Prozess eine hohe Transparenz und Durchlässigkeit von beruflichen Bildungspfaden, die im Bologna Prozess nicht einmal vorgesehen ist. In Bezug auf den europäischen wie auch den deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) heißt dies konkret, dass es durchgängige Bildungspfade von Stufe 4 (landesrechtlich bzw. bundesrechtlich geregelte 3- und 3 ½-jährige duale Berufsausbildungen für Berufe im Gesundheitswesen und in der Altenpflege) bis hin zur Stufe 8 (Doktorat) geben muss.
Die Transparenz- und Durchlässigkeitsvorschriften des Brügge-/Kopenhagen-Prozesses sind vor allem für das nicht akademische Fachpersonal in der Pflege und der Betreuung von nachhaltigem Vorteil. Ihm fehlen vernünftige Weiterbildungs- und Aufstiegschancen, was den Beruf unattraktiv macht und den Fachkräftemangel verschärft. Dies ist umso weniger nachvollziehbar, als die IHKs ihre Ausbildungsgänge für viele Berufe sehr wohl bis in den akademischen Bereich der Stufen 6 (Bachelor) und 7 (Master) des bundesdeutschen Qualifikationsrahmens ausgedehnt haben. Bundestag und Bundesrat haben mit dem Bachelor Professional und dem Master Professional sogar neuen berufsbezogenen akademischen Abschlüssen zugestimmt. Offensichtlich fehlt es der Pflege an einer starken Lobby. Es wäre zu hoffen, dass die Corona-Epidemie einige Politiker und Funktionäre endlich zum Handeln bewegt und dass systemrelevante medizinische Berufe die Bildungsoptionen bekommen, die ihnen zustehen. Die DTMD University verfolgt die Brügge-/Kopenhagen-Strategie freiwillig seit ihrer Gründung.
Offene und transparente Bildungspfade
Offene und transparente Bildungspfade sind eine Grundvoraussetzung für Lebenslanges Lernen (LLL), um Veränderungen zu verstehen, sich über aktuelle Trends auf dem Laufenden zu halten und neue Technologien sowie Problemlösungen kennenzulernen.
Lebenslanges Lernen greift jedoch gerade im Gesundheitswesen nur dann nicht zu kurz, wenn es ein breites Spektrum an Kompetenzerweiterungen abdeckt, einschließlich formellem, informellem und nicht formalen Lernen. Dazu zählen in der Medizin auch Fähigkeiten, Kenntnisse, Einstellungen und Verhaltensweisen, die Ärztinnen und Ärzte mit ihren täglichen Erfahrungen erwerben. LLL heißt, einen kontinuierlichen Aufbau und Zugewinn von Können und Wissen anzustreben und Verknüpfungen von Lernergebnissen (Learning Outcomes) aus verschiedenen Umgebungen und Kontexten herzustellen. Damit wird die persönliche Entwicklung, die Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigungsfähigkeit (Employability) gefördert. Primär wichtig ist dabei die Grundkompetenz, Lernen zu lernen. Das funktioniert vermutlich nur außerhalb der traditionellen Hochschule und dem mit ihr verbundenen Bologna-Prozess.
LLL beschleunigt die Digitalisierung des Lehrens und Lernens und führt zu neuen kulturellen Normen mit bisher nicht bekannten technoökonomischen Strukturen. Sie werden bei Lehrenden und Lernenden neue Verhaltensmuster aufkommen lassen, wie wir sie aus der "On-Demand-Economy" kennen: "Knopfdruck-Dienste" - "Learning on Demand", dann, wann und wo es mir gerade passt.
Die Fähigkeiten zum "Lerntransfer" ausbauen
Elon Musk, CEO von Tesla, bringt es auf den Punkt, wenn er fordert, dass wir unsere Fähigkeiten zum "Lerntransfer" durch Lebenslanges Lernen unbedingt ausbauen müssen. Durch Abstrahieren und Verallgemeinern könne erworbenes Wissen über konkrete Tatbestände und/oder Zusammenhänge auf ähnliche Phänomene angewendet werden. Und weiter: "Können und Wissen werden so zu semantischen Bäumen, die ihrerseits neues Können und Wissen generieren."
Beim Lerntransfer unterscheiden wir zwischen dem lateralen und dem vertikalen Erkenntnisgewinn. Im ersten Fall bezieht sich die Anwendung des zuvor Gelernten auf einen Lernstoff gleicher Art und Komplexität. Der vertikale Transfer generiert dagegen neues Können und Wissen, unterstützt das Erschließen von Tatbeständen und Zusammenhängen mit größerer Tiefe und höherer Komplexität.
Genau darin sieht die DTMD University einen wesentlichen Vorteil ihrer praxisnahen OP-Trainings. Sie bauen auf fundierte theoretische Kenntnisse auf und zeigen den Studierenden moderne Techniken und Verfahren, die diese in vielen konkreten Anwendungsfällen bei ihren Patienten praktisch nutzen können. Ziel der Trainings ist es, die Studierenden in den Erwerb neuer Kenntnisse und Kompetenzen einzubeziehen und ihr Urteilsvermögen zu schärfen, um von erfahrenen Dozenten in der klinischen Praxis identifizierte Leistungslücken zu schließen.
DTMD University/GTF
Herr André Reuter
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