Vertrauensvoll betreut gelingt der Sprung ins kalte Wasser
07.05.2020
Bildung, Karriere & Schulungen
Auf Augenhöhe gehen: Kopieren oder Kaffee kochen wird der Ausbildung künftiger Fachkräfte nicht gerecht. Traut das ganze Team dem Nachwuchs jedoch schon früh Leistung zu und unterstützt vorhandene Fähigkeiten, fördert der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser oft ungeahnte Kompetenzen. Ausgewogen geführt gelingt es etwa Auszubildenden der Hamburger Digitalagentur Medienwerft, schon früh erfolgreich Verantwortung zu übernehmen. Vertrauen und Unterstützung der Kollegen sind das Fundament dafür, dass die Auszubildenden anspruchsvolle Aufgaben im Projektumfeld umsetzen können. Mit dem Konzept reagiert die Internetagentur auf die gestiegenen Anforderungen junger Fachkräfte, die mittlerweile weit über teambildende Maßnahmen wie Tischkicker und kostenlose Getränke hinausgehen.
Wenn in der aktuellen Studie "Azubi-Trends 2019" fast 75 Prozent der Befragten angeben, mehr als ein Angebot für einen Ausbildungsplatz erhalten zu haben1, kann man die Wandlung zum Bewerbermarkt bestätigt sehen. In den einzelnen Bundesländern und Regionen fällt die Betrachtung aber doch differenzierter aus.2 Nicht überall fehlen Bewerber, häufig sind so genannte "Passungsprobleme", also unterschiedliche Erwartungshaltungen auf beiden Seiten, der Grund, wenn Unternehmen und Ausbildungssuchende nicht zueinander finden. Wie sieht es damit bei den Digitalagenturen aus?
Martin Schröer, als Abteilungsleiter im Projektmanagement zuständig für die Auszubildenden in der Hamburger Digitalagentur Medienwerft, fasst die Anforderungen zusammen: "Wir suchen junge Menschen mit Kommunikationsstärke und Eigeninitiative; auf der fachlichen Ebene sind neben Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien vor allem gute Englischkenntnisse Pflicht. Nicht nur, um die Grundbegriffe oder Buzzwords zu verstehen, häufig sind auch englischsprachige Tools im Einsatz und man arbeitet mit international agierenden Kunden, zum Teil sogar in internationalen Projektteams. Auch Basics in MS Office und Präsentationskenntnisse gehören dazu."
Fragen und mitgestalten - hier treffen sich die Erwartungen
Aus Sicht der Bewerber ist die Höhe der Ausbildungsvergütung durchaus ein Punkt, aber nicht der entscheidende. Viel wichtiger - so haben Ausbildungsleiter wie Martin Schröer erfahren - ist den Millennials die Art der Zusammenarbeit. Sie schätzen Teamarbeit, Mitsprache und einen gleichberechtigten Umgang. In der Medienwerft sind Teamarbeit und agile Projektmethoden ohnehin die Regel. Durch die Mitarbeit in Projekten lernen die Auszubildenden von Anfang an die gesamte Bandbreite vom Konzept bis zur Umsetzung kennen - das macht es für die Bewerber spannend. Die Berufsschule wird parallel an zwei Tagen in der Woche besucht.
Schon zu Beginn übernehmen die Azubis in der Medienwerft dabei auch gleich Verantwortung für Teilbereiche, die sie selbst koordinieren. Sie müssen also früh ins kalte Wasser springen - aber nie allein schwimmen. Ein fester Ansprechpartner, an den sie sich wenden können, begleitet sie auf ihrem Weg. In einem wöchentlichen persönlichen Gespräch können die Jugendlichen alle Fragen stellen, die sie bewegen. Sie entwickeln eigene Ideen zum weiteren Vorgehen. Fragen, mitdenken und -gestalten sind also auch von Arbeitgeberseite ausdrücklich erwünscht, hierin stimmen die Erwartungen überein. An der zunehmenden Selbstständigkeit und komplexeren Fragen erkennt der Ausbilder, wann die künftigen Mitarbeiter reif sind für umfassendere Aufgaben. In ihrem dritten Lehrjahr wachsen viele Auszubildende bereits in Junior-Rolle hinein, der Übergang zum Berufsleben gestaltet sich somit fließend. Das zeigen die Beispiele vieler Mitarbeiter, die in der Medienwerft ihre Ausbildung gemacht haben und anschließend in eine Junior-Position übernommen werden.
Arbeiten auf Vertrauensbasis
Ein viel diskutiertes Thema sind die Arbeitszeiten. Im Projektumfeld, namentlich in Kundenprojekten, lassen sich Überstunden nicht immer vermeiden. Wie ist das mit den Freizeit-Ansprüchen der Generation Z zu vereinbaren? Bei der Medienwerft werden für die Azubis - wie für alle Mitarbeiter - Arbeitszeitkonten geführt. Deadlines sind zu halten, aber umgekehrt können sich die Jugendlichen auch selbstständig Zeiten frei nehmen, die sie für eigene Aktivitäten und Hobbys oder auch für die Prüfungsvorbereitung nutzen können. Diese flexible Arbeitszeitregelung wird sehr gut angenommen. Da die Arbeitszeit eigenständig erfasst wird, braucht es ein entsprechendes Verständnis für dieses offene und vertrauensbasierte Modell.
Mit spannenden Berufsbildern punkten
Die ersten Überlegungen und Entscheidungen der künftigen Auszubildenden gelten jedoch der Berufswahl selbst und noch gar nicht dem künftigen Ausbildungsbetrieb. Unternehmen, die beliebte und stark nachgefragte Ausbildungsrichtungen anbieten, sind hier automatisch im Vorteil.
Im Zuge der Digitalisierung wandeln sich gerade Inhalte und Ausrichtung der einzelnen Berufe stark, es entstehen ganz neue Berufsbilder. So wurde erst 2018 die Ausbildung zum/r "Kaufmann/-frau im E-Commerce" geschaffen; eine Neuordnung der IT-Berufe ist für 2020 geplant. Wer hier als Ausbildungsbetrieb schnell reagiert, verschafft sich einen Vorteil. Dazu noch einmal Martin Schröer von der Medienwerft: "Die Anreicherung des Ausbildungsgangs mit digitalen Inhalten hat seine Attraktivität enorm gesteigert. Das merken wir an den Kandidaten: Die Bewerber haben deutlich mehr Erfahrungen mit digitalen Medien, etwa in der Bild- und Videobearbeitung, als noch vor zwei Jahren und haben teilweise schon eigene Projekte umgesetzt."
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