Druck von allen Seiten - wie Führungskräfte den Stress meistern
12.01.2023
Bildung, Karriere & Schulungen
Dass Erfolg ohne Mitarbeitende nicht möglich ist, sei mittlerweile vielen Unternehmen und Organisationen bewusst. Daher werde gezielt Wert auf ein wertschätzendes Umfeld gelegt, damit die Mitarbeitenden physisch und mental gesund bleiben und eine gute Performance erzielen. "Doch wie steht es um die Führungskräfte in Unternehmen?", fragt Denise Schiebel und führt dazu aus: "Diese klagen derzeit vermehrt über Stress, fallen aufgrund von Burnout aus oder leiden zum Beispiel an Verspannungen, Rückenschmerzen oder anderen Beschwerden. Zudem stehen sie unter großem Druck von allen Seiten."
Führungskräfte seien für Unternehmen unersetzlich und von unschätzbarem Wert. "Es ist bereits enorm schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden - aber noch viel schwerer ist es, gute Führungskräfte zu finden. Bis eine neue Führungskraft eingearbeitet ist, kann schnell das 1,5-fache eines Jahresgehalts an Kosten entstehen", erklärt Egon Schiebel. Während den Mitarbeitenden mittlerweile sehr gute Angebote zur Verfügung stehen, werden die Führungskräfte teilweise vergessen. Nur selten erhielten diese Möglichkeiten zur Reflexion oder Feedback. Dabei besetzten sie eine zentrale Position im Unternehmen und hätten großen Einfluss auf das Arbeitsumfeld und die Mitarbeitenden. Auch dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass Führungskräfte eine Vorbildfunktion im Unternehmen haben. Würden sie permanent über Grenzen hinaus arbeiten, Überstunden machen oder Warnsignale des Körpers in Bezug auf die Gesundheit ignorieren, könnte bei den Mitarbeitenden der Eindruck entstehen, dass dies auch von ihnen verlangt wird. "Demzufolge ist hoher Stress oder Burnout kein rein individuelles Problem, sondern sozial ansteckend. Aus diesem Grund braucht es auch innerhalb der Organisation Lösungen", betont Denise Schiebel.
Der Stress ist insbesondere bei Führungskräften hoch
Der Alltag von Führungskräften berge viele Stressoren - unter anderem eine hohe Arbeitsbelastung, unterschiedliche Verantwortlichkeiten, ständige Unterbrechungen, zahlreiche Meetings, lange Geschäftsfahrten, Überstunden, zu wenig Unterstützung, ein mangelndes Gemeinschaftsgefühl in der Arbeit usw. Der Mangel an Personal, zu wenig Zeit, zu wenige Ressourcen und Fehleinschätzungen des Zeitplans können ebenfalls für Stress sorgen. Viele HR-Abteilungen erlebten daher vermehrt, dass die Führungskräfte ihre Freude verloren haben, ungeduldig werden oder nicht mehr so leistungsfähig sind. Auch über gesundheitliche Einschränkungen, wie Kopfschmerzen, Rücken-Nacken-Verspannungen, Schlafstörungen oder ähnliches werde häufig berichtet. Führungskräfte fühlten sich zudem ausgebrannt, was im schlimmsten Fall zu einem Burnout führe. Dies sei jedoch kein individuelles Problem, wie Denise Schiebel schildert: "Die AOK zählte 2020 durchschnittlich 5,5 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 1.000 Mitglieder aufgrund dieser Diagnose. Damit hat sich die Diagnosehäufigkeit im letzten Jahrzehnt deutlich erhöht. Auch das Krankheitsvolumen dieser Diagnosegruppe hat sich rapide erhöht: waren es 2005 noch 13,9 Krankheitstage, registrierte die AOK 2020 durchschnittlich 131,7 AU-Tage je 1.000 Mitglieder. Hochgerechnet auf alle gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten ergeben sich daraus für 2020 rund 180.000 Burnout-Betroffene mit kulminierten 4,5 Millionen Krankheitstagen." Auch die Zahlen und Erkenntnisse von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) im Kompendium "Arbeitswelt im Wandel: Zahlen - Daten - Fakten (2020)" seien bedenklich. Dort heiße es, dass jede vierte bis fünfte Führungskraft an ihrer Leistungsgrenze arbeite. "Insbesondere Covid hat den Druck auf Führungskräfte noch einmal verstärkt. Von ihnen wurden plötzlich neue und bisher unbekannte Fähigkeiten gefordert, wie das Führen auf Distanz, neue Regelungen, die eingehalten werden mussten, digitale Calls und die Technik dahinter. Und die Lage hat sich keineswegs entspannt. Täglich sind die Unternehmen konfrontiert mit den explodierenden Energiekosten, Lieferschwierigkeiten, Personalmangel und der drohenden Rezession", so Egon Schiebel
Wenn Stress nicht bewältigt wird, führt er zu chronischer Erschöpfung
Viele Führungskräfte hätten einen hohen Anspruch an sich selbst und ihre Leistung. Sie legten großen Wert auf ihre Performance. Lange Arbeitszeiten, Überstunden und dauernde Erreichbarkeit gehöre zum Arbeitsalltag. Das gehe teilweise zu Lasten der eigenen Emotionen, wie Denise Schiebel ausführt: "Die eigenen Bedürfnisse geraten in den Hintergrund und werden manchmal gar nicht mehr wahrgenommen. Gleichzeitig müssen Führkräfte jedoch den Kontakt zum Team aufrechterhalten, was in Zeiten von Homeoffice, Unsicherheit und Untergangsstimmung zur großen Herausforderung wird. Mitunter ist die daraus resultierende chronische Erschöpfung der Start für den schleichenden Prozess zum Burnout." Per se sei Stress nicht negativ zu bewerten, denn er könne Menschen zu Höchstleistungen bewegen. Werde er allerdings nicht bewältigt und komme immer mehr Stress hinzu, so könne daraus chronischer Stress entstehen. Die Folgen davon fasst Denise Schiebel wie folgt zusammen: "Dieser ist beispielsweise mit höheren Fehlerquoten, Konzentrationsschwächen, Arbeitsgedächtnis-Problemen und geringerer Leistungsfähigkeit verbunden. Er verhindert eine effektive Problemlösung und lässt die Aufmerksamkeitsspanne sinken. Man fühlt sich zudem ausgelaugt, emotional und körperlich erschöpft." Erhöhte Stress- oder Druckphasen seien normal, dennoch werde der Übergang von einem vernünftigen Maß hin zu den ersten Stadien des Burnouts oft nicht erkannt, sondern als gewöhnliche Entwicklung akzeptiert. Gewöhne man sich an den Stress und die hohe Belastung, übergehe man oft gesundheitliche Warnsignale bis es zu spät sei und der Zusammenbruch folge. Aufgrund dessen sei es zielführend und wirksam, eine Kombination aus individuellen und organisationalen Ansätzen zur Stressprävention im Unternehmen anzubieten.
Die Psychische Gesundheit hat große Auswirkungen auf die Performance
Durch die Corona-Pandemie habe sich das Arbeitsleiben grundlegend verändert, was sich wiederrum stark auf Führungskräfte auswirke. Zur Verdeutlichung bezieht sich Egon Schiebel auf die Studie "Global Leadership Forecast 2021" der US-Führungskräfte-Beratung DDI und des HR-Experten Josh Bersiner. "Dort wird unter anderem aufgezeigt, dass Entscheider und Angestellte im Job so schnell ausbrennen wie nie. Die Krise führte sie ohne entsprechendes Gegensteuern also in Richtung Burnout. Fast 60% der Führungskräfte fühlen sich laut der Studie am Ende des Arbeitstages ausgelaugt und erschöpft." Unternehmen sollten Zahlen wie diese nicht ignorieren, denn die Gesundheit der Führungskräfte und Mitarbeitenden habe drastische Auswirkungen auf deren Performance. Denise Schiebel führt hierzu die Zahlen des Risk Outlook von International SOS , einem Sicherheits- und Assistenzanbieter, für den in 75 Ländern rund 1.000 Fachkräfte zur Mitarbeitergesundheit befragt wurden, an. "36% der Befragten gehen davon aus, dass die psychische Gesundheit 2022 eine erhebliche Performance-Delle verursachen wird." Laut Paula Davis, Gründerin des Stress & Resilicene Institute , kosteten die Negativfolgen durch Burnout die US-Wirtschaft jährlich ca. 100 Milliarden US-Dollar. Des Weiteren wiesen Organisationen mit hohen Burnout-Raten unter anderem höhere Fehlerraten, mehr Krankheitstage, eine geringere Produktivität, niedrigere Kundenzufriedenheitswerte und deutlich mehr Personalwechsel auf.
Weiche Faktoren werden immer bedeutender
Damit große wie kleine Herausforderungen gemeistert werden können, spiele vor allem die Wertschätzung der eigenen Gesundheit eine Rolle sowie die Werte im täglichen Handeln. Eine starke und positive Unternehmenskultur, welche geprägt von einer guten Fehlerkultur, gelingenden Beziehungen und kooperativer Zusammenarbeit ist, sei hierfür essenziell. Auch ein gut aufgestelltes Team und wirtschaftliche Sicherheit trügen dazu bei, Herausforderungen zu meistern. In einer zweijährigen internen Studie hat Google 2015 Faktoren für erfolgreiche Teams ermittelt. Besonders fünf Aspekte, die sich teilweise mit den gesundheitserhaltenden Faktoren der Salutogenese decken, zeichnen diese aus. Dazu zählten: psychologische Sicherheit, Zuverlässigkeit, Struktur und Klarheit, Sinnhaftigkeit der Arbeit sowie Wirksamkeit und Einfluss. "Die Wissenschaft bestätigt, dass es sich für Unternehmen lohnt, auch auf diese weichen Faktoren wert zu legen. Ein Team, das sich versteht, kooperativ und kollaborativ arbeitet, in dem transparent geführt wird und die Mitarbeitenden ein hohes Zugehörigkeitsgefühl, Sinn und Freude erleben, ist demnach wesentlich gesünder und erfolgreicher als andere Teams", erklärt Denise Schiebel.
HR kann eine positive Unternehmenskultur fördern
Insbesondere in der Anfangsphase einer Überlastung lasse sich noch viel bewirken, weshalb Denise Schiebel HR-Partnern rät, Führungskräfte wertschätzend darauf anzusprechen, wenn sie bemerken, dass es diesen momentan nicht gut gehe, sie zu viele Überstunden anhäufen oder zu wenige Pausen machen. Ein wesentlicher Faktor, der viel dazu beitrage, Burnout und chronischem Stress entgegenzuwirken, sei die Unternehmenskultur. Hier helfe es, kleine und stetige Maßnahmen einzuführen, die die Regeneration während der Arbeitszeit unterstützen, die Resilienz fördern und zu einer positiven Führungs- und Unternehmenskultur beitragen.
Kostenlose Webinare für Führungskräfte
In kostenlosen 60-minütigen Webinaren zeigt Denise Schiebel viele wirkungsvolle Methoden und Übungen, wie Führungskräfte besser mit Druck und Stress umgehen können - insbesondere in Zeiten der Veränderung. Informationen und die Anmeldung zu den Webinaren finden Sie unter: https://www.schiebel-consulting.de/webinar/
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