Pressemitteilung von Heitlinger Genusswelten

"Die klimatische Vielfalt eines Jahrzehnts"


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"Die klimatische Vielfalt eines Jahrzehnts"Von Bozen bis nach Rüdesheim glich das Weinjahr einer Achterbahnfahrt. Zahlreiche Wetterkapriolen stellten Winzer in vielen Anbaugebieten vor knifflige Herausforderungen - auch in Baden bei den Heitlinger Genusswelten gab es Hochs und Tiefs. Der Videograph Dennis Debiase hat das Weinjahr der Heitlinger Genusswelten in emotionalen Bildern festgehalten. Das Video wurde auf deutsch und auf englisch produziert. Patrick Jacklin, Teil der dritten Generation in den Heitlinger Genusswelten, schildert im folgenden Interview seine ganz persönliche Sicht auf das Weinjahr 2023.

Was war an diesem Jahr für Sie besonders bemerkenswert?

Patrick Jacklin: "2023 vereinte die klimatische Vielfalt eines Jahrzehnts in einem Jahr. Krasse Niederschläge, starke Trockenheit, große Hitze und kurze Kälteperioden - ein Extrem folgte dem nächsten. Für uns als biodynamisch arbeitende Winzer hatten diese Wetterwechsel zur Folge, dass unsere Pflanzenschutzsaison ein einziges Auf und Ab war. Zum Glück hatten wir uns gut darauf vorbereitet und konnten schnell reagieren, wenn das Wetter wieder einmal umschwang."

Dabei begann das Weinjahr doch eigentlich recht entspannt, oder?

"Absolut. Der Winter war recht warm, wir konnten die Reben in Ruhe schneiden. Der sanfte, "wundarme" Rebschnitt bildet eine wichtige Grundlage für die Qualität des neuen Jahrgangs. Wir gehören zu den ersten Betrieben in Deutschland, die diese schonende Schnittmethode von Simonit & Sirch vor Jahren aus Italien übernommen haben. Es ist uns dabei sehr wichtig, jede Rebe individuell zu betrachten und die Unterbrechung des Saftflusses so gering wie möglich zu halten."

Bevor es stürmisch wurde, rüsteten Sie sich im Weinberg technisch mit Drohnen und Robotern aus, oder?

"Ich glaube, wir sind aktuell einer der einzige Betrieb, der neben Schafen auch Drohnen und Roboter im Weinberg einsetzt. Nach der erfolgreichen Feuertaufe im letzten Jahr, haben wir in diesem Jahr mit einer zweiten Drohne gearbeitet. Neben dem Pflanzenschutz haben wir die Drohnen auch zur Ausbringung unsere biodynamischen Pärperate verwendet. Ergänzend zu den Drohnen haben wir erstmals einen Pflanzenschutzroboter im Einsatz gehabt, der deutlich leichter als ein Traktor ist. Damit beugen wir Bodenverdichtung vor."

Mit der Reifeperiode wurde es dann unbeständig?

"So ist es. Das turbulente Wetter hat uns ordentlich auf Trab gehalten. Hitze, Kälte, Trockenheit und Nässe - die Reifephase 2023 hatte vieles zu bieten. Positiv ausgedrückt: Uns wurde in diesem Jahr nicht langweilig und die Erträge waren recht hoch. Wir müssen nicht jedes Jahr Ertragsreduzierung zu Gunsten der Qualität durchführen. In diesem Jahr haben wir uns jedoch in vielen Lagen dafür entschieden. Das Hin und Her der Saison war für die Reben ein Stressfaktor und Qualität geht bei uns immer über Quantität!"

Versöhnlich wurde es schließlich im Herbst: Das Wetter war größtenteils traumhaft. Die Trauben erhielten auf den letzten Metern noch ein paar wohlverdiente Sonnenstunden. Wann haben Sie mit der Ernte begonnen?

"Am 6. September haben wir die ersten Chardonnay Trauben für den neuen Heitlinger Blanc de Blanc Sekt geerntet. Ein paar Tage später ging es weiter mit Auxerrois aus der Großen Lage Hassapfel. Es folgten die weißen Burgundertrauben in absoluter Spitzenqualität. Die kniffligste Sorte in diesem Jahr war der Pinot Noir - die Rebsorte ist empfindlich gegenüber plötzlichen Wetterumschwüngen. Daher wurde unsere ohnehin aufwendige Handlese durch eine intensive Auslese per Hand noch intensiviert. Nur so konnten wir die Qualität erhalten, die wir anstreben. Durch das Aussortieren wurde die diesjährige Pinot-Menge etwas kleiner, aber wir konnten unsere gewohnte Traubenqualität in den Keller bringen."

Handlese versus Roborter - wie geht das zusammen?

"Die Kombination aus modernster Technik und Handarbeit ist für uns ein wesentlicher Teil der Philosophie und auch nicht widersprüchlich. Am Ende wollen wir das bestmögliche Ergebnis auf die Flasche bringen. Das erfordert einerseits viel Handarbeit - vor allem im Weinberg. Anderserseits nutzen wir Drohnen, Roboter und andere moderne Technolgien genauso selbstverständlich, wenn sie zu einer hohen Qualität beitragen.

Mit Hilfe unseres Teams können wir jede einzelne Traube von Hand pflücken. Zusätzlich treffen unsere Gutsweine direkt beim Ausladen aus unseren luftgefederten Kühlanhängern auf unsere optische Sortiermaschine. Sie kontrolliert mit Hilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera, ob die einzelne Beere unsere definierten Qualitätsstandards für Größe, Farbe und Form erfüllt."

Wie beschreibens Sie Ihre Kellerphilosophie?

"Wir versuchen, im Keller so wenig wie möglich einzugreifen. Schließlich wollen wir im Glas die Geschichte des Weinbergs erzählen und nicht die des Kellermeisters. Unsere Weine vergären in der Regel spontan. Wir verzichten auf Zusatzstoffe, minimieren den Schwefelgehalt und nutzen eher die Schwerkraft als mechanische Pumpen."

Ihr Fazit?

"Das kommt 2028, wenn alle Weine gefüllt sind. Aktuell ist es noch ein bisschen früh. Aber so viel steht fest: Wir sind sehr zufrieden mit den 2023-ern und im Keller probieren wir den neuen Jahrgang schon mit einem Lächeln im Gesicht. Die harte Arbeit des ganzen Teams hat sich definitiv ausgezahlt."

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