Pressemitteilung von Christian Klaus

Gezielte Förderung statt Unterforderung


Familie, Kinder & Zuhause

(NL/6646832653) Braunschweig, im August 2012 Ihre Schulnoten sind vielleicht sogar ganz gut doch ihre schulischen Leistungen bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wenn begabte Kinder nicht das leisten, was aufgrund ihres IQs zu erwarten wäre, spricht man von Underachievern. Diese chronische Unterforderung kann gravierende Auswirkungen haben: So kann es zu Unausgeglichenheit in der Persönlichkeit, psychosozialen Reaktionen und sogar zu massiven Störungsbildern kommen. Und mit Blick auf den Fachkräftemangel ist auch der Ressourcenverlust auf dem Arbeitsmarkt bedenklich.
Dagegen setzt Bildungsexpertin Ursula Hellert, Gesamtleiterin des CJD Braunschweig, seit mehr als dreißig Jahren auf gezielte Förderungsprogramme.

Andauerndes Underachievement macht Schüler unzufrieden und unglücklich, erklärt Ursula Hellert. Es fördert Selbstzweifel und zwingt sie genauso häufig, diese durch unglaubliche Coolness und Gleichgültigkeit zu kompensieren. Den Umsetzungsprozess zwischen intellektueller Begabung und Leistung haben die Schüler dabei oft gar nicht selbst in der Hand. Die Unfähigkeit zur Selbststeuerung ist die entscheidende Frage, so die erfahrene Pädagogin. Beispiele dafür hat sie in ihrer langjährigen Praxis als Schulleiterin häufig erlebt. So erinnert sich die Gesamtleiterin des CJD Braunschweig an ein junges Mädchen mit Migrationshintergrund, das im Kindergarten jedes Sprechen verweigerte. Die Eltern waren durch eine ältere hochbegabte Tochter sensibilisiert und wandten sich glücklicherweise an uns. Nach einer entsprechenden Diagnostik verbrachte das Kind dann zwei Probetage in unserer Grundschule Hans-Georg-Karg-Schule. Danach erhielt sie die Erlaubnis, als Erstklässlerin zu starten. In der Schule sprach sie plötzlich lebhaft mit allen Schülern und erklärte am Ende: Jetzt darf ich bald in die Schule gehen. Dann kann ich auch im Kindergarten wieder sprechen.

Doch auch wenn sich dieses Kind später als extrem hochbegabt erwies, ein Schüler auf der Hauptschule mit einer Begabung für die Realschule ist ebenso Underachiever und leidet darunter, so Ursula Hellert. In beiden Fällen sind es die hilflose Familie sowie Lehrkräfte, welche das Underachievement nicht erkennen oder darauf nicht richtig reagieren können. Eine vom Rohstoff Wissen derart abhängige Volkswirtschaft wie Deutschland darf sich das eigentlich nicht leisten, erklärt die Bildungsexpertin weiter.

Sie setzt bei der Förderung ihrer Schüler auf Programme, in denen Individualisierung und Struktur in einer Balance entwickelt werden. Ihr Leitbild erklärt sie so: Wir achten die Begabung. Wir fördern die Leistung. Das ist ganz wichtig. Aber dafür müssen wir eine individuelle Beziehung zum jeweiligen Schüler aufbauen. Differenzierte Schulprogramme und eine Begleitung der Schüler durch interprofessionelle Teams aus Pädagogen, Lehrkräften und Psychologen sind ihr deshalb genauso wichtig wie beziehungs- und gemeinschaftsstiftende Elemente.

Dabei geht es der Bildungsexpertin nicht darum, sich dem allgemein herrschenden Trend der möglichst umfassenden Standardisierung an Schulen zu widersetzen. Schlussendlich geht es mir als Pädagogin darum, die Chance für ein gelingendes Leben zu ermöglichen, so das Fazit von Ursula Hellert.
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