Repräsentative Studie: Viele Deutsche haben finanzielle Sorgen
16.11.2015
Freizeit, Buntes & Vermischtes
25 Prozent der Deutschen beschreiben ihre wirtschaftliche Situation als gut, vier Prozent sogar als sehr gut. Doch über die Hälfte der rund 1.200 befragten deutschen Verbraucher fühlt sich finanziell weder gut noch schlecht aufgestellt. Mittelmaß. 18 Prozent geht es schlecht. Das sind Ergebnisse für Deutschland aus der europaweiten Studie "European Consumer Payment Report 2015" von Intrum Justitia, dem europäischen Marktführer im Kredit- und Forderungsmanagement. Befragt wurden zum dritten Mal über 22.000 Menschen in 21 Ländern.
Unvorhergesehene Ausgaben können immer kommen. Der Kühlschrank ist defekt, das Auto muss zur Reparatur, die Wasserleitung verstopft oder oder. "Deswegen sollte jeder Haushalt monatlich etwas zurücklegen können, und wenn es auch nur ein kleinerer Betrag ist. Das würde die finanzielle Situation entlasten und einige Ängste nehmen", meint Jürgen Sonder, Geschäftsführer der Intrum Justitia GmbH in Darmstadt. Tatsächlich können derzeit aber nur 56 Prozent der befragten Deutschen jeden Monat Geld zurücklegen, im Durchschnitt 200 Euro. 44 Prozent kommen gerade so mit ihrem Geld aus. 16 Prozent waren sich nicht sicher, aber 28 Prozent gaben konkret an, unvorhergesehene Ausgaben in Höhe eines halben durchschnittlichen Monatseinkommens nicht bezahlen zu können, ohne sich Geld auszuleihen. Für Deutschland liegt dieser Betrag bei 1.100 Euro. Dabei ist die europaweite Situation sogar noch schlechter: 38 Prozent aller Europäer schaffen es nicht, solche ungeplanten Rechnungen aus eigener Kraft zu bezahlen. "Dazu kommt, dass 23 Prozent der Menschen in Deutschland befürchten, dass ihr Geld bis zum Monatsende nicht reicht, wenn alle Rechnungen bezahlt sind", sagt Sonder. Viele Haushalte kämpfen jeden Monat darum, ihr Konto nicht weiter zu überziehen.
Auf der anderen Seite müssen deutsche Unternehmen im Schnitt 2,5 Prozent ihres Umsatzes abschreiben, weil Kunden nicht bezahlen oder nicht bezahlen können. Das kostet Arbeitsplätze und verhindert Investitionen. "Menschen können unverschuldet in kritische finanzielle Situationen kommen", sagt Sonder. Sein Credo ist es, sensibel auf die jeweilige Situation einzugehen und eine gemeinsame Lösung zu finden. "Ein persönlicher, sehr individueller Rückzahlungsplan ist selbstverständlich", so Sonder, der im Auftrag seiner Kunden Forderungen durch Übernahme der Prozesse im Forderungsmanagement geltend macht.
Im Durchschnitt pünktliche Zahler
Die Zahlungsmoral ist in Deutschland gut. 85 Prozent der Menschen sind der Meinung, dass es wichtig ist, Rechnungen stets pünktlich zu bezahlen. Diesem moralischen Anspruch lassen viele Taten folgen: Im Durchschnitt zahlen deutsche Verbraucher ihre Rechnung nach 13 Tagen. Die durchschnittliche Zahlungsfrist, die Konsumenten gewährt wird, liegt bei 14 Tagen. Dennoch haben 39 Prozent zugegeben, eine oder mehrere Rechnungen in den letzten 12 Monaten nicht rechtzeitig bezahlt zu haben. 32 Prozent aus Geldmangel, fast 70 Prozent hatten die Rechnungen schlicht vergessen. Die Hauptursache von finanziellen Schwierigkeiten in Deutschland sind nach Ansicht der Befragten vor allem die hohen Benzin- (72 Prozent, 2014: 76; 2013: 79 Prozent) und Energiepreise (73 Prozent, 2014: 79; 2013: 82 Prozent). Alle Einschätzungen mit abnehmender Tendenz, was für eine Entspannung spricht.
Auch wenn 73 Prozent der Deutschen glauben, dass sie ihre finanzielle Situation unter Kontrolle haben, sprechen sich genauso viele Menschen in Deutschland dafür aus, dass das Thema "Umgang mit Finanzen" im Privathaushalt in der Schule besser vermittelt werden müsste.
Mehr als 22.000 Menschen aus 21 Ländern haben an der erstmals 2013 publizierten Studie in diesem Jahr teilgenommen. Dabei wurden pro Land mindestens 1.000 Menschen befragt, die für ihre oder die Finanzen ihres Haushaltes verantwortlich sind. Das stellt einen repräsentativen Querschnitt durch die Bevölkerung dar. Die Ergebnisse zeichnen europaweit ein Bild der in Schieflage geratenen persönlichen Finanzen.
Zu den Ergebnissen der Studie (http://www.intrum.com/de/presse-publikationen/ECPR2015/).
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