Pressemitteilung von Frau Lena Weigelt

Für unauffällig zu elegant


Garten, Bauen & Wohnen

Für unauffällig zu elegantIm Hamburger Stadtteil Lokstedt fügt sich ein neues Bürogebäude gekonnt in sein bauliches Umfeld ein. Die Herausforderung bei Planung und Bau des Objektes lag in dem speziellen Grundstückszuschnitt: Dieses ist deutlich länger als breit. Damit eine gewerbliche Nutzung nach der Fertigstellung ohne Abstriche möglich ist, wurde die besondere Grundform schon bei der architektonischen Gestaltung und Innenraumplanung berücksichtigt. Als Baustoff kamen massive Mauerziegel zum Einsatz. Diese werden den Ansprüchen gerecht, die sowohl mit dem Baukonzept als auch der anschließenden Nutzung einhergehen.


Die im Hamburger Norden gelegene Siedlung Lokstedt war die längste Zeit ihres Daseins eine kleine Ansammlung von Bauernhäusern. Im ausgehenden 19. Jahrhundert avancierte sie zu einem bei der wohlhabenden Bevölkerung zunehmend beliebten Vorort. Heute besteht die Bebauung des im Ort liegenden Straßenzuges "Rütersbarg" aus Wohn- und Gewerbegebäuden verschiedener Epochen. Wobei vor allem die vor circa einem Jahrhundert entstandenen, teilweise villenartigen, hell verputzten und sparsam verzierten Wohngebäude angenehm auffallen. Die nach dem zweiten Weltkrieg erbauten Gebäude sind ebenfalls in lichten Farben verputzt oder mit Verblendsteinen in verschiedenen Rottönen verkleidet.


Heute ist Lokstedt ein Stadtteil von Hamburg und die städtebauliche Struktur des "Rütersbarg" eher unscheinbar. Bis auf wenige Ausnahmen verfügt der Straßenzug über eine intakte, aus Sattel- und Walmdächern bestehende Dachlandschaft. In diesem Umfeld befindet sich nun ein neues Bürogebäude, welches bereits in frühesten kartografischen Darstellungen des Hamburger Umlands zu erkennen ist. Das von den ortsansässigen Architekten Andreas Pflügelbauer und Julian Scheffczyk konzipierte Gebäude würde in diesen historischen Darstellungen jedoch keine auffälligen Spuren hinterlassen: ein langgestrecktes schwarz eingefärbtes Rechteck, das sich im Duktus der anderen Bauten in den städtebaulichen Kontext einfügt. Es liegt am nördlichen Ende der Straße, wo sich vor dem zweiten Weltkrieg zahlreiche Wäschereibetriebe angesiedelt hatten, die heute einer Büronutzung gewichen sind. Führt einen der Weg aber an dem neuen Bürogebäude vorbei, kann man nicht anders als innehalten. Viel zu selten überrascht traditionell moderne Architektur, die solch ein feines Gespür offenbart.


Eng - ja und?


Länger und schmaler geht nicht. Fast viermal so lang wie breit zwängt sich das Grundstück, auf dem das Gebäude errichtet wurde zwischen die bestehende Bebauung. Es bedarf schon einer besonderen architektonischen Vorstellungskraft die Bebaubarkeit eines solch ungewöhnlich geschnittenen Grundstückes zu erkennen. Wenig überraschend: Auch das Gebäude ist 37 Meter lang und gerade mal sieben Meter "breit". Dennoch vermittelt es keinen eingezwängten Charakter, sondern ganz im Gegenteil: Im Zusammenspiel mit den nördlich und südlich gelegenen Nachbargebäuden ergeben sich schöne dreiseitig geschlossene Hofsituationen, die das Gebäude im hinteren Bereich großzügig freistellen. Das Bauwerk fügt sich so auf ruhige, respektvolle Art in den Kontext ein und ergänzt die städtebauliche Situation logisch und zurückhaltend. Zur Straße hin präsentiert es sich reduziert und aufgeräumt mit seiner im Sinn der klassischen Architekturlehre dreigeteilten und klar strukturierten Stirnseite.


Feinkörniger heller Kratzputz, hochformatige gleichmäßig angeordnete Fensteröffnungen sowie das steil aufragende Walmdach greifen Architekturelemente der umgebenden Bauwerke auf. Die umlaufenden Putzbänder und das unterhalb des Obergeschosses angeordnete Profil-Gesims geben der Fassade eine klare horizontale Gliederung. Dies alles ist architektonische Gestaltung klassischer Prägung. In der radikalen formalen Vereinfachung aller Bauelemente jedoch führt der Entwurf mitten hinein in die Architektur der Moderne. Niedrigere Fensterhöhen sowie ein breiteres Putzband gestalten das sockellose Erdgeschoss zu einem geschosshohen "Sockel", der das Gebäude nahtlos aus dem Erdboden emporschießen lässt. Mit derselben Kompromisslosigkeit kappt ein steil geneigtes Walmdach selbiges in der Höhe. Auch der Rest ist beste Architekturschule: In gleichmäßig gesetzten vertikalen Achsen stehen Fenster auf Fenster, darüber raumhohe Gauben - dazwischen verlaufen vereinzelt symmetrisch gesetzte Regenfallrohre. Dies alles wird fein mit scharfkantigen Linien gezeichnet und schafft so die große Bühne für den mittig in die südliche Längsfassade gesetzten Eingang, der sich mit beidseitig gerundeten Mauern auffällig unauffällig zu erkennen gibt.


Ein stimmiges Konzept


Besser kann der Eingang auch nicht gesetzt werden, denn von außen kaum erkennbar teilt er das Gebäude auf seiner Hälfte und löst so elegant alle Grundrissprobleme. Bis zu sechs autarke Einheiten können abgetrennt und von dem zentral liegenden Treppenhaus erschlossen werden. Bei einer Gebäudebreite von knapp unter sieben Metern gibt es keine Belichtungsprobleme - der Raumaufteilung sind diesbezüglich also kaum Grenzen gesetzt. Vorzufinden sind sehr individuell angepasste Grundrisse: von durchgesteckten Großräumen bis hin zu Einzelräumen, die über einen seitlichen, langgestreckten Gang miteinander verbunden sind. Allen Konzepten gemeinsam ist das großzügig über die Nordfassade einfallende Tageslicht.


Gretchenfrage nach dem Wandaufbau


Bei so hoher architektonischer Qualität stellt sich die Frage, ob diese wörtlich durch geht oder: Wo endet sie? Das Verlangen, an die Fassade zu klopfen, ist groß und der dunkle Ton entkräftet die schlimmsten Befürchtungen. Also kein WDV-System und aufgeklebte Dämmstoffgesimse, sondern - ganz in der Ziegeltradition Hamburgs - massives Mauerwerk durch und durch. Alles andere wäre auch eine große Enttäuschung. "In Ziegelbauweise, ansonsten Stahlbeton soweit statisch erforderlich" ist eine gängige Maklerphrase, um Stahlbeton als wertiges Ziegelmauerwerk zu verkaufen. Wird diese Devise jedoch so konsequent umgesetzt wie von Pflügelbauer und Scheffczyk, sieht das Ergebnis anders aus: Es ist nur noch wenig Stahlbeton zu finden, das meiste kann mit Ziegel besser gebaut werden.


Der Stahlbeton steckt wie üblich in der Bodenplatte, der Gründung sowie den Geschossdecken und dem Treppenhaus. Ansonsten wurde die Außenfassade nahezu komplett mit einem wärmegedämmten Hochleistungsziegel, dem "Unipor WS07 Coriso"-Mauerziegel, erstellt. Dass dies das bessere Konzept als Stahlbeton ist, davon sind die Architekten und auch die bei der Erstellung beteiligte Baufirma Elbe-Bau-Contor (Hamburg) überzeugt. Mauerziegel werden in der Umgebung gefertigt, sind somit ökologisch sinnvoll. Die für das Bürogebäude im "Rütersbarg" benötigten Ziegel lieferte das Ziegelwerk Otto Bergmann aus dem Kalletal, welches ein Mitglied der Unipor-Gruppe ist. Zudem ermöglicht die rein mineralische Dämmstoff-Füllung in den Ziegel-Hohlkammern auch in Zeiten verschärfter EnEV-Vorgaben monolithische Wandkonstruktionen. Für die Coriso-Dämmung wird Mineralwolle zu einem Dämmstoff verarbeitet. Dieser ist diffusionsfähig und hervorragend recyclebar, steht also für gesundes und ökologischen Bauen gleichermaßen. Der Gesamtaufbau der Außenwände ist klassisch: 1,5 Zentimeter Kalkinnenputz, der 36,5 Zentimeter breite "Unipor WS07 Coriso"-Mauerziegel sowie zwei Zentimeter Unterputz mit 1,5 Zentimeter Oberputz als Kratzputz. So etwas sieht man im Umfeld in ähnlicher Ausführung, wobei jedoch die historischen Vorbilder mangels Hochleistungs-Dämmziegeln bauphysikalisch weder im Schall- noch Wärmeschutz mithalten können. Mit einer monolithischen Ziegelkonstruktion auf 41,5 Zentimetern einen U-Wert von 0,184 W/(m²K) zu erreichen - davon konnten Architekten früher nur träumen.


Bei der hier angesprochenen langgestreckten Gebäudegeometrie ist solch ein niedriger U-Wert aufgrund des ungünstigen A/V-Wertes energetisch auch fast zwingend vorgegeben. Um 0,184 W/(m2K) im Außenmauerwerk zu erreichen, genügt es nicht, lediglich den "Unipor WS07 Coriso"-Mauerziegel "Stein auf Stein" zu setzen. Hier muss man schon ins Detail gehen. So sind zum Beispiel die Fensterlaibungen mit Wärmedämmputz ausgeführt und auch das große Angebot an Sonderbauelementen wurde intensiv genutzt, wie zum Beispiel dreiteilig kompakte Ziegel-Wärmedämmstürze und Deckenabmauerziegel der Unipor-Gruppe. Der Verarbeiter war mit der Qualität der gelieferten Mauerziegel hochzufrieden. Die Verlegung jedoch empfand er aufgrund der dünnen Stege anfangs als ungewohnt. Denn: Auch die Handhabung eines Mörtelschlittens muss gelernt sein. Nach kurzer Zeit geht dies jedoch locker von der Hand, mit dem Resultat einer wirtschaftlichen Verarbeitung der Mauerziegel sowie dünner gleichmäßiger Lagerfugen. Dicker als notwendig sollten diese nicht sein, da gerade im energetischen Hochleistungsmauerwerk jede gemörtelte Fuge eine unerwünschte Wärmebrücke ist.


Ein bisschen Gips darf sein


Bei dem energetischen Gesamtkonzept ist man mit einem hochwärmegedämmten Außenmauerwerk bereits auf der sicheren Seite, ohne hierbei eine Luft-Wärmepumpe als rein flankierende Maßnahme abzuwerten. Auch solche Bausteine gehören, zusammen mit unter anderem hochwärmegedämmten Fensterkonstruktionen, zum Gesamtpaket einer energetisch verantwortungsbewussten Architektur. Bei der Bestellung der Mauerziegel vermisste der Hersteller sicherlich die Chargen für das Innenmauerwerk. Wie so häufig jedoch steht bei Gewerbebauten die flexible Nutzung im Vordergrund. So auch bei diesem Vorhaben: Der Trockenbau machte daher das Rennen. Beim Ziegelmauerwerk denkt man in größeren Zeitfenstern und so findet man dieses überall dort, wo es am wichtigsten ist: in der Außenfassade des neuen Bürogebäudes.


Autor: Dipl.-Ing. Peter Gahr


Diese Pressemitteilung ist auch abrufbar unter: dako pr

Unipor Mauerziegel Mauerwerk Bürogebäude Unipor Coriso

UNIPOR Ziegel Gruppe
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