Monkey Business - Hongkonger Start-up belebt die Brettspiel-Kultur
04.08.2016
Handel & Dienstleistungen
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Als die beiden dann Kickstarter nutzten, dauerte es nur 38 Tage, bis sie mehr als 364.000 Euro über die weltweit größte Finanzierungsplattform für kreative Projekte zusammenbekamen. Mit der Unterstützung von insgesamt 1.800 Investoren konnte das Team die Produktionskosten decken.
"Wir waren überrascht, dass wir das benötigte Geld so schnell zusammen hatten", erzählt Ho. "Anfangs hatten wir überlegt, uns an verschiedene Banken zu wenden, aber glaubten, dass diese eher nicht an der Unterstützung unseres Projekts interessiert seien. Kickstarter erschien uns als die bessere Wahl." Nach seiner Aussage sind die meisten der Investoren aus den Vereinigten Staaten und Europa.
Die beiden Jungunternehmer lernten sich vor acht Jahren kennen. Bereits damals unterrichtete Wong, der die Miniaturfiguren für das Spiel in seiner Freizeit entwickelt, Bildhauerei. "Anfangs wollten wir einfache Figuren designen. Dann wäre es aber schwer geworden, das Spiel um weitere Figurensets zu erweitern. Deshalb entschieden wir uns für ein Brettspiel", erläutert Ho.
Das chinesische Thema macht das Brettspiel zu etwas Besonderem. "Für die Brettspiel-Community war dies etwas völlig Neues, da es derzeit noch keine Brettspiele gibt, die die östliche Kultur zum Thema haben. Einige kennen vielleicht schon Monkey King, einen der Hauptcharaktere in ´Journey to the West´. Da der Roman aber aus so vielen verschiedenen Geschichten besteht, glaubten wir, dass das Spiel sowohl für östliche als auch westliche Märkte interessant sein könnte", so Ho, der die einzelnen Geschichten schreibt und sich die Spielregeln ausdenkt.
Nachdem sich die beiden dazu entschlossen hatten, ein Brettspiel zu entwerfen, dauerte es zwei Jahre, um es zu einem marktreifen Produkt zu machen. Das Projekt neben ihren eigentlichen Jobs zu meistern, war nicht einfach. "Keiner von uns hatte Erfahrung bei Produktionsabwicklung und Werbemaßnahmen und das machte es zu einer sehr großen Herausforderung", so Ho.
Obwohl sich die Gründer im Klaren darüber sind, dass die Brettspiel-Kultur in Hongkong nicht sehr verbreitet ist, hoffen sie, das Interesse der Leute an traditioneller Unterhaltung über verschiedene Wege zu wecken. Dazu gehört unter anderem Personen die Spielregeln zu erklären, was das Team mittlerweile im Gaming Store "Fun Atelier" in Wan Chai macht. Bald wird Wong auch Kurse zum Thema Miniaturfiguren-Bemalen anbieten, das er den Leuten als mögliches Hobby näherbringen möchte.
Die Gründer hielten bereits Vorträge an lokalen Bildungseinrichtungen - dem Hong Kong Institute of Vocational Education (IVE) und dem PolyU Speed an der Hong Kong Polytechnic University. Dort berichteten die beiden über ihre Erfahrungen mit der Kickstarter-Kampagne und der Vermarktung ihres Brettspiels. Durch solche Vorträge wollen die Jungunternehmer Studenten vor Ort inspirieren, ebenfalls ihr eigenes Unternehmen zu gründen.
Marrow Production ist seither mit einigen IVE-Absolventen im Gespräch, um das Spiel auch als App herauszubringen. "Wir befinden uns immer noch in der frühen Entwicklungsphase, aber in etwa ein bis zwei Jahren wird es das Spiel hoffentlich auch als App geben." Sobald es als mobile Version verfügbar ist, rechnet Ho mit dem Durchbruch in Hongkong.
Ein wichtiger Meilenstein war die Teilnahme des Unternehmens an der deutschen Messe "Spiel Essen", wo man den jetzigen Herausgeber "Edge Entertainment" traf. Der Verleger hilft dem Start-up nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Übersetzung des Spiels ins Spanische, Französische und Deutsche. Anfang nächsten Jahres sollen diese Versionen zur Verfügung stehen.
Nach dem Produktionsbeginn des Brettspiels in Hongkong und in drei weiteren Länder will sich Marrow Production nun auf Brasilien, die USA und Australien konzentrieren, wo es beachtliche Gaming Communitys gibt. "Unser Herausgeber hilft uns dabei, wichtige Kontakte zu diesen Ländern aufzubauen. Da wir mittlerweile bekannter sind, wird alles etwas einfacher. Inzwischen haben wir auch eine Facebook-Seite, auf man mehr über uns erfahren kann."
Da das Start-up durch die Kickstarter-Kampagne über eine beachtliche Anzahl an Investoren verfügt, konzentriert man sich nun darauf, die Händlerbasis zu vergrößern. "Wir suchen keine Investoren mehr, sondern ziehen den Verkauf von Patenten in Betracht. Wir haben uns aber noch nicht wirklich mit dem Thema befasst, da derzeit die Produktion noch Vorrang hat." Ho sieht aber großes Potenzial im Patentverkauf. "Jetzt, wo unsere Marke aufgebaut ist, könnten wir auch - über die Brettspiele hinaus - Spielzeug und Bekleidung produzieren."
Für nächstes Jahr sind "Spider Demons" und "White Bone Demons" in Arbeit, die das Spiel mit einer separaten Box ergänzen. "Wir werden unsere Geschichten genau wie in ´Journey to the West´ fortsetzen und dadurch expandieren", so Ho.
Um das Boardgame auch in anderen Märkten bekannt zu machen, nimmt Marrow Production diesen Sommer an der US-amerikanischen Gaming Show "Gen Con" teil. Ziel ist es, dort weitere Geschäftskontakte zu knüpfen, das Spiel bekannter zu machen und die neuen Miniaturfiguren zu präsentieren.
Da es in den letzten Jahren eine große Herausforderung war, das Konzept an Herausgeber und Händler zu verkaufen, zeigt sich Ho vom Ausmaß des derzeitigen Erfolgs überrascht. Anfangs dachten wir, es sei ausreichend für uns, etwas zu entwickeln, dass die Leute mögen. Dies haben wir nicht erwartet."
* Reise: Zorn der Dämonen
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