50 Prozent aller Einsätze von Rettungsdiensten bei Pflegebedürftigen sind notfallmedizinisch nicht notwendig
14.02.2011
Handel & Dienstleistungen
Hamburg, 14. Februar 2011 - Zu diesem und weiteren überraschenden Ergebnissen kommt die repräsentative SAETAS Assistenzstudie 2011, die eine Gruppe von unabhängigen Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern unter der Leitung von Markus Bönig in der Zeit von Dezember 2010 bis Januar 2011 durchgeführt hat. Ziel der Assistenzstudie ist es, die soziale Lage von Menschen mit Assistenzbedarf transparent zu machen. Gemeint sind damit sowohl Pflegebedürftige, als auch Menschen mit demenziellen Erkrankungen, aber auch mit Behinderungen sowie psychischen Erkrankungen. Mit diesem sehr breiten Fokus über mehrere Teilpopulationen hinweg liegen nun erstmals, nach Wohnform differenzierte, Einschätzungen von Rettungskräften vor. Insgesamt 132 Fragen zu allen Aspekten der sozialen Lage mit knapp 600 Antwortmöglichkeiten und 10 freien Kommentarfeldern haben eine Fülle unterschiedlicher Erkenntnisse generiert, die nun als Auswertung vorliegen.
In Kooperation mit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf wurden insgesamt 272 Rettungssanitäter und Rettungsassistenten von unterschiedlichen Rettungsdiensten aus dem gesamten Bundesgebiet online nach "der wahren sozialen Lage von Menschen mit Assistenzbedarf" befragt. "Neben Ärzten verfügt vor allem diese Berufsgruppe über ausführliche Einblicke in die tatsächliche Situation dieser Menschen", erklärt SAETAS-Geschäftsführer Markus Bönig. Die zu rund 90 Prozent männlichen Teilnehmer der Studie sind überwiegend bereits mehr als 5 Jahre und zu 40 Prozent mehr als 10 Jahre in einem Rettungsdienst tätig.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammengefasst:
90% der Menschen mit dauerhaftem Assistenzbedarf sind älter als 60 Jahre.
Pflegekräfte und Angehörige sind für alle Teilpopulationen nahezu einzige Hilfsquelle.
50% der Notfalleinsätze sind notfallmedizinisch nicht notwendig.
60% aller Notfalleinsätze mit Pflegebedürftigen finden im Heim statt.
50% aller Pflegebedürftigen werden zum Sterben abgeholt.
Ein juristisch-palliativer Notdienst wird benötigt.
Keine sprachlichen und sonstigen Zugangsbarrieren erkennbar.
Prekäre Wohnsituationen sind in allen Wohnformen die absolute Ausnahme.
Prekärer Allgemeinzustand ist in allen Wohnformen die absolute Ausnahme.
40% aller pflegebedürftigen Heimbewohner sind wundgelegen.
Häufig nur isolierte Konzentration auf akutes Gesundheitsereignis.
Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten fehlen häufig.
60% der Angehörigen sind überfordert, Pflegekräfte dagegen nur selten.
Nahezu 100% der Wohnungen von Pflegebedürftigen müssten barrierearm umgebaut werden, um eine Rückkehr zu ermöglichen.
Unabhängige und umfassende Beratungsstellen werden gebraucht.
60% empfinden das Betreute Wohnen als optimale Wohnform.
Patienten wünschen sich mehr Menschlichkeit.
Ausführliche Ergebnisse der Studie unter: http://www.reifenetzwerk.de/SAETAS-Assistenzstudie
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Itzenbütteler Straße 121A 21266 Jesteburg
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