Auch Online-Handel unter Druck - Insolvenzen ziehen an.
26.03.2025
Handel & Dienstleistungen

Die Inflation mag sich stabilisiert haben, doch für Verbraucher und Händler bleibt die Realität eine andere. Das zeigen aktuelle Recherchen der Teams von mutual.de und Unideal.de. Während die Preise in Deutschland weiter steigen, erleben sowohl Innenstädte als auch der Online-Handel einen beschleunigten Wandel: Die Vielfalt schwindet und kleine Anbieter kämpfen ums Überleben.
Trotz gesunkener Inflationsrate bleibt das Preisniveau im Jahr 2025 hoch, während Kaufkraft und Konsumlaune sinken. Trauriger Beweis sind immer mehr leerstehende Ladenflächen in deutschen Innenstädten. Im Jahr 2024 haben laut der jährlichen Insolvenz-Analyse von CRIF 21.964 Unternehmen in Deutschland Insolvenz angemeldet. Das entspricht einem Anstieg um 23,1% im Vergleich zum Vorjahr 2023 (17.847 Insolvenzen). Experten rechnen mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Firmenpleiten 2025.
Während offizielle Statistiken eine moderate Inflation von 2,2% für 2024 meldeten, zeigte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, dass die gefühlte Inflation bei Verbrauchern im Jahr 2024 bei 15,3% lag. Den Beleg für die rasante Verteuerung des Alltags liefert mutual.de mit einer historischen Analyse des Big-Mac-Index für Deutschland . Der Index dient weltweit als Maßstab für Kaufkraftvergleiche. Bei historischer Betrachtung der Preise in Deutschland wird deutlich: Trotz offiziell gesunkener Inflation bleiben die Preise (mangels Deflation) hoch und bestätigen damit die Werte der gefühlten Inflation. Konsumenten müssen oft für den gleichen Warenkorb deutlich mehr zahlen als noch vor wenigen Jahren.
Der Negativtrend setzt sich auch im digitalen Raum fort. Das Team der Schnäppchenwächter von Unideal.de hat recherchiert, dass immer mehr Affiliate-Partner seit 2023 Insolvenz anmelden mussten. Waren es 2022 noch 2.175 Affiliate-Partner, schrumpfte die Zahl an Partnerschaften über große Affiliate-Netzwerke wie AWIN, Tradedoubler, Adcell, CJ oder Belboon bis Anfang 2025 auf 1.578 Partnerschaften. Zahlreiche langjährige Partner haben Insolvenz angemeldet oder den Geschäftsbetrieb aufgrund mangelnder Umsätze direkt aufgegeben. Darunter befinden sich kleinere Händler wie Titus, Weinober oder Brettspiel-Pioniere, aber auch einstige Branchengrößen wie Esprit, Depot, Weltbild, Weck Gläser oder Tupperware. Diese konnten sich am Markt nicht mehr halten und gingen Konkurs.
"Es ist schade, wenn Partnerschaften beendet werden, aber noch trauriger sind Insolvenzen. Wenn eine Kooperation aus wirtschaftlichen Gründen beendet werden muss, arbeiten wir oft trotzdem weiter, posten Deals, Rabatte und Aktionen, auch wenn wir nichts mehr daran verdienen.", sagt Dirk Ehrlich, Geschäftsführer der Pharetis GmbH und Betreiber von Unideal.de und mutual.de.
In Kombination mit der generellen Zurückhaltung der Konsumierenden setzt sich auch ein Trend fort, den wir schon seit einigen Jahren beobachten: Große Online Marktplätze wie Amazon oder Temu verdrängen zunehmend die kleinen Online Shops (insbesondere der Segmente Mode, Medien und Technik). Sie können durch ihre enorme Marktmacht Preise anbieten, mit denen kein kleiner Shop mithalten kann und die durch die Inflation angeschlagenen Konsumenten nehmen das Angebot nur allzu gerne an. Nutzer haben hier theoretisch Zugang zu allem - praktisch jedoch wird das Angebot eintöniger und die Arbeitsplätze im Back-Office der lokalen Online Shops verschwinden.
Die wirtschaftlichen Folgen zeigen sich auch in steigenden Entlassungswellen. So verliert z.B. Otto in Leipzig 160 Mitarbeiter, Sportartikel-Gigant Puma in Herzogenaurach 150 Mitarbeiter und der Heimtierbedarf-Händler Zooplus entlässt rund 6% seiner Beschäftigten.
Die Teams von mutual.de und Unideal.de dokumentieren, was viele bereits spüren: Die Inflation mag offiziell wieder auf Normalniveau sein, doch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen bleiben. Vielfalt im Handel - ob offline oder online - nimmt ab, während die Kosten für Verbraucher weiterhin hoch sind. Die Frage bleibt: Ist das eine
Entwicklung, die wir wirklich zulassen wollen?
Definition Big-Mac-Index:
Der Big-Mac-Index ist ein wirtschaftlicher Indikator, der von der Zeitschrift The Economist entwickelt wurde, um die Kaufkraftparität (PPP) verschiedener Währungen zu vergleichen. Er basiert auf dem Preis eines Big Macs in verschiedenen Ländern und zeigt, ob eine Währung im Vergleich zum US-Dollar über- oder unterbewertet ist. Damit können Preisniveau und Lebenshaltungskosten verglichen werden. Der Big Mac von McDonalds spiegelt damit im jeweiligen Land eine Gesamtheit von Einflussfaktoren wie Energie, Lohnkosten, Lieferketten, Lebensmittelpreise etc. wider.
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