Revolution Eigenheim: Kontroverse Gespräche über bezahlbaren Wohnraum
26.05.2017
Immobilien
Ludwigsburg - "Wir erleben seit 2009 steigende Immobilien- und Grundstückspreise. Das Gut Eigenheim wird knapper und ist für Menschen mit mittlerem Einkommen heute schlichtweg nicht mehr bezahlbar", erklärt Senator h. c. Karl Strenger, geschäftsführender Gesellschafter der Strenger Gruppe, die Motivation der Revolution Eigenheim. "Die Politik hat mit Bündnissen für Wohnen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene reagiert. Wir als Immobilienunternehmen und auch die Berufsverbände müssen heute jedoch erkennen, dass diese Maßnahmen zu keinen richtigen Ergebnissen geführt haben." Um Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wachzurütteln, habe die Firma Baustolz die Revolution Eigenheim initiiert. Den öffentlichen Dialog über bezahlbaren Wohnraum führte Strenger am gestrigen Mittwoch mit Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, Jochen Haußmann, stv. Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag Baden-Württemberg, Michael Hennrich, Vorsitzender von Haus und Grund Württemberg, Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW-Landesverbandes und dem Fachjournalisten Sven Hahn. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion im Ludwigsburger Scala vom Herausgeber des Immobilienbriefs Stuttgart Frank Peter Unterreiner.
Über 15 unangemeldete Guerilla-Demos, provokative Slogans auf Großplakaten in Ballungszentren und ein Brief mit informeller Anrede, der an über tausend Politiker versandt wurde, seien drei von mehreren ungewöhnlichen Aktionen, die in den vergangenen sieben Monaten von Baustolz organisiert wurden, erläutert Frank Peter Unterreiner die Offensive. Boris Palmer sieht die unkonventionelle Herangehensweise des Unternehmens gelassen: "Das Thema bezahlbarer Wohnraum ist wichtig und wir müssen alarmiert sein, sonst rutschen wir in massive soziale Friktionen." Für einen Paradigmenwechsel spricht sich Jochen Haußmann aus. "Mehr Geld in der Landeswohnraumförderung ist eine Maßnahme", sagt Haußmann. "Aber wir müssen weiterhin schauen, wie wir das Bauen vergünstigen können." Michael Hennrich betont die Vielschichtigkeit der Problematik: "Ein hohes Maß an Verantwortung trägt die Politik." Doch letztendlich müsse jede Partei ihren Beitrag dazu leisten, um Bauen wieder bezahlbarer zu machen. "Wenn Bund und Land ihre Hausaufgaben machen, wäre schon viel geholfen." Die Wohnraumallianz in Baden-Württemberg sieht Hennrich als Fortschritt.
Klare Worte findet auch Sven Hahn: "Die Politik wischt gerade das auf, was sie über Jahrzehnte versäumt hat." Eine Entschlackung der Landesbauordnung hält Hahn für ein unrealistisches Versprechen: "Regulierungen zurückzuschrauben, bedeutet sich mit Lobbygruppen anzulegen. Und das machen Politiker nicht gerne." Palmer hält dagegen: "Ohne eine Entschärfung der Gesetzgebung wird sich nichts ändern und Gesetze werden von allen gemacht, die Erwartungen haben - Seien es Lobbyisten, Bürger oder Medien." Über die Notwendigkeit eines offenen und ehrlichen Austausches der unterschiedlichen Parteien waren sich im Verlauf der Diskussion alle Podiumsgäste einig.
Auf die Frage, wie sich die Offensive Revolution Eigenheim auf das Image der Immobilienbranche auswirkt, antwortet Gerald Lipka: "Mit den Aktionen zeigt Baustolz, dass sich auch ein marktwirtschaftliches Unternehmen sehr wohl der gesellschaftlichen Problematik um bezahlbaren Wohnraum widmen und zur Diskussion darüber anregen kann."
Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Podiumsgäste: Michael Hennrich, Vorsitzender von Haus & Grund Württemberg; Sven Hahn, Titelautor der Stuttgarter Nachrichten; Senator h.c. Karl Strenger, geschäftsführender Gesellschafter der STRENGER Gruppe; Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW-Landesverbandes, Jochen Haußmann, stv. Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag Baden-Württemberg; Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen; Moderation: Frank Peter Unterreiner, Herausgeber Immobilienbrief Stuttgart.
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