Digitalisierung im Gebäudesektor - Chancen und Herausforderungen für den Klimaschutz
14.12.2023
Immobilien
Gebäude sind echte CO2-Schwergewichte. Werden alle Emissionen eingerechnet, hat das Heizen, Kühlen, Bauen und Entsorgen von Gebäuden einen Anteil von 40 Prozent an den CO2-Emissionen - in Deutschland und weltweit. Um den CO2-Fußabdruck des Sektors schnellstmöglich zu senken, sind sehr ambitionierte, teils disruptive Maßnahmen erforderlich. Dabei geht es nicht nur um den Klimaschutz: Hohe Einsparungen im Energieverbrauch von Gebäuden schützen Mieter*innen und Eigentümer*innen vor den Folgen steigender Energiepreise.
Als wesentliche Stellschrauben für einen klimaneutralen Gebäudesektor nennt das Gutachten "Gebäudestrategie Klimaneutralität 2045 ", eine Metaanalyse verschiedener Studien, die 2022 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Klimaschutz erstellt wurde, drei zentrale Maßnahmen: Die Wärmenachfrage von Gebäuden muss deutlich zurückgehen, die Wärmeerzeugung muss so schnell wie möglich nahezu vollständig auf erneuerbaren Energien basieren und im Neubau muss ressourceneffizient gebaut werden.
Wie digitale Technologien bei diesen Maßnahmen unterstützen können, dieser Frage ist das RESET Greenbook "Gebäudewende: Häuser und Quartiere intelligent transformieren ", gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in Anwendungsbeispielen und Interviews nachgegangen.
"Dabei hat sich gezeigt, dass digitale Lösungen in sämtlichen Bereichen und Lebenszyklusphasen zum Einsatz kommen können", so Uta Mühleis, Gründerin von RESET. "Indem Sensoren, Software und Plattformen sämtliche Verbräuche erfassen, transparent machen und daraufhin optimieren können, helfen digitale Anwendungen, Heizenergie und andere Ressourcen einzusparen. Simulationen unterstützen bei der Sanierung, indem sie verschiedene Maßnahmen und ihr Zusammenspiel darstellen und bewerten können. Und im Neubau wird hiermit die Planung von intelligenten Konstruktionen und nachhaltigen Wärmekonzepten möglich. Außerdem ist die digitale Erfassung der Materialien und Bauteile ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft, da diese Informationen zu deren Wiederverwendung beitragen. Letztlich steckt in digitalen Lösungen, allem voran dem Building Information Modelling (BIM), das Potenzial, alle beteiligten Akteure über den gesamten Lebenszyklus zusammenzubringen und so Kreisläufe nachhaltig zu schließen."
Doch trotz der Tatsache, dass digitale Anwendungen nachweislich den Energie- und Ressourcenverbrauch im Gebäudesektor senken können, was zudem langfristig Kosten für Mieter*innen, Wohnungsgesellschaften und Eigentümer*innen einspart, werden sie bisher noch nicht in der Breite eingesetzt. Wie der Transformationsdruck erhöht werden kann, fasst der Policy Brief von RESET zusammen. "An erster Stelle sind verschärfte Auflagen zum Klimaschutz im Gebäudesektor nötig, denn die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung reichen bei Weitem nicht aus, um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen", sagt daher auch Sarah-Indra Jungblut, Redaktionsleitung von RESET.
Zudem sind mehr mutige, innovative Projekte sowie eine ausführliche Analyse und Forschung gefragt, da viele Technologien noch in der Erprobungsphase sind. Hier ist auch die Zusammenarbeit von Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft notwendig. Und soll die Vernetzung von Energiesystem, Mobilitätssektor und Gebäudesektor gelingen, sind übergreifende Digitalisierungsstrategien nötig.
Allerdings, so betont Jungblut, sollte immer auch die Ökobilanz der Anwendungen selbst im Blick behalten werden. "Eine nachhaltige Digitalisierung kann nur dann gelingen, wenn nicht blind, sondern maßvoll digitalisiert wird. Gelingen kann dies u. a. durch Ökodesign-Anforderungen auf Bundes- und EU-Ebene, die die Nachhaltigkeit der digitalen Anwendungen unterstützen."
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