Erstes Foto vom Bühnenbild der Superlative beim Berlin Tattoo in der O2 World
03.11.2011
Kunst & Kultur
Die Zahlen sind schwindelerregend: aus 1.000 qm Stoff und 36 Tonnen Gerüstmaterial wird in nur 24 Stunden das Brandenburger Tor in 85 Prozent der Originalgröße in der O2 World aufgebaut. "Kleine Zeitfenster gibt es oft bei Hallenevents", sagt Projektkoordinator Jan Keller. Extrem ungewöhnlich sei hingegen, in dieser kurzen Zeit ein so großes Bauwerk aufzustellen. Ausschlaggebend war die Vorgabe des Produzenten Erik Julliard, der das Brandenburger Tor "nicht so groß wie nötig, sondern so groß wie möglich" aufbauen wollte. Das Tor, inklusive der Quadriga, wirkt jedoch trotz des kleineren Maßstabs noch größer als das Original, denn durch die Begrenzung der Hallendecke erscheint es einfach beeindruckend riesig.
Der straffe Zeit- und Kostenrahmen spornte die Kreativität aller Beteiligten an. Jan Keller entwickelte das Konzept, einen 3-D-Nachbau vom Brandenburger Tor aus Stoffbahnen über einem eigens dafür konfektionierten Gerüst. Durch das sehr kurze Zeitfenster wurde größter Wert auf die Bauweise gelegt. "Wir mussten eine Konstruktion entwickeln, die den Aufbau zeitlich zulässt und ein Team zusammenstellen, das so etwas kann", fasst Jan Keller die Herausforderung zusammen. Nach der Show kann das Bühnenbild innerhalb von 12 Std. komplett zerlegt und verpackt werden - um es nächstes Jahr erneut als Kulisse aufzubauen. "Dabei wird praktisch alles wiederverwendet, das ganze Projekt ist somit sehr ökologisch", so Jan Keller.
Spezialistenteam mit viel Erfahrung
Als ehemaliger Projektentwickler im Europa Park Rust mangelt es ihm weder an Erfahrung noch an den nötigen Kontakten. Mit einer Spezialkamera wurde die gesamte Oberfläche des Tores erfasst, aus hunderten von Einzelbildern dann die detailgetreue Oberfläche für den Druck zusammengesetzt. Das ergibt eine reale Wirkung, ohne die übliche Verzerrung, die man bei zweidimensionalen Abbildungen erhält. Bei diesem Schritt musste auch eine Abstimmung mit dem europaweit bekannten Lichtdesigner Rolf Derrer erfolgen, für den es wichtig war zu wissen, wie der Druck später unter Licht wirkt.
Dann folgte die Umsetzung: Für den Ausdruck auf riesigen Stoffbahnen mit speziellen Druckmaschinen und das Zusammennähen war eine Firma in Süddeutschland zuständig, die auf Bühnenbau spezialisiert ist. Eine weitere Spezialfirma konstruierte den Unterbau, der aus einem konfektionierten Standardgerüst mit maßgeschneiderten Holzprofilen besteht, ganze zweieinhalb Stockwerke hoch.
Die Feuerprobe musste bei einem teilweisen Probeaufbau in Köln erfolgen (da dort die einzige andere Halle in Deutschland steht, die hoch genug ist). Dabei konnte getestet werden, wie man den Stoff - immerhin 18 m Höhe pro Säule! - am besten spannt, damit keine Falten und damit Verzerrungen der Oberfläche auftreten. Ein schwieriges Unterfangen. Doch erst beim kompletten Aufbau des Tores, 24 Stunden vor dem ersten Trommelschlag der Berlin Tattoo Premiere, wird das Team wissen, ob am Ende wirklich alles klappt, wie geplant.
Auch in Berlin Maßstäbe setzen
Produzent Erik Julliard setzte schon in Basel Maßstäbe, wo innerhalb von wenigen Jahren "sein" Basel Tattoo zum zweitgrößten Openair Tattoo der Welt avancierte. Jetzt zeigt er auch in Berlin, wie anspruchsvoll und mitreißend Militärmusik inszeniert werden kann. Seine Vision: Das Brandenburger Tor als perfekte Kulisse für die Völkerverständigung, durch deren Säulen Gruppen aus aller Herren Länder gemeinsam musizierend ein- und auslaufen können. Bis es jedoch soweit ist, ist das Berlin Tattoo mit rund 1.000 Mitwirkenden ein logistisches Meisterwerk - in jeder Hinsicht.
Foto: Berlin Tattoo - Abdruck honorarfrei
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