Media Exklusiv GmbH über das Taschenbuch des Mittelalters: Das Beutelbuch
24.07.2021
Kunst & Kultur
Von der Media Exklusiv GmbH erfahren wir, dass bereits im 14. Jahrhundert tragbare Informationsgeber im Gebrauch waren. Was also heute das Smartphone ist, war damals das "Beutelbuch". Zu Beginn wurde dieses nur von Mönchen genutzt. Es dauert aber nicht lange, bis auch Pilger und Kaufleute die mobilen Datenträger mit auf ihre Verkaufs- und Pilgerfahrten mitnahmen. Was genau ein Beutelbuch ist, warum Beutelbücher heute so kostbar sind und was das Besondere am Beutelbuch der Nonne Katharina Roeder von Rodeck ist, haben wir uns von Media Exklusiv erläutern lassen.
WAS IST EIN BEUTELBUCH?
Die Media Exklusiv erläutert, dass Beutelbücher oder auch Buchbeutel im 14. und 15. Jahrhundert beliebte Accessoires für Ordensleute als Stundenbuch oder für Kaufleute als Berichtsbuch waren. Diese kleinen Bücher wurden sichtbar am Gürtel befestigt. Da Bücher in der damaligen Zeit als sehr wertvoll galten und nur wohlhabende und belesene Leute sich so etwas leisten konnten, waren Beutelbücher zugleich auch sogenannte Prestigeobjekte der ersten Stunde. Das Besondere an den Beutelbüchern ist der Bucheinband, betont Media Exklusiv. Zusätzlich zum vorhandenen Holz- oder Ledereinband wurde an der Unterkante des Buchschnittes ein Bezug befestigt, der wie ein Sack über das Buch gestülpt werden konnte. So wurde das Buch praktisch in einem Beutel verstaut und einfach am Gürtel befestigt. Allgemein handelte es sich bei den Buchbeuteln um kleine Bücher, nicht größer als 13 x 20 x 5 cm. Dies entspricht in etwa dem Format eines heutigen Taschenbuches. Zu Beginn bestanden diese Bücher noch aus gebundenem Pergamentpapier. Im Laufe der Zeit und der Entstehung der Papierherstellung gab es auch Beutelbücher aus handgeschöpften Papieren. Die Inhalte variierten wie auch die Form. So gab es Bücher mit…
• Gebeten
• Liedern
• Notizen zum Handel eines Kaufmanns
• kirchlichen Schriften
Das Buch wurde mit Schnüren oder Fäden gebunden beziehungsweise zusammengeheftet. Die Aufbewahrungsbeutel waren nach oben offen oder konnten mit einem speziellen Knoten verschlossen werden, erklärt Media Exklusiv GmbH.
WARUM SIND BEUTELBÜCHER HEUTE SO KOSTBAR?
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Herstellung dieser Buchart eingestellt. Es war nicht mehr modern, ein Buch am Gürtel zu tragen. Inzwischen sind nur noch wenige Exemplare in Museen ausgestellt. Oftmals wurden die Beutelbücher bereits noch im 16. Jahrhundert von den Mönchen selbst zerstört. So wurde der kleine angenähte Ledersack einfach abgeschnitten und das Buch normal in ein Bibliotheksregal gestellt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden einige Buchbinder auf die alte Einbandform wieder aufmerksam, schildert Media Exklusiv GmbH. Lediglich 23 Exemplare sind heute noch in einigen Handschriftenabteilungen europäischer Bibliotheken zu finden. Dazu gehören…
• ein Gebetbuch in der Stiftsbibliothek Kremsmünster in Österreich
• das Gebetbuch der Margarethe von Münsterberg von 1500 in der anhaltischen Landesbücherei Dessau,
• das Gebetbuch der Nonne Katharina Roeder von Rodeck, von 1540 in der badischen Landesbibliothek in Karlsruhe oder
• das Meißner Rechtsbuch von 1357-1387 in der bayerischen Staatsbibliothek München.
WAS IST DAS BESONDERE AM BEUTELBUCH DER NONNE KATHARINA ROEDER VON RODECK?
Dieses alte kleine Kunstwerk besteht aus 206 Blättern. Das kleine Gebetbuch ist nur 98 x 76 mm groß, weiß Media Exklusiv GmbH. Das Beutelbuch wurde von Katharina Roeder von Rodeck eigenhändig mit feinen Federzeichnungen bemalt und feinsäuberlich mit religiösen Texten beschrieben. Dabei stehen pro Seite 13 bis 16 Zeilen in schwarzer Tinte geschrieben darin. Dabei befassen sich diese Texte mit autobiografischen Inhalten oder mit religiösen Themen und Texten. Die sechs Federzeichnungen wurden sehr kunstvoll gestaltet. In dichte Blätter und Ranken malte die Nonne Eulen den Tod, einen Falken oder eine Taube. Zudem wurde das Familienwappen bildlich in Szene gesetzt. Dieses kleine Beutelbuch ist ein wertvolles Überbleibsel der damaligen Klosterkultur des ausgehenden Mittelalters. Durch die persönlichen, aber auch religiösen Inhalte bekommt der Betrachter einen kultur- und kirchengeschichtlichen Einblick in diese Zeit. Da nur noch so wenige Exemplare dieser mittelalterlichen Taschenbücher erhalten sind, ist die Erstellung von Faksimiles für diese Buchkunst ein wichtiger Punkt. Denn nur so können zum einen die Buchform als auch die geschichtsträchtigen Inhalte der einzelnen Exemplare erhalten bleiben, äußert Media Exklusiv GmbH abschließend.
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