Energieintensive Metallindustrie - ohne Schmiedeteile kein Fortschritt - Zukunft schmieden
30.01.2024
Maschinenbau
Schmiedestücke verfügen über einen Faserverlauf (en: grain flow), ähnlich wie die Maserung beim Holz, welcher der Geometrie des Bauteils folgt und somit maßgeblich zur Stabilität beiträgt. Auch die physikalischen Eigenschaften wie Härte und Zähigkeit sind in einem Schmiedestück wesentlich besser als im Ausgangsmaterial, das eher zufällig orientierte Kornkristalle aufweist oder nur in einer Orientierung.
Darüber hinaus sind Schmiedestücke, im Gegensatz zu Gussteilen, frei von Lunkern und Poren, weshalb sie insbesondere bei Druckanwendungen eingesetzt werden, z.B. für Ventilgehäuse, Rohrleitungsformstücke, Rohrverbindungen, Stopfbuchsen und Kesselteile wie Verschlusskappen, Deckel, Flansche
Seit über 3000 Jahren wird Stahl in der heutigen Form erzeugt und umgeformt, die Ursprünge reichen sogar noch viel weiter zurück. Ganz ursprünglich wurden neben Schmuck besonders Werkzeuge für die Land- und Forstwirtschaft geschmiedet: Pflüge, Beile, Äxte - und natürlich Messer und Schwerter.
Auch heute geht es nicht ohne Schmiedeteile.
Schmiedeteile kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Bauteile extremen Belastungen ausgesetzt sind oder der Einsatzbereich höchste Anforderungen an sie stellt, wie z.B. hoher Druck, aggressive Medien, tiefe oder hohe Temperaturen.
Offensichtliche Beispiele findet man im Fahrzeugbau, doch nicht nur in PKW und LKW finden Schmiedeteile wichtige Einsätze, sondern ganz besonders auch bei Flurfördermitteln wie Gabelstaplern, oder auch Landmaschinen.
Weitere Beispiele für Gesenkschmiedeteile: Zahnräder/ Ritzel/ Antriebswellen, Fördertechnik, Hebetechnik, Halterungen für Raupenfahrzeuge, Militärfahrzeuge, Förderanlagen, Werftbedarf, Schiffbau, Marinetechnik, Sondermaschinenbau, Infrastruktur/ Bauindustrie.
Des Weiteren werden Schmiedeteile bei Druckanwendungen und in der Kältetechnik eingesetzt. Hierbei kommen Spezialstähle in Ventilen und Rohrleitungen zum Einsatz, die tiefen Temperaturen standhalten müssen. Ebenso gibt es Edelstähle für Hochtemperaturanwendungen im Kraftwerksbereich oder besondere Edelstähle für Wasserstoffanwendungen, die besonderen Anforderungen unterliegen (Wasserstoffversprödung).
Beispiele für geschmiedete Bauteile nach Druckgeräterichtlinie: Ventilgehäuse, Druckkessel, Rohrverbindungen, Schweißflansche, Düsenköpfe, Stahlnippel: alles im Gesenk geschmiedet!
Weniger ersichtlich, aber dennoch existentiell: Schneidwerkzeuge. Nicht nur Messer und Gabel werden geschmiedet oder aus gewalzten Blechen hergestellt; fast die gesamte Ausrüstung von Polizei und Feuerwehr beinhaltet Schmiedeteile, die teilweise korrosionsfest gegen korrosive Löschmittel sein müssen. Ebenso wichtig, aber weniger auffällig, sind Kettenteile wie Kettenglieder im Bergbau, Schiffbau, bei Kettenfahrzeugen oder in Rolltreppen!
Was kaum jemand sieht, weil diese Teile "versteckt" sind: die Rotorwellen von Windkraftanlagen sind ebenfalls geschmiedet, sowie die Schrauben und Muttern für die Befestigung der Rotorblätter!
Zusammengefasst lässt sich feststellen:
Ohne Schmiedeteile gäbe es keine Lebensmittelindustrie, Kühlketten, Landmaschinen, Schiffbau, Energieanlagen, Windkraft, Solarthermie, militärische und zivile Kriseninterventionsmittel (Waffen, Munition, Einsatzfahrzeuge) und vieles mehr.
"Energiesparen" in der Metallindustrie ist nur begrenzt möglich, wie man auch nicht "kalt kochen" kann. Es können Prozesse der Umformtechnik optimiert werden oder Abwärme kann zum Heizen genutzt werden, an dem Prozess selbst (Kraft x Weg) kann rein physikalisch nichts eingespart werden. Die benötigten Energien beim Schmieden, Zerspanen und Gießen liegen sogar grob in der gleichen Größenordnung, bezogen auf die produzierte Tonnage an Teilen.
(Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.)
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