Pressemitteilung von Uwe Kamp

Extremismus im Netz lebt auch von einem Mangel an Medienkompetenz


Medien & Kommunikation

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert angesichts zunehmender Hetze und dem Anstieg fremdenfeindlicher, rassistischer und homophober Beiträge im Internet ein verstärktes schulisches Engagement im Bereich der Medienkompetenzförderung. Mit Blick auf den morgigen "Safer Internet Day", der in diesem Jahr unter dem Motto "Extrem im Netz" steht, sollten dazu Bund und Länder eine bundesweit flächendeckende Förderstruktur von Medienkompetenzprogrammen aufbauen. Das könnte durch eine von Bund und Ländern gemeinsam getragene "Stiftung Medienkompetenz" erreicht werden.

"Die Schule ist neben den Familien und dem sozialen Umfeld einer der wichtigsten Orte der Mediensozialisation. Schule kann Kindern Wissen über die Funktionen und über verantwortliches Verhalten im Internet vermitteln Deshalb müssen wir Kindern und Jugendlichen auch dort das nötige Werkzeug an die Hand geben, sich in der Online-Welt zurecht zu finden", betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. "Dazu gehört auch, im Rahmen der Mediennutzung verantwortlich und respektvoll miteinander umzugehen. Zudem ist die Bewertung von Informationsquellen auf Glaubwürdigkeit und gesellschaftliche Relevanz ein wichtiger Aspekt von Medienkompetenz. Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes lebt Extremismus im Netz auch von einem Mangel an kritischer Distanz zu den Informationen, die man im Netz findet - oftmals ungeprüft über Soziale Medien weiterverbreitet, oftmals die Würde von einzelnen gesellschaftlichen Gruppen verletzend. Zu den zentralen Werten einer demokratischen Gesellschaft gehört die Gleichwertigkeit und Gleichheit aller Menschen. Die Ideologie der Ungleichwertigkeit, die wir in Deutschland zuhauf im wiedererstarkten Rechtsextremismus finden, widerspricht dieser Wertvorstellung. Medienkompetenzförderung in Schulen muss hier im Zusammenspiel mit Fächern wie Politik und Sozialkunde ansetzen und so unser demokratisches System stärken", so Hofmann weiter.

Darüber hinaus ist es auch wichtig, ein umfangreiches Verständnis von Struktur und Funktionsformen des Internets zu vermitteln. Es muss darum gehen, Kinder und Jugendliche zu befähigen, sich im Internet eine eigene Meinung bilden zu können und unter der unglaublichen Masse an angeblichen Fakten und wahren Geschichten ihre eigene Wahrheit zu finden. Denn nur so können Kinder ihr Recht auf demokratische Teilhabe an der Informationsgesellschaft wirklich in die Tat umsetzen. Medienkompetenzförderung in diesem Sinne braucht aber auch ausreichende Finanzierung. Die föderale Struktur der Bunderepublik sorgt hier für einen Flickenteppich. Zu oft hängt die Umsetzbarkeit von qualitativ hochwertiger medienpädagogischer Arbeit von den regionalen Förderbedingungen ab. An dieser Stelle könnte eine von Bund und Ländern getragene Stiftung Medienkompetenz Abhilfe schaffen. Aber es braucht nicht nur eine Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen, sondern auch im Bereich der Fachkräfte- und Elternbildungsarbeit. Hierfür ist vor allem die verbindliche Verankerung von Medienbildung in den Ausbildungscurricula von Fachkräften nötig.
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