Der homöopathische Schatz des Prof. Dr. med. Jaeger
01.08.2016
Medien & Kommunikation
Köln, 01.08.2016
Vor 120 Jahren entdeckte Prof. Dr. med. Gustav Jaeger (1832-1917) aus Stuttgart im Rahmen seiner Naturforschung, dass homöopathische Arzneien über hoch verdünnte Duftstoffe wirken. Er hatte ursprünglich von der Universität Hohenheim den Auftrag, die Wirkung von Homöopathie zu widerlegen. Das Forschungsergebnis erzielte jedoch das Gegenteil.
Prof. Jaeger schrieb das Werk "Die Entdeckung der Seele", in dem er seine Erkenntnisse über Duftstoffe für alle Bereiche Mensch, Tiere und Pflanzen niedergelegt hat. Im individuellen Eigenduft, den Jaeger Anthropin nannte, abgeleitet vom griechischen Wort Anthropos = der Mensch und heute unter dem Wort Pheromone bekannt, fand Jaeger nicht nur das Prinzip von Anziehung und Abstoßung, sondern auch die Selbstheilkraft des Menschen.
Jaeger fand den Eigenduft zahlreich vorhanden im Fett von Haut und Haaren. Er entwickelte im Jahr 1879 dreiundzwanzig Sorten individuell wirkende Anthropine, hergestellt aus den Haaren ganz besonderer Menschen. So war beispielsweise die Nr. 16 aus den Haaren des Klaviervirtuosen Franz Liszt. Die Nr. 2 aus den Haaren des schnellsten Schnellläufers Europas, Fritz Käpernick, der gegen Pferde im Dauerlauf antrat.
Das Anthropin Nr. 7 sorgte für besondere öffentliche Aufregung. Diese homöopathischen Kügelchen waren aus den blonden Haaren einer Jungfrau gewonnen und galten als belebend und erheiternd wirkend auf ältere Männer.
Um sein Buch "Die Entdeckung der Seele" und Jaegers Forschungen entbrannte seinerzeit ein Kampf, wie er nur selten um Forschungsergebnisse entflammt ist. Zwei Weltkriege hatten das Werk verschwinden lassen. Nur wenige Exemplare wurden erhalten, daher ist das Buch heute nahezu unbekannt. Die Inhalte sind jedoch für die Geruchsforschung grundlegend und als hoch aktuell einzustufen.
Die Ur-Ur-Enkelin von Prof. Jaeger, Selma Gienger aus Illingen ist Homöopathin, Heilpraktikerin und Autorin. Sie verwaltet den Nachlass der Jaeger-Forschung. Vor einigen Jahren entdeckte sie das Hauptwerk Jaegers: "Die Entdeckung der Seele" (Seele, Sanskrit; schuschma = IchDuft) in einem Antiquariat in Stuttgart. Das Thema von Jaeger ist der persönliche Geruch von Lebewesen und seine Wirkung auf das gesamte unbewusste Befinden, z. B. Gefühle und zwischenmenschliche "Duftkommunikation", Liebe und Hass, Anziehung und Abstoßung.
Ausführlich recherchierte Selma Gienger aus dem Nachlass von Prof. Jaeger und Familie. Über diese mosaikartige, spannende und erkenntnisreiche Suche hat sie 2010 ein Buch: "Das Vermächtnis des 7. Parfums - Die Liebe" geschrieben und verlegt, das derzeit vergriffen ist. Die Zahl sieben im Buchtitel steht für das Anthropin Nr. 7, das Jungfrauenanthropin.
Hans J. Rindisbacher, Professor und Literaturwissenschaftler, Pomona College, Claremont (USA) hat aktuell in einem Essay literaturwissenschaftlich durch detaillierte Textvergleiche belegt, dass der Autor Patrick Süskind (Das Parfüm) Kenntnis von Gustav Jaegers Werk gehabt haben muss.
Die Hypothese des Literaturwissenschaftlers: "Die Figur des Aufklärungsgelehrten Marquis de la Taillade-Espinasse im Roman Süskinds ist eine satirisch-karikierende Repräsentation Jaegers." Das Essay von Hans J. Rindisbacher erschien in Heft 2 der Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, der führenden Fachzeitschrift deutschsprachiger Germanistik. (DVjs)
Zum Verständnis ein Beispiel. Jaeger schrieb in seinem Buch "Die Entdeckung der Seele", Band 1 S. 324/325:
"Man lege den Kühen mit Olivenöl getränkte Tücher auf den Leib und presse sie nachher aus, dann hat man ein Kuhduftöl, wie der Parfümeur sein Veilchenöl... Ebenso leicht kann man die Düfte junger, kräftiger Menschen mittelst Auflegens fettgetränkter Tücher auf die Haare des Lebenden sammeln...
Süskind scheibt in "Das Parfüm", S.235:
"Nachts schlich er sich in Ställe um Kühe, Ziegen und Ferkel für ein paar Stunden mit fettbeschmierten Tüchern zu umhüllen oder in ölige Bandagen einzuwickeln".
Das zeigt auf, wie aktuell Jaegers Werk damals und heute für die Geruchsforschung und Homöopathie war und ist.
Warum? Jeder Mensch duftet individuell. Selma Gienger sagt: "Liebe ist der Stoff, der für Anziehung und Abstoßung verantwortlich ist, für Sympathie und Antipathie, bis hinab zu den niedersten Lebewesen, den Mikroorganismen.
Tagtäglich steuern Duftstoffe unser Nahrungsverhalten und die gesamten Beziehungen zu unseren Mitmenschen und greifen unbewusst tief in unser Leben ein. Ohne Duft würde es weder Pflanzen, Tiere, noch Menschen geben.
Liebe ist DUFT. Liebe ist ANTHROPIN, Liebe ist PARFÜM."
Bildquelle: Copyright: Selma Gienger
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