Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland - Kassenpatienten müssen warten!
19.07.2011
Medizin, Gesundheit & Wellness
· Neue Studie: Zweiklassenmedizin in Deutschland
· Privatpatienten werden erheblich schneller behandelt
· Preiswerte Zusatzversicherungen im Trend
· Im Interview ACIO-Geschäftsführer Thomas Hofstetter
Mitglieder von gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland warten im Durchschnitt deutlich länger auf einen Termin beim Facharzt als Privatpatienten. Das hat eine Umfrage der AOK Rheinland/Hamburg ergeben. Demnach ist es für Kassenpatienten besonders schwierig einen Termin beim einem Kardiologen zu bekommen. Hier warten Kassenmitglieder im Schnitt 71 Tage, während Privatpatienten nur 19 Tage in Kauf nehmen müssen. Bei Radiologen ist das Verhältnis sogar 46 zu 7.
Wie gerecht ist das deutsche Gesundheitssystem noch und was können Kassenpatienten tun? Antworten darauf im Gespräch mit Thomas Hofstetter, Geschäftsführer der ACIO GmbH.
Herr Hofstetter - gewusst haben wir es eigentlich schon lange, jetzt liegt es wieder einmal schwarz auf weiß auf dem Tisch. Privatpatienten werden schneller behandelt als Kassenpatienten. Wie gerecht ist das deutsche Gesundheitssystem noch?
Thomas Hofstetter: Auf den ersten Blick sieht es in der Tat nicht besonders gerecht aus. Die Studie die jetzt vorliegt, ist nicht die Erste dieser Art. Immer wieder werden Stichproben durchgeführt mit demselben Ergebnis: Wer privat versichert ist, bekommt schneller einen Termin. Allerdings hat sich die Schere in den letzten Jahren auch etwas geschlossen. Während die Wartezeit für Kassenpatienten kaum gestiegen ist, müssen Privatpatienten mittlerweile wieder etwas länger warten. Außerdem hört die Ungerechtigkeit im Wartezimmer offenbar auf. Denn dort müssen Kassenpatienten kaum länger warten.
Warum werden Privatpatienten immer wieder bevorzugt?
Thomas Hofstetter: Nun, da der Arzt auch Unternehmer ist, handelt er auch wie ein Unternehmer. Das heißt, seine Terminvergabe richtet sich oftmals nach strikten wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Mit einem Privatpatienten lässt sich einfach mehr Geld verdienen. In vielen Praxen liegt der Umsatz mit Privatpatienten mittlerweile bei 50 Prozent des Gesamtumsatzes. Bei den gesetzlichen Kassen ist alles strikt reglementiert ohne Spielräume bei der Abrechnung und den Behandlungsmethoden. Bei Privatpatienten lassen sich mehr und andere Behandlungen realisieren und damit auch abrechnen. Außerdem hat der Arzt ein vorgegebenes Budget der Krankenkassen. Ist dies ausgereizt und der Monat noch nicht rum, bevorzugt er lieber Privatpatienten.
Was kann ein Kassenpatient tun, der das Gefühl hat benachteiligt zu werden?
Thomas Hofstetter: Zuerst sollte der Patient das Personal des Arztes direkt ansprechen und darauf aufmerksam machen das es sich um einen möglichen Missstand handelt. Bringt dies nichts, sollte man die Krankenkasse informieren und darum bitten, der Sache nachzugehen. Solche Fälle werden zumindest aufgenommen und gespeichert. Wer darüber hinaus die Möglichkeit hat, sollte sich privat versichern, auch wenn es dabei ein paar Nachteile gibt. Besonders sinnvoll sind aber für alle Verbraucher Zusatzversicherungen denn auch damit wird man behandelt wie ein Privatpatient. Solche Zusatzversicherungen gibt es für den ambulanten wie auch für den stationären Bereich. Besonders sinnvoll sind Zahnzusatzversicherungen. Hier gibt es schon für ein paar Euro im Monat einen guten Versicherungsschutz.
Herr Hofstetter, ACIO ist einer der größten unabhängigen Anbieter von Zusatzversicherungen. Wie viel Geld sollte ich einplanen wenn ich meine Gesundheit absichern möchte?
Thomas Hofstetter: Das ist nicht ganz leicht zu beantworten. Der monatliche Beitrag richtet sich immer nach dem Eintrittsalter und dem Gesundheitszustand. Deshalb ist es ganz besonders wichtig, den Versicherungsschutz so früh wie möglich abzuschließen, auch wenn man ihn möglicherweise noch gar nicht benötigt. Wir sehen das bei uns im alltäglichen Betrieb, dass Eltern vorbeugend schon einen ambulanten und stationären Tarif für ihre Kinder abschließen. Nur Erwachsene warten oft zu lange. In vielen Fällen ist es oft schon zu spät, Anträge werden abgelehnt weil der Antragsteller schon krank ist. Der richtige Zeitpunkt entscheidet also immer darüber, ob man die besten Versicherungsleistungen bekommt. Eine klassische Zusatzversicherung mit Chefarztbehandlung und Einbettzimmer gibt es für einen 30-jährigen Mann schon für etwas über 30,- EUR im Monat. Und eine Zahnzusatzversicherung schon für gut 15,- EUR.
Und welche Versicherungen sind bei Ihnen derzeit besonders gefragt?
Ein starkes Interesse gibt es derzeit bei Zusatzversicherungen bei denen man weiß, das der Leistungsfall regelmäßig wiederkehrend eintritt. Ganz groß im Trend sind deshalb Zahnzusatzversicherungen und Zusatzversicherungen für Sehhilfen und alternative Heilmethoden.
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