Zahntourismus - für die Patienten wirklich "all inclusive"?
21.07.2011
Medizin, Gesundheit & Wellness
Morgens Stadtrundfahrt, Nachmittags Zahnbehandlung - mit Fabelpreisen und werbewirksamen Pauschalangeboten für Implantate, Kronen oder Inlays versuchen immer mehr ausländische Anbieter, neue Patienten anzulocken. Entspannt Urlaub machen und nebenbei noch beim Zahnersatz sparen? Klingt erstmal verlockend... Doch welche Risiken gehen Zahntouristen dabei ein? Und wie hoch sind die Kosten der Behandlung am Ende wirklich?
Eine der "Hochburgen" des Zahntourismus in Europa ist Ungarn mit einem Marktanteil von etwa 40%. Um sich diese führende Position gegenüber der wachsenden Konkurrenz aus Polen, Spanien, Tschechien oder der Türkei auch weiterhin zu sichern, wurde Anfang 2011 ein spezielles Förderprogramm aufgesetzt. Ehrgeiziges Ziel: Eine Verdreifachung der Patientenzahlen in den nächsten 5 Jahren.
Das Angebot für Zahntouristen ist also riesig - und entsprechend unübersichtlich! Natürlich gibt es auch in diesen Ländern Kliniken und Praxen auf einem guten Qualitätsniveau. Diese sind ebenso um ihr rechtschaffenes Image bemüht wie die deutschen Spezialisten mit universitärer Ausbildung, und versuchen, sich von den zahlreichen weniger qualifizierten Wettbewerbern abzugrenzen. Ein Internetleitfaden mit Informationen und Checklisten soll beispielsweise helfen, die richtigen Fragen zu stellen und Kostenfallen zu vermeiden.
Auch Stiftung Warentest empfiehlt als Fazit einer Patientenumfrage eine gründliche Informationsrecherche im Vorfeld der Zahnbehandlung. Genannt werden u.a. die folgenden Anlaufstellen:
- Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit
- Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa
- Deutsche Gesellschaft für Implantologie
- Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung
- Unabhängige Patientenberatung Deutschland
Vor Risiken und Folgekosten wird gewarnt
Auf den ersten Blick günstige Zahnbehandlungen im Ausland bergen in vielen Fällen finanzielle und rechtliche Risiken für die Patienten. Oft unterschätzte, hohe Reise- und Zusatzkosten können auf Zahntouristen z.B. zukommen, wenn - wie bei oralchirurgischen Eingriffen typisch - mehrere Behandlungstermine vor Ort erforderlich sind, oder wenn später zurück in der Heimat bei einem Patienten Schmerzen bzw. Komplikationen auftreten. Zwar sind auch deutsche Zahnärzte zur Notfallbehandlung verpflichtet, die Kosten muss in der Regel jedoch der Patient selbst tragen. Deutsche Patienten, die im Streitfall Klage erheben möchten, müssen ihre Rechte ggf. am Sitz des Zahnarztes im Ausland geltend machen, so das Europäische Verbraucherzentrum. Weitere Informationen hierzu bietet das Faltblatt "Auf den Zahn gefühlt - Zahnbehandlung im EU Ausland".
Aus fachlicher Sicht sehe ich als zertifizierte Implantologin insbesondere Risiken bei den von ausländischen Anbietern - mit dem Vorteil geringer Reisekosten - vielfach beworbenen sogenannten "Sofortimplantaten", denn diese sind nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen Erfolg versprechend (maximal 10-15% aller Fälle. Mehr dazu: http://www.burg-schmelzer.de/patienten/1-mio-zahnimplantate-pro-jahr ). Die Folgekosten einer Fehleinschätzung trägt, wenn dies z.B. zum Verlust des Zahnimplantates führt, der Patient.
Quelle: http://zahnimplantate-oralchirurgie-blog.de/2011/07/zahntourismus-zahnarzt-ungarn-polen-tschechien/
http://www.burg-schmelzer.de
Fachpraxis für Oralchirurgie Dr. Burg, Dr. Schmelzer + Partner
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