Pressemitteilung von Michael Kortländer

Aktionstag: Tag der Legasthenie / Dyskalkulie


Medizin, Gesundheit & Wellness

(NL/3052764200) In Deutschland können mehr als 7 Millionen Menschen nicht richtig lesen und schreiben. Etwa jeder achte bis zehnte Schüler hat Schwierigkeiten mit dem Erlernen des Lesens und/oder Schreibens. Beim Rechnen gehen Schätzungen von fünf bis 20 Prozent der Kinder aus.

München, 22. September 2017 In Deutschland können mehr als 7 Millionen Menschen nicht richtig lesen und schreiben. Etwa jeder achte bis zehnte Schüler hat Schwierigkeiten mit dem Erlernen des Lesens und/oder Schreibens. Beim Rechnen gehen Schätzungen von fünf bis 20 Prozent der Kinder aus.

Der Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30. September soll auf den besonderen Förderbedarf dieser Kinder und Erwachsenen hinweisen. Uns ist es ein Anliegen, anlässlich dieses Tages aufzuklären und der Stigmatisierung von Menschen mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten und/oder Rechen-Schwierigkeiten entgegenzuwirken.
Legasthenie und Dyskalkulie: Was ist das?

Mit Legasthenie werden anhaltende Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) bezeichnet. Die Ursachen liegen im Zusammenspiel der individuellen Voraussetzungen eines Kindes (Begabungsprofil, körperliche Voraussetzungen wie Hör- und Sehverarbeitung) und zahlreicher äußerer Faktoren (wie etwa Schule, Elternhaus).

Dyskalkulie oder Rechenschwäche bezeichnet anhaltende Schwierigkeiten eines Kindes bei den Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Kennzeichnend für besondere Rechen-Schwierigkeiten ist daher ein dauerhaftes Leistungsversagen im Fach Mathematik: Die Kinder können die von der Schule geforderten Leistungen nicht angemessen erbringen. In der Folge werden die Schülerinnen und Schüler häufig trotz Nachhilfe mit schlechten Noten bewertet, nicht selten müssen sie eine Klasse wiederholen.

Legasthenie und Dyskalkulie sind keine Krankheiten

Kinder, die anhaltende Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben oder Rechnen haben, sind weder krank noch gestört oder behindert. Betroffene leiden unter einer Stigmatisierung "Legastheniker" und verlieren aufgrund einer entsprechenden Diagnose häufig ihre Motivation. Die Begriffe Legasthenie und Dyskalkulie selbst sind daher eher kontraproduktiv. Sie suggerieren, dass die Lernschwierigkeiten erstens ausschließlich auf den Voraussetzungen des Kindes beruhen würden und zweitens im Sinne einer Krankheit oder Störung kaum veränderbar seien. Dabei können auch anhaltende Schwierigkeiten mit angemessener Unterstützung weitgehend überwunden oder zumindest kompensiert werden. So finden die Kinder oft kreative und intelligente Wege, in der Schule zurechtzukommen. Wichtig ist, dass betroffenen Kinder frühzeitig eine individuelle Förderung bekommen. Doch woran erkennt man, dass ein Kind wirklich Hilfe braucht?

Woran erkennt man LRS?

Jedes Kind durchläuft beim Erlernen des Lesens und Schreibens Phasen mit zahlreichen Fehlern. Es gibt keine speziellen LRS- oder Legasthenie-Fehler. Nur kommen die Fehler und Schwierigkeiten häufiger vor und bleiben hartnäckiger bestehen:

- wiederkehrende Verwechslung ähnlich klingender Laute und Lautkombinationen (Grone statt Krone, Kachte statt Karte, Schein statt Schwein)
- anhaltende Schwierigkeiten mit der richtigen Reihenfolge der Buchstaben (Ruam statt Raum, Brat statt Bart)
- häufiges Verwechseln optisch ähnlicher Zeichen (b/d/p/q, m/w/v) sowie das Auslassen von Buchstaben
- das Nichterkennen von Länge und Kürze eines Selbstlautes (statt Sonne wird Sone wahrgenommen, mit entsprechenden Problemen beim Lesen)
- buchstabierendes, stockendes Lesen, teils ohne Textverständnis
- fehlende Wahrnehmung von fehlerhaft Gelesenem, auch wenn es keinen Sinn ergibt
- Schwierigkeiten bei der Bildung und dem Erkennen von Reimen
- mühsame Silbenzerlegung

Aufmerksam sollte man auch werden, wenn ein Kind Lernschwierigkeiten ausschließlich im Bereich des Lesens und Schreibens zeigt und sich trotz fleißigen Übens keine Verbesserung einstellt. Weitere unspezifische Hinweise sind Konfliktebbei den Hausaufgaben, Verhaltensauffälligkeiten nach schulischen Misserfolgen, generelle Schulangst oder Symptome wie häufige Kopf- und Bauchschmerzen. Doch Achtung: Bei manchen Kindern liegen die Schwierigkeiten nicht am Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren, sondern sie brauchen schlichtweg eine Brille!

Woran erkennt man Dyskalkulie?

Hinweise auf ein anhaltende Rechen-Schwierigkeiten können folgende Punkte geben:

- anhaltende Misserfolge trotz häuslichen Übens
- deutlich höherer Zeitaufwand bei Hausaufgaben verglichen mit Mitschülern oder anderen Unterrichtsfächern
(ab)zählendes Rechnen (Fingerrechnen)
- Nichterkennen von Zusammenhängen zwischen abstrakten Darstellungsarten (Bild, Symbol z.B. Kreise, Ziffernsymbol, Zahlwort, Operationszeichen)
- Unverständnis für Aufgabenstellung und Alltagsbezug von Rechenaufgaben
- Orientierungprobleme (Lageprobleme, Vertauschen von Einern und Zehnern, Vertauschen ähnlicher Ziffern wie 9 und 6)
- Sprachprobleme aufgrund von Dialekten und anderen Muttersprachen
- Eindruck totaler Vergesslichkeit
- völliges Unverständnis für die Aufgabenstellung
- ärgerliche bis abweisende Reaktionen auf häusliche Hilfestellungen
- Auswendiglernen als Kompensationsstrategie
- Vertauschen der Rechenarten
- generelle Verhaltensprobleme in der Schule (Schulangst)
-Angst vor dem Fach Mathematik, insbesondere vor Klassenarbeiten oder der Lehrkraft

Früh erkennen, früh fördern

Je früher und genauer die Schwierigkeiten und Ursachen erkannt werden und je früher die Kinder systematisch gefördert werden, desto größer sind die Chancen, dass sie die Schulzeit gut für ihre Bildung nutzen können. Auch bleiben dem Kind bei frühzeitigem Eingreifen belastende Erfahrungen erspart. Es ist wichtig, dass die Kinder bestärkt werden und sich nicht als Versager fühlen. Schließlich hat jedes Kind sein Lerntempo und seine Art des Lernens und Begreifens. Im schulischen und häuslichen Alltag sollte darauf stärker Rücksicht genommen werden. Auch liegen die Ursachen für Defizite niemals alleine beim Kind. Es gibt vielfältige äußere Faktoren, die einen ungünstigen Einfluss auf das Kindes haben können: häufiger Lehrerwechsel, ungeeignete Unterrichtsmethoden, eine problematische Klassensituation, familiärer Stress, eine ungünstige Lernsituation zu Hause, fehlende familiäre Unterstützung und viele mehr. Für eine umfassende Unterstützung des Kindes sind daher auch in dessen Umfeld entsprechende positive Veränderungen einzuleiten.

Wo bekommt man Unterstützung?

Wenn der Verdacht im Raum steht, ein Kind könnte eine spezielle Förderung benötigen, gibt es zahlreiche Fachstellen, an die man sich für eine gesicherte Diagnose und gezielte Unterstützung wenden kann.

Nach einem ausführlichen Erstgespräch wird der genaue Leistungsstand des Kindes festgestellt. Dies geschieht durch einen förderdiagnostischen Test aus dem Bereich Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen. Aus diesen Informationen wird ein Therapieplan mit Zielen und einzusetzenden Materialien erarbeitet. Maßgeblich für einen Erfolg ist eine individuelle Förderung in Einzelsitzung oder festen Kleingruppen von maximal vier Kindern. Die Chemie zwischen den Beteiligten muss ebenso stimmen, wie die Atmosphäre: Stunden sollten in einer angenehmen, anregenden Umgebung mit vielfältigem Lehr- und Lern-, und Spielmaterial stattfinden.

Eine Förderung ist nur effektiv, wenn sie am Schreiben, Lesen oder Rechnen ansetzt. Alternative Therapieformen, die die Ursachen allgemeiner sehen und die Arbeit am Problem eher in den Hintergrund stellen, haben zwar Einfluss auf das Wohlbefinden des Kindes, können aber Rechen-, Lese- oder Rechtschreibschwierigkeiten nicht aus der Welt schaffen. Eine gute Förderung bezieht neben dem Leistungsbereich die gesamte Persönlichkeit und die Stärken und Schwächen eines Kindes ein.

Vertiefende Informationen finden Sie bei http://www.legakids.net (http://www.legakids.net)
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