Gewobag gewinnt mit "Bunte 111" beim BBU-ZukunftsAward 2016
09.03.2016
Politik, Recht & Gesellschaft
Das Modellprojekt "Bunte 111" gehört zu den Preisträgern des BBU-ZukunftsAwards 2016 und damit zu den Leuchtturmprojekten der Wohnungswirtschaft in Berlin und Brandenburg für zwischenmenschliche und nachbarschaftliche Netzwerke. Im Rahmen der BBU-Tage 2016 in Bad Saarow erhielt das Gemeinschaftsprojekt von Gewobag, Senat, Bezirk und dem Verein PHINOVE e.V. am 8. März den 2. Preis in der Kategorie Wohnungsgesellschaften. Herzstück des Erfolgs ist die ressortübergreifende Zusammenarbeit aller Partner. Sie könnte in Zukunft Vorbild werden für ähnliche Kooperationen in der Stadt. Hinter einer Gründerzeitfassade in der Reinickendorfer Scharnweberstraße 111 leben seit April 2014 Berliner Familien und aus Rumänien zugezogene Roma-Familien Tür an Tür. Das Gemeinschaftsprojekt "Bunte 111" sorgt dafür, dass das Nebeneinander besser gelingt und daraus ein vielfältiges und kreatives Miteinander geworden ist. In der Begründung der Jury des BBU-ZukunftsAwards 2016 heißt es: "In besonderem Maße lobenswert sind die wissenschaftliche Fundiertheit der Konzeption, der durchdachte Detailreichtum der implementierten Maßnahmen, die Betonung ihres Selbsthilfecharakters, die Qualität der Kooperationspartner und die Nachhaltigkeit der Instrumente. Die Ergebnisse sind in jeder Hinsicht überzeugend und eine vorbildliche Lösung für das Erreichen guten Miteinanders in konfliktbelasteten Nachbarschaften." Das Preisgeld in Höhe von 600 Euro spendet die Gewobag einem ihrer Projektpartner, dem Verein PHINOVE e.V., für den Einsatz in der Wohngemeinschaft der "Bunte 111". Der Verein begleitet seit 2013 Roma-Familien bei ihrem Start in Berlin, unterstützt in sozialen und lebenspraktischen Belangen und vermittelt mit Behörden. Weitere Projektpartner der Gewobag für die "Bunte 111" sind die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen und das Bezirksamt Reinickendorf. Weitere Preisträger in der Kategorie Gesellschaften sind die WBM für ihre Nachbarschaftsgärten (1. Preis), die Wohnungswirtschaft Frankfurt (Oder) GmbH für ihr Projekt, zum 25. Unternehmensjubiläum 25 soziale Projekte mit 1.000 Euro zu fördern (weiterer 2. Preis) und die Wohn- und Baugesellschaft Calau mbH für ihren ganzheitlichen Nachbarschaftsansatz, u. a. mit der Integration von Flüchtlingen (3. Preis).
"Bunte 111" steht für ein integratives Gesamtkonzept
Gewobag-Vorstandsmitglied Snezana Michaelis: "Ich freue mich außerordentlich über die Auszeichnung unseres Gemeinschaftsprojekts in der Scharnweberstraße 111. Sie würdigt die engagierte Arbeit vieler Projektbeteiligter und bestätigt unseren integrativen Ansatz: Wir setzen ganz gezielt auf individuell angepasste und ganzheitliche Maßnahmen, um zwischenmenschliche Beziehungen und die gute Nachbarschaft in unseren Beständen zu stärken. Gelebte Vielfalt in Berlin hat viele Facetten: Das Projekt "Bunte 111" unterstützt Roma-Familien erfolgreich, sich in ihr Lebensumfeld zu integrieren und sich so eine Zukunftsperspektive zu verschaffen. Die Bewohner packen mit an, auch Kunst wird zum Baustein für Integration."
Das Haus Scharnweberstraße 111 im Berliner Bezirk Reinickendorf gehörte zu einem Portfolio, das die Gewobag 2013 übernahm. Die Gewobag fand dort katastrophale Zustände vor und erhebliche soziale Spannungen. Die Bewohner, größtenteils aus Rumänien stammende Roma-Familien, lebten auf engstem Raum illegal und ohne Mietvertrag. Die Gewobag entwickelte ein integratives Gesamtkonzept: Dazu gehörten die Instandsetzung des Wohnhauses, die Einrichtung eines Gemeinschaftsraumes, der Abschluss von Mietverträgen mit den Roma-Familien und eine künstlerische Gestaltung des Gebäudes sowie die Hofgestaltung - unter Beteiligung aller Bewohner des Hauses. Der Verein PHINOVE e.V. erhielt im Haus einen Beratungsraum. Im Herbst 2014 gestalteten die Kinder aus dem Haus mit Unterstützung internationaler Streetart-Künstler eine farbenfrohe Hausfassade. Die "Bunte 111" war geboren. Das Kunstprojekt der Initiative URBAN NATION, einem Stiftungsprojekt der Berliner Leben, brachte unter der Leitung von Yasha Young Kunst zu den Mietern und damit ins ganze Quartier. Nach der Fassadengestaltung folgte ab April 2015 die Planung der Verschönerung der Höfe. Auch dafür wurde ein innovativer Weg beschritten: Studierende der Landschaftsplanung an der BTU Cottbus und Stadtplaner des Büros UrbanPlus entwickelten unter der Leitung von UrbanPlus in einem Workshop gemeinsam mit den Mietern, den Mitarbeitern von PHINOVE e.V., der Integrationsverwaltung und dem Bezirk eine Gestaltung, die ohne großen Arbeitsaufwand von den Mietern selbst gepflegt und in Ordnung gehalten wird. Sie wird im Sommer 2016 praktisch umgesetzt.
Das Ergebnis dieser unternehmens- und ressortübergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure ist überzeugend: Die Bewohner der Scharnweberstraße 111 identifizieren sich inzwischen mit der Immobilie. Kerstin Kirsch, Geschäftsführerin der Gewobag MB Mieterberatungsgesellschaft, hat das Projekt "Bunte 111" verantwortet und erhielt für ihr innovatives Engagement im Juni 2015 die Auszeichnung "Kopf des Jahres" des Fachmagazins "Immobilienwirtschaft" in der Kategorie "Kreativität".
Wettbewerbsthema 2016: "Netzwerk Nachbarschaft"
Seit dem Jahr 2000 würdigt der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. mit seinem BBU-ZukunftsAward Projekte, die einen Beitrag zur Zukunftssicherung leisten. Der BBU-ZukunftsAward 2016 stand unter Schirmherrschaft von Dilek Kolat, Senatorin fur Arbeit, Integration und Frauen des Landes Berlin. Die Jury vergab in den Kategorien "Genossenschaften" und "Gesellschaften" insgesamt acht Preise und drei Anerkennungen. Was Wohnungsunternehmen speziell zur Starkung zwischenmenschlicher Netzwerke und zum guten Zusammenleben leisten, rückte der Preis in diesem Jahr in den Mittelpunkt. Hintergrund: Die Vernetzung in der digitalen Welt hat nicht zu mehr Miteinander der Menschen geführt. Die zunehmende Vereinzelung und Vereinsamung macht es umso wichtiger, dass Menschen personlich in Kontakt kommen. Als "Nachbarschaftsbranche" kann die Wohnungswirtschaft dabei einen unverzichtbaren und vielschichtigen Beitrag leisten.
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