Hand in Hand arbeiten Frankfurt, Sozialbehörde und Ehrenamt
07.09.2017
Politik, Recht & Gesellschaft
(Mynewsdesk) Das "Versorgungshaus und Wiesenhüttenstift" feierte 2017 als ältestes Pflegeheim in Frankfurt am Main sein 200-jähriges Bestehen im Rathaus Römer. Vor dem Festakt fand vormittags der Spatenstich für einen Erweiterungsbau des Hauses im Stadtteil Preungesheim statt. „38 neue Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern und offener Wohnküche werden errichtet“, berichtete Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld.
Frankfurt hat Bürgersinn
Oberbürgermeister Peter Feldmann ging Rathaus Römer auf die Geschichte der Stadt im 19. Jahrhundert ein und sagte, dass bürgerschaftliches Engagement und staatliches Handeln auch schon 1817 Hand in Hand gingen. Damals sei Frankfurt ein souveräner Staat des Deutschen Bundes gewesen und der Rat der Stadt habe freie Mittel für ein Versorgungshaus für Bedürftige eingesetzt. Stiftungen und Hinterlassenschaften von Frankfurter Bürgern hätten zunehmend den Ausbau in den folgenden Jahrzehnten ermöglich. Ende des 19. Jahrhunderts – im Zeitalter der Industriealisierung – habe die Zahl Bedürftiger enorm zugenommen und die ehrenamtliche Versorgung seitens Bürgerschaft sei an ihre Grenzen gestoßen. Die Einwohnerzahl sei zwischen 1810 und 1910von 40 000 auf 400 000 Menschen angestiegen, sagte der OB.Somit veranlasste die Stadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Zentralisierung und Professionalisierung der Armenpflege, ohne aber auf das Wissen und Tun der Ehrenamtlichen zu verzichten. So wurde die Arbeit von Ehrenamt und städtischer Armenkommission miteinander vereint, was sich weitgehend bis heute gehalten und bewährt hat.
Bürger stiften Versorgungseinrichtung
Warum das Haus auch den Namen "Wiesenhüttenstift" trägt, ist auf den Hauptstifter Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherr von Wiesenhütten (1786 – 1859) zurückzuführen, erklärte Historiker Björn Wissenbach in seiner Rede im Römer.Ein Teil des neuen Versorgungshauses von 1911, das im Frankfurter Nordend errichtet wurde, habe daher seinen Namen übernommen. 1956hätten dort 290 Menschen gelebt, die von 93 Mitarbeitern versorgt wurden, wie der Festschrift zu entnehmen ist, die Wissenbach verfasst hat. Er erzählt darin, dass 1813 für einen Lazarettbau noch gespendetes Geld der Frankfurter Bürger übrig war, wodurch die Idee eines Versorgungshauses für arme, alte, alleinstehende und mittellose Menschenentstanden war. 2.165 Gulden und ein Kreuzer seien damals übrig gewesen – eine eigentlich viel zu geringe Summe. Zur Gründung der „Stiftung“ des Versorgungshauses erhöhte schließlich der Rat der Stadt den Betrag auf 8.165 Gulden, waszur Gründungen des Hauses führte.Auch die künftig im Gebäude lebenden Bedürftigen sollten etwas zu seiner Finanzierung und Bewirtschaftung beisteuern.
Bedürftige Bürger mussten anfangs auch anpackenArbeitsfähige Arme waren gehalten, Brot durch eigene Arbeitskraft zu erwerben. Sieche Personen sollten Unterkunft und angemessene Pflege erhalten. Nach dem Gründungstag des Versorgungshauses am 17. März 1817 mussten die ersten zehn „Pfleglinge“ am Folgetagum 7:30 Uhr antreten und wurden zur Arbeit aufgefordert. Sie sollten spinnen, nähen, spinnen, flechten, drehen und andere handwerkliche Arbeiten verrichten. Darüber hinaus hätten rund 1000 Frankfurter Bürger das Haus regelmäßig finanziell unterstützt.
Heute ist das „Armenhaus“ von 1817 zu einer modernen Einrichtung für das Leben und Wohnen im Alter geworden. 2006 seien die Bewohner im Juli vom alten Jugendstilbau im Frankfurter Nordend ins neue Gebäude am Gravensteiner Platz umgezogen, berichtet Leiterin Beatrix Schorr. Am 20. September habe damals die offizielle Eröffnung des Neubaus stattgefunden. Er bietet 25 Wohneinheiten für Betreutes Wohnen und 149 Pflegeplätze der stationären Pflege. Die Baukosten betrugen vor 11 Jahrenrund25 Millionen Euro.
Die informative Jubiläumsschrift von Björn Wissenbach - „200 Jahre Versorgungshaus und Wiesenhüttenstift“ - liegt in der Einrichtung aus-Telefon 069 -150 510
Text. Beate Glinski-Krause
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