Abhängigkeit: Meist verleugnet oder bagatellisiert
29.01.2018
Politik, Recht & Gesellschaft
Angesichts der Aufmerksamkeit, die die sogenannten "harten Drogen", wie zum Beispiel Crystal Meth, derzeit in den Medien bekommen, gerät schnell in den Hintergrund, dass Alkohol und Medikamente die Rangliste der Suchtmittel in Deutschland anführen. Das Gefährliche ist hier gerade der schleichende Prozess, der in die Abhängigkeit führt - ob mit Alkohol oder Medikamenten, mit natürlichen oder synthetischen Substanzen. An welchen Kriterien ist Abhängigkeit zu erkennen? Gibt es Warnsignale oder einen typischen Verlauf? Das Tabu, mit dem unsere Gesellschaft dieses Thema immer noch belegt, macht gezielte Aufklärung - wie die Therapeuten der My Way Betty Ford Klinik (http://www.MyWayBettyFord.com) sie bieten - wichtiger denn je.
Wer hat sich nicht schon Gedanken um Menschen mit auffälligem Alkoholkonsum gemacht? Wer hat vielleicht schon selbst daran gedacht, weniger zu trinken? Wer hat sich schon einmal über Kritik am eigenen Trinkverhalten geärgert oder sich dafür schuldig gefühlt? Wer trinkt morgens zuerst Alkohol, um sich nervlich zu stabilisieren oder den Start in den Tag zu erleichtern? Diese Anzeichen können - neben dem Wunsch, lieber allein als in Gesellschaft zu trinken, und weiteren Warnsignalen - auf eine Abhängigkeitsproblematik hinweisen. Die Unsicherheit bei Betroffenen und ihren Angehörigen ist ebenso groß wie die Angst vor einer gesellschaftlichen Ächtung. Dass Abhängigkeit eine Krankheit ist und als solche akzeptiert werden sollte, ist den wenigsten bewusst.
Obwohl sich der individuelle Verlauf der Erkrankung sehr unterscheidet, gibt es ein häufig auftretendes Muster. Anfänglich wird in der Regel konsumiert, um Probleme zu bewältigen und bestimmte Situationen erträglicher zu machen. Die Grundannahme ist dabei, dass die Auslösesituation wie zum Beispiel Traurigkeit, Einsamkeit, Angst oder Überforderung mit der Einnahme besser zu ertragen ist. Begleitet wird diese Annahme von einer sehr bald automatisierten Abfolge von Gedanken ("Ich bestelle mir ein Bier"), der sich anschließenden Handlung (Einnahme der Substanz) und einer daraus resultierenden erneuten Auslösesituation (zum Beispiel das Gefühl von Scham, Schuld oder Verzweiflung), womit sich der Kreis schließt. Die erwähnte Grundannahme führt dazu, dass die Substanz sehr häufig als Selbstmedikation bei Depressionen, Ängsten, Panikattacken oder in als schwierig empfundenen sozialen Situationen eingesetzt wird. Dieses Verhalten lässt ebenfalls ein Muster entstehen, da die beschriebenen Gefühlszustände oder Situationen vermeintlich nur mit Hilfe der Substanz überstanden werden können. Der typische Teufelskreis tritt in der Regel erst im fortgeschrittenen Verlauf auf, wenn körperliche Entzugssymptome auftreten, die sich nur durch eine erneute Aufnahme der Substanz mildern beziehungsweise beseitigen lassen.
Der Konsum steigt meist schleichend an, gleichzeitig werden die abstinenten Tage immer weniger. Da sich dies über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstrecken kann, wird in den meisten Fällen erst nach längerer Substanzeinnahme deutlich, dass ein Missbrauch, ein schädlicher Gebrauch oder eine Abhängigkeit vorliegt. Versuche, den Konsum zu verringern bzw. ganz einzustellen, bleiben langfristig ohne Erfolg beziehungsweise scheitern ganz, was zu Schuld- und Schamgefühlen, depressiver Verstimmung, Verzweiflung, aber auch Resignation führen kann. Durch das Auftreten von Entzugssymptomen wird dann der oben beschriebene Kreislauf in Bewegung gesetzt.
Um die Diagnose einer Abhängigkeit zu stellen, müssen laut WHO mindestens drei von sechs definierten Kriterien über einen Zeitraum von mindestens einem Monat beziehungsweise wiederholt innerhalb von zwölf Monaten zutreffen. Dazu zählen ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren, eine verminderte Fähigkeit, den Konsum zu kontrollieren, körperliche Entzugssymptome beim Absetzen der Substanz, eine Toleranzentwicklung (um die gleiche Wirkung zu erhalten, müssen größere Mengen eingenommen werden), Vernachlässigung anderer Interessen sowie ein anhaltender Substanzkonsum trotz eindeutig schädlicher Folgen.
Das Thema "Sucht" bzw. Abhängigkeit ruft nach wie vor Scham- und Schuldgefühle hervor und wird nur schwer als Krankheit akzeptiert. Eine Suchtberatung aufzusuchen oder das Thema beim Hausarzt oder bei Freunden und Angehörigen anzusprechen, fällt sehr schwer. Zu groß ist die Angst vor Zurückweisung, Schuldzuweisungen und Enttäuschung. Der Begriff Sucht ist in unserer Gesellschaft negativ besetzt und wird oft mit Personen am Rande der Gesellschaft gleichgesetzt. Dass es jedoch auch und gerade bei beruflich erfolgreichen und finanziell unabhängigen Menschen zu schädlichem Gebrauch oder Abhängigkeit von Substanzen kommen kann, wird häufig nicht gesehen. Gerade im beruflichen Bereich herrscht zudem große Sorge, die Erkrankung könnte bekannt werden und Nachteile oder Karriereeinbußen nach sich ziehen.
Menschen, denen adäquate Strategien zum Umgang mit und dem Aushalten von negativen Gefühlen fehlen, sind prinzipiell besonders anfällig für eine Abhängigkeitserkrankung. Eine große Sorge der Betroffenen ist häufig, die Krankheit selbst verschuldet zu haben. Meist sind sie überzeugt, einfach aufhören zu können, aktuell jedoch einfach nicht zu wollen. Welche Macht ein Suchtmittel besitzt und welche tiefsitzenden Mechanismen dahinter liegen, ist häufig erst im Verlauf einer Therapie erkennbar. Die Therapeuten der Betty Ford Klinik erleben bei ihren Patienten - beruflich sehr erfolgreichen Menschen, die meist schnelle Entscheidungen treffen müssen, eine schnelle Auffassungsgabe benötigen und kognitiv stark beansprucht werden - immer wieder, dass der Zugang zu den eigenen Gefühlen und dem bewussten Erleben von Situationen eingeschränkt ist. Überlegungen wie "Warum trinke ich? Ich habe doch alles... Eigentlich geht es mir doch gut", und der Wunsch nach "Rüstzeug" für eine Abstinenz dominieren häufig die ersten Gespräche. Da es ein solches pauschales Rüstzeug nicht gibt, gilt es, die persönlichen Zusammenhänge zwischen der häuslichen/sozialen beziehungsweise beruflichen Situation und dem Trinkverhalten zu verstehen und den Umgang damit zu lernen. Aus diesem Grund wird die Eigenmotivation der Patienten in der My Way Betty Ford Klinik (http://www.MyWayBettyFord.com) stark gefördert. Die hochfrequente Suchttherapie der Klinik umfasst fünf Einzelgespräche und fünf Gruppensitzungen pro Woche. Dazu bietet die Klinik umfassende Suchtinformation und ein breites Begleitprogramm.
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