Was Industrie, Handel und Logistik 2020 erwartet
10.02.2020
Politik, Recht & Gesellschaft
Einschätzungen der Logistikweisen zum Einfluss der Entwicklungen in Industrie und Handel auf den Wirtschaftsbereich Logistik in 2020. Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Christian Kille, Autor des Standardwerks "Die Top 100 der Logistik" und Marktexperte für die Bundesvereinigung Logistik (BVL).
Das von den Logistikweisen erwartete Wachstum des Wirtschaftsbereichs Logistik in Höhe von nominal 2,2 Prozent bzw. real 0,4 Prozent (siehe http://www.logistikweisen.de/de/ergebnisse.php ) verdeutlicht, dass der Beitrag von Industrie und Handel in Form von zusätzlichen Sendungsmengen, Dienstleistungsaufträgen oder komplexeren Aufgaben gering ausfällt.
Der Grund für die schwache Wirtschaftsleistung: Ganze Industriezweige, insbesondere die Schlüsselindustrien Automobil, Chemie und Maschinenbau, stecken in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess, basierend auf den Potentialen aber auch Risiken, die durch den technologischen Wandel entstehen. Allen voran die Automobilindustrie, einer der tragenden Säulen der deutschen Wirtschaft, befindet sich mitten in einem Strukturwandel, der nicht nur die Automobilhersteller, sondern auch die zahlreichen Zulieferer betrifft. Hinzu kommt die Last aus der Entwicklung im Welthandel, die das Exportland Deutschland und damit die gesamte Wirtschaft trifft.
Was ist entsprechend für die Logistik 2020 zu erwarten? Die folgende Betrachtung konzentriert sich auf die Entwicklung der Branchen in Deutschland und deren Wirkung auf den Wirtschaftsbereich Logistik (siehe https://www.bvl.de/blog/industrie-handel-und-logistik-2020/ ). Das Thema Personal in der Logistik wird an dieser Stelle nicht betrachtet, wohl wissend, dass es eine hohe Relevanz für den Wirtschaftsbereich hat.
Es wird erwartet, dass es keine großartigen Einbrüche geben wird, aber auch keine Erholung auf höhere Produktionszahlen. Als Grund wird vor allem die schwache Weltkonjunktur angeführt. Dass wiederum die Zulieferer Entlassungen ankündigen, hat nicht nur mit der erwarteten konjunkturellen Entwicklung zu tun, sondern auch mit bereits angestoßenen Umstrukturierungen. All diese Punkte deuten auf einen grundsätzlichen Strukturwandel der Branche hin, der den Automobilstandort Deutschland und die damit zusammenhängende Logistik unzweifelhaft nachhaltig tangieren wird. In 2020 wird dies noch nicht zu spüren sein, aber die ersten Anzeichen sind erkennbar.
Für die Chemie ist in 2020 kein Ende der Schwächephase in Sicht. Zwar hatte dieser Industriezweig keine "hausgemachte" Krise und auch keinen bevorstehenden Strukturwandel wie die Automobilindustrie zu stemmen, allerdings unterliegt auch sie einer verlangsamten Grunddynamik und bewegt sich mit der allgemeinen Konjunktur. Diese sieht für Deutschland zwar eine leichte Erholung gegenüber 2019, jedoch weltweit vielmehr einen Dämpfer der Nachfrage vor.
Die Auftragseingänge im Maschinen- und Anlagenbau haben deutlich abgenommen. In den ersten zehn Monaten vermeldeten die Unternehmen laut dem VDMA einen Orderrückgang von 9 Prozent im Vorjahresvergleich. Dies weist auf eine schwierige Zeit in 2020 hin, da im Maschinenbau viele Aufträge erst Monate später bearbeitet bzw. ausgeliefert werden.
Die Bauindustrie kann weiterhin von einem Boom in 2020 ausgehen. Vor dem Hintergrund einer fortwährenden Niedrigzinspolitik wird nicht davon ausgegangen, dass die Bauvorhaben privater Investoren abnehmen. Vielmehr das Gegenteil ist der Fall. Gestützt wird dies durch die Notwendigkeit, dass Wohnraum gebaut werden muss.
Auf der Seite der Konsumgüterindustrie ist ebenso mit einem Wachstum zu rechnen. Der GfK-Konsumklima-Index ist stabil bzw. leicht wachsend. Die Konjunkturerwartung der Verbraucher hellt sogar spürbar auf, was sich auch in der steigenden Anschaffungsneigung niederschlägt. So ist in 2020 mit zunehmenden Ausgaben insbesondere bei langlebigen Gebrauchsgütern zu rechnen. Für die Logistik bedeutet selbst ein stagnierendes Umfeld bei den Konsumgütern aufgrund der Entwicklungen im E-Commerce ein tendenziell deutliches Wachstum.
Für die Logistikdienstleister besteht dennoch kein Grund für Pessimismus. Einbrüche in den Auftragsbüchern sind aufgrund der zuvor beschriebenen Rezession nicht wegzudiskutieren, aber die Möglichkeit einer Umsatzsteigerung besteht weiterhin. Zwar wird der Abwärtstrend in einigen Branchen zu Verlusten durch geringere Mengen bei Bestandskunden führen, aber dennoch können die Logistikdienstleistungsunternehmen aufgrund ihrer wichtiger werdenden Rolle in der Wertschöpfungskette dies durch zusätzliche Dienstleistungen aktuell noch kompensieren. Ein weiterer Effekt für ein nominales Wachstum aus Sicht der Logistikunternehmen, welches sich im Umsatz wiederspiegelt, bilden die steigenden Kosten, da sie aufgrund der höheren Integration bei den Kunden auch weitergegeben werden können. Jedoch sollten Logistikdienstleistungsunternehmen nicht damit rechnen, dass in 2020 durch den Kostendruck in den Industrieunternehmen bereits eine Welle an Outsourcing-Ausschreibungen beginnt. Eine schwache Konjunktur, eine sich möglicherweise daraus entwickelnde Rezession und die folgenden Restrukturierungs- bzw. Flexibilisierungsmaßnahmen werden erst in 2021 als Outsourcing-Projekte den Markt erreichen, sodass zunächst Kosteneinsparungen angestrebt werden, die unternehmensintern und im Einkauf gelöst werden können.
Prof. Dr. Christian Kille studierte Elektrotechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nach Beendigung der Diplomarbeit fing er im Jahre 1999 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS an. Seit dem 1. April 2011 ist er Professor für Handelslogistik und Operations Management an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Des Weiteren ist er Marktanalyst der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und Mitglied in den Jurys der "Logistik Hall of Fame" und des "Logix Deutscher Logistikimmobilien Award (Vorsitzender) sowie Vorsitzender des Nominierungskomitees "Beste Marke der Logistik".
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