Pressemitteilung von Heiko Wild

BIKEDRESS RAPHA RIDE MÜNCHEN: ULLE, IL KAISER UND WEISSWURST


Sport & Events

Frankreich im Sommer 1997: schon vor Beginn der Tour de France stand der Name eines deutschen Fahrers ganz oben auf der Liste der Zeitungsmacher und Medienvertreter. Die L"Equipe vergab so auch vor dem offiziellen Start der Rundfahrt 5 Sterne an den Zweitplatzierten des Jahres 1996. Was dann aber im Laufe der "Großen Schleife" über diesen Jungen von der Ostsee geschrieben wurde war an Superlativen nicht mehr zu überbieten. Die Presse überschlug sich und lobte ihn in den Himmel. "Voilà le Patron (L"Equipe)", "Ullrich il Kaiser" (Gazetta dello Sport) sind nur einige Auszüge der Überschriften des Blätterwaldes. Die L"Equipe schreibt nach dem Triumph auf der Champs-Élysées sogar weiter: "Kaiserlicher Ullrich...die Tour 1997 hat einen großen Champion gekürt. Der Triumphbogen schien Jan Ullrich gewidmet zu sein. Er ist noch zu jung, um ein Gott zu sein. Aber die Menge macht ihn zu einem neuen Messias."

München im Spätsommer 2013: Rapha hat gemeinsam mit Verkaufspartner http://www.bikedress-muenchen.de Gleichgesinnte zum dritten Rapha Ride München eingeladen. Kaiserwetter, die Sonne lacht bei heißen 29 Grad und der Himmel zeigt sein schönstes Blau. Dieses Mal ist nicht nur das Wetter besonders. "Ist er es wirklich?", fragt sich der ein oder andere Teilnehmer beim "Cappuccino-Warmup" im bikedress-Store, als er dieses bekannte, gut gebräunte Lausbubengesicht voller Sommersprossen entdeckt. Ja, er ist es! Auf Einladung von bikedress-Eigentümer Heiko Wild ist Jan Ullrich beim Rapha Ride zu Gast. Schnell verschwindet die Skepis im Raum denn Jan mischt sich in die Runde und sagt: "Hallo, ich bin der Ulle. Freut mich, mit euch heute bei dem Traumwetter gemeinsam zu fahren. Stärkt euch noch genug vor der Abfahrt...ich muss nämlich heute noch ein bisschen trainieren!"

Juli 1997 in Andorra: In einer scharfen Linkskurve geht Jan Ullrich aus dem Sattel. Die Attacke sitzt. Wenige Kilometer vor dem Gipfel in Andorra-Arcalis hängt der damals 23-Jährige im Trikot des deutschen Meisters die versammelte Weltspitze ab. In seiner unnachahmlichen Art, die Hände fest am Unterlenker elegant sitzend und mit kraftvollem Gang fährt der junge Mann aus Rostock ins Gelbe Trikot der Tour de France. Richard Virenque und Marco Pantani können nicht folgen. Scheinbar mühelos fliegt Ulle an Cedric Vasseur vorbei. Noch trägt der Franzose das Gelbe Trikot. Sein Telekom-Teamchef Walter Godefroot schließt im Begleitfahrzeug zu seinem Schützling auf. "Nicht nach hinten gucken", sagt der Belgier. Ulle gehorcht. Um 17:31 Uhr erreicht er das Ziel. 1:08 Minuten vor Virenque und Pantani. In Paris wird er am Ende über neun Minuten vor Virenque liegen und gewinnt als bisher einziger Deutscher in der Geschichte die Tour de France. An jenem 15. Juli 1997 fährt Ulle in der Bergstation Andorra-Arcalis in die Herzen der Radsportwelt. Sein Triumph löst in Deutschland einen noch nie dagewesenen Radsport-Boom aus, Millionen versammeln sich fortan jeden Juli vor dem Bildschirm, um das Jahrhunderttalent auf dem Weg zum nächsten Toursieg zu sehen.

München, Spätsommer 2013: Das Rapha Ride Peloton startet in drei Leistungsgruppen: 100 hügelige Kilometer im "Ulle-Tempo", 100 km in moderater Geschwindigkeit sowie 70 km der "Girlsgroup". Unterwegs wartet natürlich der Rapha H-Van mit Verpflegungsstelle in Ascholding. Noch rollen die knapp 80 Teilnehmer gemütlich durch den Perlacher Forst. Für "Local Heroes" ist der Perlacher Forst sozusagen der Radhighway in den Münchner Süden. Mitten aus der Innenstadt ebnet ein 8 Kilometer langer, geteerter Forst-Radweg einen autofreien Zugang in die Weite des oberbayerischen Alpenvorlands. Die elegante Haltung von Ulle auf der Maschine ist heute noch unverwechselbar und sticht aus der Gruppe heraus. Die Frequenz nicht mehr ganz so dynamisch, aber der Tritt bei großem Gang nach wie vor kraftvoll.

Den Perlacher Forst hinter sich gelassen, zeigt das Alpenvorland den Fahrern nun seine wahre Pracht. Bilderbuchkulissen mit saftig grünen Wiesen, alpiner Architektur, Barockkirchen in verspielt wirkenden Dörfern sowie die majestätische Bergkulisse vom Wendelsteinmassiv bis zur Zugspitze spiegeln die Vielfalt dieser Region wieder. Das Profil wird langsam anspruchsvoll, denn kurze, knackige Anstiege in Richtung Dietramszell lassen den Puls immer wieder in die Höhe steigen. Angekommen am Salesianerinner-Kloster in Dietramszell zweigt nun der Weg Richtung Isartal ab.

Jetzt merkt man erstrecht, dass sich ein ehemaliger Tour de France Sieger in der Gruppe befindet. Die Straße ist leicht abschüssig nach Bairawies und die Fahrer an der Spitze drücken aufs Tempo. Wann bekommt man schon einmal die Chance einen Ulle herauszufordern? Der Radcomputer zeigt in diesen Passagen gut 55 bis 60 km/h an. In Bairawies steht nun die letzte Hürde vor der Verpflegungsstation an. Ein zwei Kilometer langer und bis zu 13 Prozent steiler Anstieg führt nach Humbach. Das Tempo wird noch hektischer. Ulle nach wie vor auf dem großen Blatt. Doch nun muss auch er aus dem Sattel und es geht ein Raunen durch die Menge. In Humbach angekommen entschädigen die Aussichten bis zur Zugspitze und über das gesamte Isartal die Anstrengung. Nach erfrischender Abfahrt sichtet man schon aus der Ferne den Rapha H-Van, nahe des Sportplatzes, in Ascholding. Kilometer 67 Verpflegungsstop!

Bei frisch geröstetem Cafe und gekühltem Tegernseer Bier finden sich alle drei Leistungsgruppen wieder an der Verpflegungsstelle zusammen. Man merkt: Ulle ist ein Star zum Anfassen. Die Scheu, die am Morgen bei dem ein oder anderem Teilnehmer noch vorhanden war, ist abgelegt. Man "quatscht" gemeinsam über die neuesten Trends oder die zurückliegende Trainingsvorbereitung für noch anstehende Teilnahmen bei Radmarathons. Ulle selber hat sich nie als den großen Star gesehen, zu dem er in der Presse während seiner Karriere gemacht wurde. Das wird nun mehr als deutlich. Einer, der Ulle"s Karriere schon länger eng verfolgt hat, ist sein langjähriger Freund Frank Wörndl. Ebenfalls an diesem Tag mit im Sattel. 1987 Ski-Weltmeister im Slalom und 1988 Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Calgary hat auch Wörndl in seiner Sportart eine erfolgreiche Karriere hingelegt. Zusammengebracht hat die beiden Freunde vor allem das Rennradfahren. Als Frank vor 13 Jahren nach einer schweren Knie-OP im Krankenhaus lag, brachte Jan ein Rennrad als Geschenk mit, als er ihn besuchte. "Dank Jan fahre ich seit dem Rennrad. Einfach ein geiler Sport", sagt Frank, der Skifahrer, beim Espresso in Ascholding. Umgekehrt ergänzt Ulle über seinen Freund Wörndl: "Nach meinem unglücklichen Karriereende und einer schweren Zeit bin ich 4 Jahre nicht Rad gefahren. Das hat mir nicht gut getan. Frank war derjenige, der mir die Freude am Fahren wieder vermittelt hat. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar."

Gut gestärkt rauscht die Gruppe weiter Richtung Norden nach München. Es zeigt, der Münchner Süden ist fantastisch geeignet zum Rennradfahren wie es selten im nahen Umfeld großer Metropolen zu finden ist. Über Pupplinger Au, Aumühle und Isarkanal steht die letzte Prüfung des Tages an: Die "Straßlacher Mauer", wie der 700 Meter lange und bis zu 15% steile Anstieg vom Gasthof Mühltal bis nach Straßlach gerne von den "Locals" genannt wird. "Im Rückenwind" eines Tour de France Helden meistert die Gruppe locker und leicht die letzte Herausforderung.

Früher angekommen am bikedress-Store als erwartet geht die gelungene Ausfahrt für alle Teilnehmer in ein traditionell bayerisches Weißwurst Get together über. Der Haushinterhof in der Münchner Au füllt sich mit weiteren Freunden,Familien-angehörigen und Radsportgleichgesinnten. Bei Weißbier, Weißwurst und Brezn klingt ein traumhafter Radtag aus. Ulle ist anzusehen, wie glücklich ihn das Radfahren wieder macht. Mittlerweile ist seine Frau Sara mit den Söhnen Max, Benno und Toni anwesend. Unbeschwert, offen und sympathisch genießen sie die Atmosphäre beim Rapha Ride.

Nach den letzten Enthüllungen können wir mittlerweile die Zeiten im Radsport während Ulle"s Karriere einordnen. Über seine schweren Zeiten und Fehler wurde ebenfalls genug geschrieben und berichtet. Dennoch bleibt er seit jenem Tag in Andorra-Arcalis ein Held des Radsports und vor allem ein sympathischer Mensch. Umso mehr sind wir froh, dass er die Liebe zu seinem Sport wiedergefunden hat. Dem geilsten Sport in der Welt!

FN
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