Forschungsprojekt: Digitale Lösungen rund um E-Mobilität entlasten Stromnetz und bringen erneuerbare Energie in den Tank
30.11.2018
Umwelt & Energie
(Mynewsdesk) Vilshofen/Niederbayern. Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen wachsen Strominfrastruktur und Mobilität immer stärker zusammen. Gelingen wird der Umstieg auf E-Mobilität dann, wenn Auto, Verkehr, Lademöglichkeiten und Stromnetz als Teile eines Systems verstanden werden. Um die dazu erforderlichen digitalen Systeme zu entwickeln, forscht das Bayernwerk im Rahmen des europäischen Projekts „Electrific“ an Lösungen der Zukunft.
„Die ursprüngliche Idee der Energiewende ist überholt. Der ehemals alleinige Fokus auf mehr Erneuerbare Energie reicht nicht mehr. Wir brauchen eine 360-Grad-Betrachtung. Die Energiezukunft vernetzt unterschiedliche Wirtschafts- und Lebensbereiche. Wohnen, Leben, Mobilität, Strom und die intelligente Steuerung der Energieflüsse sind Teile ein- und desselben Systems“, erklärte Dr. André Zorger, Regionalleiter des Bayernwerks, bei der Vorstellung des Projekts „Electrific“, an dem das Bayernwerk maßgeblich beteiligt ist. „Für uns ist E-Mobilität die Mobilität der Zukunft. Unseren Bayernwerk-Fuhrpark von 1.300 Fahrzeugen rüsten wir bis 2025 auf reine E-Fahrzeuge um. Vor allen Dingen aber treiben wir E-Mobilität durch Forschung und Entwicklung insbesondere im Hinblick auf das Zusammenspiel zwischen Einspeisung, Stromnetzen und E-Fahrzeugen voran“, so André Zorger. Eines der Projekte, in das man sich einbringe, sei das Projekt "Electrific".
Dort erforsche das Bayernwerk zwei Szenarien. Zum einen die Wechselwirkung zwischen wachsender E-Mobilität und den vorhandenen Netzkapazitäten. Zum anderen die Nutzung intelligenter Navigation, die den Straßenverkehr und die damit verbundenen Ladevorgänge möglichst netzentlastend routet, ohne für die Fahrzeugnutzer unangemessene Nachteile beispielsweise bei der Fahrtdauer zu erzeugen.
E-Mobilität und Netzkapazität
Ein Stromnetz muss die Kapazität bereitstellen, um Elektrofahrzeuge bedarfsgerecht laden zu können. „Heute ist das kein Problem. Aber wenn die Elektromobilität ihren Durchbruch findet, braucht man vor allen Dingen im lokalen Maßstab intelligente Ladelösungen“, so Duschl. Um den Bedarf dieser Entwicklung in der Praxis zu veranschaulichen, habe man mit dem Stromnetz der niederbayerischen Stadt Vilshofen ein Netzgebiet gefunden, das hervorragende Voraussetzungen für das Forschungsprojekt biete. Duschl: „Wir haben in der Region eine hohe Einspeisung. Und wir haben in Vilshofen eine gute Nutzung von Ladestationen und E-Fahrzeugen. Wenn wir das Nutzerverhalten im Projekt hochrechnen, sehen wir, dass die örtliche Netzstruktur mit Sicherheit an ihre Grenzen gerät, wenn Ladevorgänge parallel und unabgestimmt erfolgen würden.“ Da komme die Intelligenz ins Spiel. Digitale Systeme führen die Ladevorgänge laut Duschl aufeinander abgestimmt durch, je nach Bedarf der Nutzer. So werden sämtliche Ladevorgänge mit der Kapazität des Stromnetzes abgeglichen. Daran orientieren sich laut Duschl Ladegeschwindigkeit und Lademenge. Somit ist sichergestellt, dass der Nutzer auf jeden Fall eine ausreichende Lademenge erhält und die Kapazität des Stromnetzes optimal ausgenutzt wird. „Und nicht nur das: wir sparen damit auch in erheblichem Maße Netzausbau“, erklärte Duschl. Karl Eibl, Geschäftsführer der Stadtwerke Vilshofen betonte: “Selbstverständlich haben wir uns bereit erklärt, in diesem Zukunftsprojekt mitzuwirken. Das ist der Schlüssel hin zu einer breiten Nutzung von E-Mobilität. Im Projekt haben wir erkannt, in welchem Ausmaß digitale Technologie in unserem Netz dazu beitragen kann, Ladekapazitäten ohne Netzausbau zu optimieren. Das ist beeindruckend.“
Regenerative Energie „im Tank“
Der Weg ist das Ziel. E-Fahrzeuge tanken dort, wo die Stromnetze aktuell durch hohe Einspeisung aus dezentralen Energieanlagen an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. Die Idee ist einfach. Jedoch gilt es auch hier, die Technologie dahinter zu erforschen und zu entwickeln. Auch daran arbeitet das Bayernwerk innerhalb des Projekts „Electrific“. Wolfgang Duschl: „Letzen Endes geht es uns darum, Elektromobilität für die Verbraucher attraktiv zu gestalten. Wir integrieren durch digitale Systeme Ladevorgänge in den Alltag der Kunden, nutzerfreundlich und transparent. Wenn wir die Dinge auf den Weg bringen, erreichen wir aber noch mehr. Wir sorgen für optimale Nutzung regenerativer Energie und stärken den Klimaschutz, wir vermeiden Netzausbau und damit verbundene Kosten und wir ebnen einer nachhaltigen Form der Mobilität den Weg in eine chancenreiche Zukunft.“
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