Dezentrale Flexibilität aus Bayern für die Energiewende
14.01.2019
Umwelt & Energie
(Mynewsdesk) Bayernwerk Netz GmbH und TenneT untersuchen gemeinsam im Forschungsprojekt „HeatFlex“, wie dezentrale Stromnutzer das Stromnetz stabilisieren können
Bayreuth/Regensburg. Das gemeinsame Projekt „HeatFlex“ der Bayernwerk Netz GmbH und von TenneT geht seit diesem Winter in die „heiße Phase“: Der Verteilnetzbetreiber Bayernwerk und der Übertragungsnetzbetreiber TenneT untersuchen gemeinsam, wie kleine dezentrale Stromnutzer das Stromnetz stabilisieren können. Damit wollen die beiden Netzbetreiber die Flexibilität des Energiesystems erhöhen und so einen Beitrag zur sicheren und dezentralen Energiewende in Bayern und Deutschland leisten.
„Aus den Tests erwarten wir genaue Erkenntnisse zum nutzbaren Leistungspotenzial kleiner dezentraler Verbrauchseinheiten und wollen zeigen, wie man auch mit bestehender Technologie flexibel auf Engpasssituationen reagieren kann,“ sagt Wolfgang Hildebrand, verantwortlich für das Projekt bei der Bayernwerk Netz GmbH. „Damit denken wir das zukünftige Netzengpassmanagement schon heute weiter: Während der Gesetzgeber in seinen neuesten Überarbeitungen vor allem die Nutzung von dezentralen Anlagen zur Erzeugung und Speicherung von Strom vorsieht, erproben wir auch die Potenziale von dezentralen Verbrauchern.“
„Mit diesem Projekt erproben wir bereits heute Lösungen für morgen. HeatFlex ist eines der Pilotprojekte, mit denen wir erforschen, welche dezentralen Flexibilitäten wir in Zukunft nutzen können, um das Netz zu stabilisieren. Dazu gehören zum Beispiel auch Projekte mit Power-to-Gas, mit bidirektional ladbaren Elektroautos oder mit Heimspeichern und Blockchain-Technologie. Alles das zahlt künftig auf die Versorgungssicherheit ein und kann dazu beitragen, den Bedarf an neuen Stromleitungen nach 2030 deutlich zu reduzieren“, sagt TenneT-Geschäftsführer Wilfried Breuer. „Uns ist es dabei besonders wichtig, solche Pilotprojekte Hand in Hand mit Verteilnetzbetreibern zu entwickeln.“
Die dezentralen Stromnutzer, um die es bei HeatFlex geht, sind zum Beispiel elektrische Nachtspeicherheizungen, Wärmepumpen, Warmwassererhitzer und potenziell auch Elektrofahrzeuge im Gebiet des Bayernwerks. Sie sind durch den Verteilnetzbetreiber mittels Rundsteuertechnologie steuerbar. Droht zum Beispiel aufgrund von viel Windstrom, der in das Netz drückt, ein Transportengpass im Übertragungsnetz – also ein „Stau“ auf der „Stromautobahn“ – wird heute konventionelle Erzeugung verlagert. Das heißt: Vor dem „Stau“ wird im Norden die konventionelle Erzeugung verringert, um „staugefährdete“ Leitungen zu entlasten. Hinter dem „Stau“ im Süden müssen dann andere Kraftwerke hochgefahren werden, um die reduzierte Erzeugung wieder auszugleichen. In dem Projekt „HeatFlex“ übernehmen dezentrale Stromnutzer die Aufgabe dieser Kraftwerke: Bei Transportengpässen sollen sie auf Anforderung von TenneT durch das Bayernwerk angesteuert werden und dann aufhören, Strom aus dem Netz zu ziehen. So können sie dem Netz den zur Stabilisierung notwendigen Strom zur Verfügung stellen.
Im Versorgungsgebiet des Bayernwerks sind über 170.000 dezentrale steuerbare Stromnutzer angeschlossen, die über eine Leistung von insgesamt etwa 200 MW verfügen. Ein erster Test im Sommer bewies bereits die technische Machbarkeit von HeatFlex: Auf Anforderung von TenneT wurden bei realen Transportengpässen dezentrale Stromnutzer durch das Bayernwerk gesteuert. Dabei zeigte sich, dass die Kommunikation zwischen den Leitstellen beider Netzbetreiber schnell und problemlos funktionierte und unverzüglich auf die
Engpässe reagiert werden konnte. Jetzt führen die beiden Netzbetreiber weitere Tests durch. Sie sollen zeigen, wie hoch das netzstabilisierende Potenzial dieser dezentralen Stromnutzer in einer extremen Versorgungssituation ist. Die kalte Jahreszeit ist hierfür besonders geeignet, da hier kalte Temperaturen und ein hoher Strom- und Wärmebedarf zusammenkommen und große Strommengen transportiert werden müssen. Ergebnisse erwarten die Netzbetreiber gegen Ende des ersten Quartals 2019.
Das Projekt soll auch Wege aufzeigen, wie die sogenannte Sektorenkopplung – die Verbindung von Strom-, Gas-, Mobilitäts und Wärmesektor zu einem Gesamtsystem – funktionieren kann. Dezentrale Einheiten in den Verteilnetzen werden zukünftig Netzbetreiber vor neue Herausforderungen stellen, beispielsweise wenn sie zeitgleich hohe Leistungen aus dem Netz beziehen oder auch einspeisen. Zugleich können sie auch Teil der Lösung zur Vermeidung von Netzüberlastungen sein, wenn für deren Nutzung geeignete Rahmenbedingungen existieren. Im Rahmen des bis Mitte 2019 laufenden Projektes sollen unter Berücksichtigung der technischen Potenziale auch hierzu Vorschläge erarbeitet werden.
Heute kommt es wegen der zunehmenden dezentralen Einspeisung erneuerbarer Energien immer öfter zu Transportengpässen im Stromnetz. Um sie zu vermeiden, greift TenneT in die Erzeugung von konventionellen Kraftwerken und von Erneuerbaren ein und sorgt so dafür, dass der Stromtransport im Rahmen der Übertragungskapazität des Netzes liegt. Die Kosten hierfür lagen 2017 deutschlandweit bei ca. 1,4 Mrd. Euro und werden über die Netzentgelte letztlich von den Stromverbrauchern getragen.
Ansprechpartner:
Bayernwerk: Manuel Köppl / 0941/201-7824 / 0171/9924772 / <a href="mailto:manuel.koeppl@bayernwerk.de">manuel.koeppl@bayernwerk.de</a>
TenneT: Ulrike Hörchens / 0921/50740-4045 / 0151/17131120 / <a href="mailto:ulrike.hoerchens@tennet.eu">ulrike.hoerchens@tennet.eu</a>
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