RIWA-Rijn - Jahresbericht 2022: Wasserqualität des Rheins verfehlt die Ziele
06.09.2023
Umwelt & Energie
Es muss mehr getan werden, um die Wasserqualität des Rheins zu verbessern. So plädiert RIWA-Rijn, der Verband der Trinkwasserunternehmen, die Oberflächenwasser aus dem Rhein für die Trinkwasseraufbereitung nutzen, in seinem Jahresbericht 2022. Auch im Jahr 2022 wurden im Rhein Dutzende von Stoffen in Konzentrationen nachgewiesen, die über den Zielwerten des European River Memorandum (ERM) liegen, z. B. gibt es mehr Industriechemikalien und Arzneimittelrückstände im Rheinwasser, was von den Trinkwasserversorgern zunehmende Aufbereitungsaufwand erfordert.
RIWA-Rijn sieht einen steigenden Bedarf nach Trinkwasser in den Niederlanden. Zu diesem Zweck erkunden die Trinkwasserversorger neue Entnahmestellen im Rheineinzugsgebiet. Die Wasserqualität des Rheins wird damit für die niederländische Trinkwasserversorgung noch wichtiger als sie es schon immer war.
Bewertung anhand von Zielvorgaben zeigt zu wenig Verbesserung
RIWA-Rijn prüft die Wasserqualität des Rheins im Hinblick auf drei Ziele: die Zielwerte des European River Memorandum (ERM), Artikel 7.3 der Wasserrahmenrichtlinie und das 30%ige Reduktionsziel der Rheinministerkonferenz. Das European River Memorandum legt die Zielwerte für die Wasserqualität so fest, dass die Trinkwasserversorger mit einfachen natürlichen Reinigungsverfahren sauberes und gesundes Trinkwasser herstellen können. Mehr als 60 Stoffe haben diese Zielwerte im Jahr 2022 überschritten.
Mit dem Index der Aufbereitungsaufgabe prüfen wir das Ziel von Artikel 7.3 der Wasserrahmenrichtlinie für Rheinwasser, nämlich "um eine Verschlechterung ihrer Qualität zu verhindern und so den für die Gewinnung von Trinkwasser erforderlichen Umfang der Aufbereitung zu verringern". Der Aufbereitungsaufgabe zeigt in Lobith und an den Entnahmestellen weiterhin eine steigende Tendenz. Während der Indexwert in Lobith unter dem Höchstwert von 2021 liegt, waren die Indexwerte an den Entnahmestellen ausnahmslos höher als im Vorjahr. Dies bedeutet, dass die Wasserversorger ihren Aufbereitungsaufwand nicht, wie in der Wasserrahmenrichtlinie vorgesehen, reduzieren können.
Industriechemikalien und Arzneimittelrückstände
Im Jahr 2020 hat die Rhein-Ministerkonferenz das Ziel festgelegt, dass die Einleitungen von Stoffen in den Rhein bis 2040 um 30 % reduziert werden sollen. Stoffe, deren Einträge im Durchschnitt um 1,5 % oder mehr pro Jahr abnehmen, werden die angestrebte Reduzierung um 30 % in 20 Jahren erreichen. Von den 56 Stoffen, die bewertet werden konnten, zeigt sich, dass bei mehr als ein Drittel (21 Stoffe) die Frachten nicht ausreichend abnehmen oder sogar zunehmen.
Die am häufigsten vorkommenden Stoffgruppen sind Industriechemikalien (14 Stoffe) und Arzneimittelrückstände (25 Stoffe). In der ersten Gruppe sticht Hexa(methoxymethyl)-melamin (HMMM) mit einem Anstieg von 80 % pro Jahr seit 2018 besonders hervor. HMMM wird u.a. bei der (Herstellung von) Autoreifen verwendet. Unter den Arzneimittelrückständen finden wir weiterhin große Mengen an Kontrastmitteln (sowohl Röntgen- als auch MRT-Kontrastmittel), aber auch viele Schmerzmittel und blutdrucksenkende Mittel.
Weitere Maßnahmen erforderlich
Um die gesetzten Ziele zu erreichen, sind weitere Maßnahmen erforderlich. So erfordert beispielsweise die Verringerung der industriellen Einleitungen strengere Auflagen in den Einleitungsgenehmigungen. Den Auswirkungen auf die Trinkwasserfunktion des flussabwärts gelegenen Flusses wird oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Für die meisten Arzneimittelrückstände kann die Behandlung von Haushaltsabwässern durch die Einführung einer 4e Reinigungsstufe verbessert werden. Außerdem lassen sich Kontrastmittel gut mit Urinbeuteln auffangen. Einige Krankenhäuser in den Niederlanden haben bereits damit begonnen diese auszugeben.
Wachsende Trinkwassernachfrage, Versorgungssicherheit unter Druck
Wetterextreme infolge des Klimawandels, zunehmende Umweltverschmutzung und eine wachsende Bevölkerung tragen dazu bei, die künftige Versorgungssicherheit zu gefährden. Um dem entgegenzuwirken, erkunden die Wasserversorgungsunternehmen neue Fördergebiete, von denen viele im Rheineinzugsgebiet liegen. Dabei ist es wichtig, dass neue Standorte rechtzeitig ausgewiesen, geschützt und genehmigt werden. Das Ministerium für I&W arbeitet auch an neuen, vielfältigen Trinkwasserquellen und sieht das IJsselmeer als nationalen Wasserspeicher. Es ist wichtig zu wissen, dass Flusswasser, das als Trinkwasser verwendet wird, nicht "weg" ist, sondern über die Abwasserbehandlung wieder in das Wassersystem zurückfließt.
Dazu RIWA-Rijn Direktor Gerard Stroomberg: "Unser Jahresbericht ist eine Scorekarte für Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität des Rheins, und das Ergebnis stimmt nicht optimistisch. Und dass, obwohl der wachsende Trinkwasserbedarf in den Niederlanden die Wasserqualität des Rheins für die niederländische Trinkwasserversorgung noch wichtiger macht, als sie es schon immer war."
Weblinks:
- Sie können den RIWA-Rijn-Jahresbericht 2021 hier herunterladen: https://www.riwa-rijn.org/de/riwa-rijnpublikationen/?filter=1177
- Der thematische Bericht von RIWA-Rijn über die Entwicklung der Anforderungen an den Behandlungsaufwand für Wasserversorgungsunternehmen entlang des Rheins kann hier abgerufen werden: https://www.riwa-rijn.org/en/publicatie/removal-requirement-and-purification-treatment-effort-for-the-dutch-rhine-water-from-2000-2018-2/
- Die deutsche Fassung des European River Memorandum (ERM) kann hier heruntergeladen werden: https://www.riwa-rijn.org/de/riwa-rijn-de/european-river-memorandum-2/
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Herr Gerard Stroomberg
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