Arbeitsmarkt Bodensee - Wohin geht die Reise?
03.06.2013 / ID: 119819
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Diese Woche lud das Aktionsfeld "Politik und Gesellschaft" der Stiftung Unternehmertum Lilienberg in Ermatingen CH im Rahmen des Zyklus "Herausforderung Grenze" Vertreter der Gewerkschaften aus allen vier Anrainerstaaten zu einem Kolloquium.
Hans-Peter Wüthrich - Leiter des Aktionsfeldes - spricht die hohe Zahl der Grenzgänger an. Durch die großen Gehaltsunterschiede zwischen den Ländern werden natürlich einseitig die Fachkräfte abgezogen. Hinter dieser Diskrepanz der Löhne steckt ein nicht vergleichbares Lohnsystem (abhängig von Wochenarbeitsstunden, Urlaubs- und Feiertage, Sozialleistungen, Steuern, Lohnnebenkosten) mit all seinen Konsequenzen, ganz abgesehen von den unterschiedlichen Höhen der Lebenshaltungskosten. Ob Gehaltsunterschiede, gesetzlichen Bestimmungen, Fachkräftemangel etc., die Erfahrungen zeigen, dass aus Bern, Berlin, Wien keine Unterstützung kommt. "Die Menschen in der Region müssen die Herausforderungen selber vor Ort lösen", ist Wüthrich überzeugt. Das Aktionsfeld "Politik & Gesellschaft" als unabhängiges Gremium hat sich zum Ziel gesetzt, hier die ersten Schritte für gemeinsame Lösungsansätze zu machen und diese dann der Politik zu präsentieren. Nach bereits zwei Kolloquien (Zusammenarbeit der öffentlich/rechtlichen Medien rund um den See und Unternehmertum interne und externe Grenzen) wurden dieses Mal die Vertreter der Gewerkschaften rund um den See zum Thema "Arbeitsmarkt Bodensee" eingeladen.
Manuela Auer vom österr. Gewerkschaftsbund stellte gleich zu Beginn die Frage: "Was lohnt sich? Hier steckt das Wort Lohn drinnen!" und polarisiert die anwesenden Unternehmer. Sie fordert einen Mindestlohn von EUR 1.500, dann geht es der Realwirtschaft besser, Mitarbeiter können sich mehr leisten. Verteilungsgerechtigkeit: Gewinn muss gerechter verteilt werden. "Konzernen ist es wichtig, wie sie mit geringem Aufwand optimalen Gewinn generieren. "Das geht auf Kosten der Arbeitnehmer und der Allgemeinheit", meint Auer.
Verteilung des Gewinns - Änderung des Politikmodells
Für Werner Gloning vom Deutschen Gewerkschaftsbund ist es nicht in Ordnung, wie in den letzten Jahrzehnten der erarbeitete Gewinn verteilt wurde. Er ist ein Verfechter der EU, meint aber dazu: "Wer weiter Sozialpartnerschaft will, muss das gegenwärtige Politikmodell der einseitigen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch ein Politikmodell der gemeinsamen europäischen, sozialen Marktwirtschaft ersetzen". Sozialpartnerschaft heißt für ihn, dass sich beide Seiten Kapital & Arbeit auf Augenhöhe begegnen und dies auch verbindlich geregelt wird. Außerdem vermisst Gloning langfristige und damit nachhaltige Weichenstellungen.
Mit Sicherung des Arbeitsplatzes für ältere Arbeitnehmer gegen Fachkräftemangel
Sigi Langenbahn - Präsident der LANV (Liechtensteinischer Arbeitnehmerverband) hält fest, dass in Liechtenstein auf vier Rentner zwei Arbeitnehmer fallen und 50 % der Arbeitnehmer Grenzgänger sind. Der Fürst von Liechtenstein - bekannt für seine Polarisierung - forderte eine Anhebung des Rentenalters von 65 auf 70 Jahre. Langenbahn sieht das anders. Für ihn ist der Rückgang der Frühpensionierung eine der Vorausetzungen und bringt gleich ein paar Vorschläge auf den Tisch. Gesundheit am Arbeitsplatz, das Wissen der älteren Arbeitnehmer erhalten, sind nur einige der Punkte, die er anführt. Dazu sei es notwendig, die betriebliche Gesundheitsförderung gesetzlich verpflichtend zu machen. Weiterbildung und lebenslanges Lernen gehört dazu. Nur so sei der Fachkräftemangel zu beheben.
Schweizer Erfolgsmodell Berufslehre hat an Attraktivität verloren
Vitus Locher von der UNIA (branchenübergreifende Schweizer Gewerkschaft), der aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen musste, gab eine schriftliche Erklärung ab. Das Schweizer System der Berufslehre gilt als Erfolgsmodell - relativ geringe Jugendarbeitslosigkeitsquote. In den letzten Jahren hat die Attraktivität gelitten. Immer mehr Personen mit Lehrabschluss müssen zu einem Tieflohn arbeiten. Er verurteilt die hohen Managergehälter und die Abzocke genauso wie das Lohndumping ausländischer Unternehmen. Eine der unumgänglichen Maßnahmen müssen sein: Strengere Kontrolle der Personenfreizügigkeit. Die Initiative "1:12 Stoppt Abzocke" der JUSO (JungsozialistInnen Schweiz) fordert: "niemand soll im Jahr weniger verdienen als die best bezahlten Manager im gleichen Unternehmen im Monat erhalten.
EURES Bodensee - Überdurchschnittlich viele Berufstätige
Wolfgang Himmel, Koordinator von EURES Bodensee erläutert das jüngste Arbeitsplatz-Monitoring. Von 4 Millionen Einwohnern rund um den See sind 1,8 Millionen berufstätig. Davon sind 50.000 Personen Grenzgänger. Explosionsartig steige die Zahl jener Grenzgängerpaare, die in zwei verschiedenen Ländern arbeiten und in einem dritten Land wohnen. An diesem Beispiel zeigt sich die Problematik der verschiedenen Lohnsysteme mit den späteren Auswirkungen auf die Arbeitnehmer (Alters- und Gesundheitsvorsorge). "Hier besteht akuter Handlungsbedarf, der nur mit den Partnern vor Ort gelöst werden kann", ist Wüthrich der Meinung, "denn die Region brauche die Zuwanderung, um den Fachkräftemangel auszugleichen, damit sich die Region weiter entwickeln kann.
Resümee
Die Gewerkschaften sind sich einig, dass ein bedingungsfreier Grundlohn nicht bezahlbar ist. Lösungen haben auch sie nicht zur Verfügung. Auf die Frage von Wüthrich, ob die durch die Automatisierung verlorenen Arbeitsplätze ersetzt werden, gab es ein eindeutiges Ja: durch neue Arbeitsplätze - siehe Altersbetreuung etc. - aber auch hier die Frage, wer soll das bezahlen.
Die Möglichkeit eines lebenslangen Lernens in den Betrieben zu etablieren, ist eine Möglichkeit die gemeinsam angegangen werden kann." Heute sei ein Schritt in die richtige Richtung getan worden, denn es sei das erste Mal, dass Gewerkschaften rund um den See von den Unternehmern zu Gesprächen eingeladen wurden und dafür bedanke ich mich sehr herzlich", stellte Gloning fest.
"Dass wir heute keine Ergebnisse erzielen werden, war klar. Aber immerhin konnten wir einen Einblick in die unterschiedliche Arbeitswelt der vier Länder gewinnen und es ist nun Aufgabe vom Aktionsfeld "Politik & Gesellschaft", Wege zu finden, die zu akzeptablen Lösungsansätzen in der Wirtschaftsregion Bodensee führen werden", war das Schlusswort von Wüthrich.
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Aktionsfeld Politik und Gesellschaft - Lilienberg Unternehmerforum
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