MIFA: Anleihegläubiger in Entscheidungsnot
27.05.2014
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
27. Mai 2014. Die Anleihegläubiger der MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG (Sangerhausen) sind verunsichert. Ein indischer Investor soll für ein 15 Millionen Euro tiefes Finanz-Loch, das durch falsche Buchungen entstanden ist, bereit stehen; allerdings wollen die Inder das Loch nur "flicken", wenn die Anleihegläubiger zunächst auf Kündigungen und anstehende Zinszahlungen verzichten. Eine schwierige und möglicherweise folgenreiche Entscheidung für Anleger, so der Deutsche Verbraucherschutzring e. V. (DVS).
Schwere Zeiten sowohl für Deutschlands größten Fahrradhersteller MIFA als auch für die Gläubiger einer Mittelstandsanleihe, die erst im August 2013 vom Unternehmen emittiert wurde. Der neue Vorstand hat die Hoffnung auf ein ausgeglichenes Ergebnis für 2014 aufgegeben. Nach einem Verlust von 15 Millionen Euro im vergangenen Jahr, stellte man - angeblich - vor wenigen Tagen fest, dass die Jahresabschlüsse der vergangenen Jahre falsche Angaben enthalten. Nun wurde der Verlust auf 28 Millionen Euro korrigiert. Sowohl die Produktion als auch die Beschäftigtenzahl der MIFA befinden sich seit Jahren im Sinkflug. Auch der Einstieg des Investors Carsten Maschmeyer im Jahr 2011 konnte daran ebenso wenig ändern wie der Aufkauf der Marke Steppenwolf (Elektrofahrräder) ein Jahr später.
Die Rettung soll aus Indien kommen, ist aber an Bedingungen geknüpft
Über eine erst im Februar gegründete Tochtergesellschaft in Holland (OPM Global B. V.), will der indische Fahrradhersteller HERO nun Geld in die MIFA pumpen. Allerdings nur dann, wenn die Anleihegläubiger einer Stundung der am 12. August 2014 fälligen Zinszahlungen zustimmen und den vorübergehenden Ausschluss von Kündigungsrechten bis Ende Oktober beschließen. Die Abstimmung der Gläubiger wird ohne Versammlung durchgeführt; sie beginnt am 10. Juni 2014 und endet am 13. Juni 2014 um 8.00 Uhr. Claudia Lunderstedt-Georgi, die Geschäftsführerin des DVS betrachtet das Szenario kritisch: "Die Finanzspritze von HERO wird der MIFA zunächst einmal das Überleben sichern. Langfristig aber glaube ich, läuft es auf eine Übernahme hinaus. Schließlich sollen auch Anteilscheine auf HERO Cycles übertragen werden. Der Anteil des indischen Unternehmens läge dann bei 47 Prozent. Aktien- und Anleihebesitzer könnten hier sehr schnell zur Strecke gebracht werden." Die 25 Millionen Euro schwere MIFA-Anleihe, die 2018 fällig wird, notiert momentan nur noch bei rund 25 Prozent. Guter Ra(d)t ist nun teuer. Die DVS-Geschäftsführerin: "Die Anleger müssen sich nun schnell entscheiden. Entweder sie vertrauen dem Sanierungsplan und stimmen für den Verzicht, oder sie stimmen dagegen und versuchen zu retten, was zu retten ist. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass zum Zeitpunkt der Anleihe-Emission schon falsche Zahlen in den Bilanzen des Unternehmens standen." Anleger sollten deshalb umgehend eine rechtliche Überprüfung der Unterlagen veranlassen. Auch wenn es bislang noch niemand ausgesprochen hat. Aber die MIFA-Story mieft seltsam.
Geschädigte Anleger können sich an den Deutschen Verbraucherschutzring e.V. (DVS) wenden
Der Deutsche Verbraucherschutzring e.V. (Erfurt) hat für die Anleger eine Arbeitsgemeinschaft "MIFA" gegründet. Geschädigte Anleger können sich der DVS-Arbeitsgemeinschaft anschließen.
Die Mitglieder einer DVS-Arbeitsgruppe erhalten eine kostenfreie professionelle Einschätzung (Erstbewertung) ihres Falles bzw. ihrer Unterlagen durch einen vermittelten DVS-Vertrauensanwalt.
Weitere Informationen unter http://www.dvs-ev.net
MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke DVS Deutscher Verbraucherschutzring Anleihen Anleihengläubiger Zinszahlungen Mittelstandsanleihe Verlust
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Deutscher Verbraucherschutzring e.V. (DVS)
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