Ist die Kammer zukunftstauglich?
01.06.2015
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Ist die Kammer als berufsständische Vertretung noch zeitgemäß aufgestellt? Was muss geschehen, damit aus ihr eine lebendige und durchsetzungsfähige Plattform wird. Jochen König, Architekt BDA und Vorstandsmitglied der Architektenkammer NRW macht konkrete Vorschläge.
Nur ein fortlaufender Erneuerungsprozess kann unsere Gesellschaft und ihre Institutionen lebendig erhalten. Dies gilt auch für unsere Standesvertretung, die Architektenkammer. Gerade weil es unsere existentiellen beruflichen Interessen angeht, müssen wir die Arbeit und die Strukturen "unserer Kammer" immer wieder hinterfragen. Wie muss sie sich weiterentwickeln, um durchsetzungsfähig und attraktiv zu bleiben?
Ein Erfolgsmodell
Ohne Zweifel ist die AKNW ein Erfolgsmodell. Seit sie 1970 gegründet wurde, leistet sie mit verschiedensten Services hervorragende Arbeit. Ihr Erfolg liegt nicht allein in ihrer Größe begründet, sondern vor allem in der Qualität ihrer Arbeit, die durch ehrenamtlich tätige Kolleginnen und Kollegen sowie eine kompetente Verwaltung sichergestellt wird.
Die Kammer muss näher zu ihren Mitgliedern kommen
Aber ist sie attraktiv genug, um auch junge Kolleginnen und Kollegen anzusprechen, so dass diese mehr in ihr sehen als ein notwendiges Übel? Welche Erwartungen und Erfahrungen prägen deren Bild der Kammer? Dass die AKNW eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist, deutet auf einen Behördencharakter hin. In der Tat übt die AKNW wesentliche Kontroll- und Überwachungsfunktionen aus, denen sich alle, die ihren Beruf als Architekt oder Stadtplaner mit Planvorlageberechtigung ausüben möchten, nicht entziehen können.
Das reicht aber nicht. Es sind Anstrengungen und Strategien erforderlich, um die Distanz abzubauen, die sie als Institution mit "Zwangscharakter" automatisch erzeugt. Sie muss ihre Mitglieder begeistern und davon überzeugen, dass sie einen deutlichen Mehrwert hervorbringt und es sich lohnt, ein Teil dieser Kammer zu sein. Sie muss ihre Mitglieder stärker als bisher einbinden unter dem Motto: Die Kammer steht für Qualität, weil ihre Mitglieder Qualität erzeugen.
Die Kammer muss sich stärker öffnen
Die Architektenkammer in NRW orientiert sich stark an der parlamentarischen Struktur der Bundesrepublik. Parteiengleich treten Verbände zur Wahl an, und Listenergebnisse führen zur Bildung der Vertreterversammlung. De facto ist der größte Teil der Kammermitglieder, der nicht in einem Verband organisiert ist, von der Mitwirkung ausgeschlossen. Die Berufspolitik wirkt für viele wie ein von Funktionären besetztes Feld, in das einzudringen nur schwer möglich ist.
Fest steht: Die Kammer ist nur stark durch ihre Mitglieder. Sie braucht interessierte, kritische und innovativ denkende Kolleginnen und Kollegen. Wir können uns nicht erlauben, personelle Ressourcen brach liegen zu lassen. Daher müssen wir Wege finden, die Kammerarbeit transparenter zu gestalten und bessere Möglichkeiten zur Mitarbeit zur eröffnen.
Dies wird dadurch erschwert, dass es der Kammer in unserem großen Bundesland auf der Ebene der Kommunen und in den Regionen an Präsenz mangelt und ihre Tätigkeit für viele Mitglieder gar nicht spürbar ist.Beispiel Baden-Württemberg: Hier gibt es vier Kammerbezirke sowie 42 Kammergruppen entsprechend den Stadt- und Landkreisen mit je eigenem Vorstand. Die Wahlen zur Vertreterversammlung werden "von unten her" aufgebaut. Die Verbandszugehörigkeit spielt dabei keine Rolle. Das Beispiel des BDA und anderer Verbände, die regional organisiert sind, zeigt, dass vor Ort großes Interesse an Partizipation herrscht.
Die Kammer muss ihr Profil als unabhängige Institution schärfen
Im politischen Raum muss die Kammer eine starke Lobby sein. Hier gibt es Defizite: Die seit 2002 geltenden baupolitischen Ziele des Landes sichern zu, die "bewährte Landestradition" des Architektenwettbewerbs als wesentlichen Beitrag zu einer demokratischen und transparenten Planungskultur fortzusetzen. Seitdem hat jedoch das Land NRW durch den landeseigenen Baubetrieb BLB die Durchfüh-rung von Wettbewerben bis gegen Null reduziert. Ein anderes Beispiel für Defizite in der Lobbyarbeit: Wie konnte es passieren, dass die HOAI-Novelle 2013 vom Land NRW im Bundesrat abgelehnt wurde?
Wir wollen und brauchen eine starke Kammer, die eine eigenständige, selbstbewusste Rolle spielt, nur die Interessen ihrer Mitglieder vertritt und sich gegenüber der Politik als unüber-sehbare Instanz für Fragen des Planens und Bauens profiliert.Die Zukunft unseres Berufs und die Zukunft der Kammer sind eng miteinander verknüpft. Wir müssen beide mit unseren Ideen und unserer Kompetenz weiterentwickeln. Ich würde mich freuen, wenn Sie mit mir über die angeschnittenen Themen diskutieren würden. Bitte schreiben Sie mir: jochen.koenig@bda-nrw.de (http://jochen.koenig@bda-nrw.de)
http://www.bda-nrw.de
BDA Landesverband NRW
Marktplatz 10 40213 Düsseldorf
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