ADP-Studie "The Workforce View in Europe": So belastet der Generationenmix den Arbeitsplatz
28.10.2015
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
- 67 Prozent aller europäischen Arbeitnehmer erleben Konflikte aufgrund von Generationenunterschieden bei der Arbeit
- 39 Prozent sind besorgt über Talent- und Wissensverluste bedingt durch den Ruhestand älterer Mitarbeiter
- Nur eines von zehn Unternehmen plant, Mitarbeiter im Ruhestand als Berater zu beschäftigen
Neu-Isenburg - 28. Oktober 2015. Demographischer Wandel trifft auf junge Talente: Bei steigendem Rentenalter und kürzerer Studienzeiten wird es in naher Zukunft nicht unüblich sein, dass bis zu fünf Generationen von Arbeitnehmern Seite an Seite zusammenarbeiten. Doch das Aufeinandertreffen verschiedener Generationen, ihrer Wertsysteme und Arbeitsauffassungen birgt nicht nur die Chance des Wissenstransfers. In der Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt kommt es ebenso zu Konflikten: Das bestätigt die neue Forschungsstudie "The 2015 Workforce View in Europe" von ADP, einem der führenden weltweiten Anbieter von Human Capital Management (HCM) Lösungen. Eine überwältigende Mehrheit von 67 Prozent der Beschäftigten in Europa gibt darin an, dass sie aktuell bei ihrer Arbeit Konflikte zwischen den verschiedenen Generationen erlebt. Für die Erhebung hat das Unternehmen aktuell mehr als 11.000 Berufstätige in acht verschiedenen Regionen Europas befragt, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien.
Die Verschmelzung einer alternden Belegschaft mit frischen Talenten kann laut ADP demnach schnell zum Salz in der Suppe im Mix der Generationen werden. Besonders mit Blick auf Wertesysteme, Arbeitsstile und Qualifikationen treten die Unterschiede zwischen den Generationen deutlich hervor. Gefördert durch den demographischen Wandel und die Überalterung der Gesellschaft in ganz Europa, sind diese Probleme besonders in Italien (77 Prozent), Spanien und Polen (jeweils 73 Prozent) akut.
Zu Konflikten kommt es laut der Arbeitnehmerstudie hauptsächlich durch gegensätzliche Ansichten jüngerer und älterer Mitarbeiter darüber, wie Arbeiten ausgeführt werden sollten (19 Prozent). Weil die Menschen später als je zuvor in den Ruhestand gehen, haben Mitarbeiter außerdem das Gefühl, dass es für neue Talente weniger Raum gibt, die Karriereleiter zu erklimmen (18 Prozent).
Sind Baby-Boomer für den Job geeignet?
Auch die "Generation Y" sorgt mit ihren neuen Denkweisen für Veränderungen am Arbeitsplatz, die von älteren Generationen nicht immer wohlwollend betrachtet werden. Laut ADP stehen besonders die unterschiedlichen Wertvorstellungen von jungen Kollegen in der Organisation sowie deren andere Herangehensweisen mit Blick auf die unternehmerische Verantwortung bei älteren Mitarbeitern in der Kritik; für fast einen von fünf Befragten (18 Prozent) stellt dies ein Problem dar. In ähnlicher Weise haben jüngere Beschäftigte oft das Gefühl, dass gerade alternde Unternehmensführungen den Kontakt zu modernen Trends verloren haben (16 Prozent) und ältere Arbeitnehmer resistent gegen Veränderungen sind (15 Prozent).
Trotz der zahlreichen Differenzen schätzen viele Angestellte in Europa den Wert von Erfahrung: So sind 39 Prozent aller Befragten besorgt darüber, dass durch das Ausscheiden älterer Mitarbeiter dem Unternehmen Talente und deren Wissen verlorengehen. Dennoch plant nur jedes zehnte Unternehmen, Mitarbeiter nach ihrem Ruhestand als Berater weiter zu beschäftigen, um diesem Verlust vorzubeugen.
Sind Nachwuchstalente bereit für den Arbeitsplatz?
Nicht alle der von den Angehörigen der unterschiedlichen Generationen wahrgenommenen Konflikte finden laut ADP in den betroffenen Unternehmen auch tatsächlich statt. In manchen Fällen können sie demnach auf gegenseitigen Missverständnissen wurzeln: So sind beispielsweise 15 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Ressentiments seitens jüngerer Mitarbeiter lediglich auf der Annahme beruhen, dass ältere Mitarbeiter gegen Veränderungen resistent seien - was nicht zwingend der Fall sein muss.
Mit Blick auf das Thema "Qualifikation" stellen die älteren europäischen Arbeitnehmer ihren jungen Kollegen ungeachtet aller Differenzen ein sehr gutes Zeugnis aus: 92 Prozent von ihnen sind laut der aktuellen Forschungsstudie der Ansicht, dass die jüngeren Generationen mit den nötigen Qualifikationen ausgestattet sind, um ihre Rollen erfolgreich auszufüllen. Diese Zuversicht ist am höchsten in Großbritannien, wo lediglich 6 Prozent der Meinung sind, dass mangelnde Qualifikationen unter jüngeren Mitarbeitern ein Problem für ihre Organisation darstellen. Ebenso sagen nur 14 Prozent, dass ältere Mitarbeiter jüngere Talente, die Führungspositionen übernehmen, als Bedrohung wahrnehmen.
"Arbeitnehmer in ganz Europa sind gut beraten, diese Generationsfragen für sich zu berücksichtigen, wenn sie international tätig sind. So machen sie sich mit den möglichen altersbedingten Herausforderungen, die eventuell auf sie zukommen, von Anfang an vertraut. Besonders wichtig ist dies auch für multinationale Unternehmen, die die breite Perspektive für ihre Belegschaft ebenso wie die Auswirkungen auf jeden einzelnen am Arbeitsplatz verstehen müssen. Wenn diese Organisationen ein Verständnis für die aktuelle Altersdiversität gewinnen, können sie mögliche, von den Mitarbeitern empfundene Generationsprobleme proaktiv angehen und profitieren von dem Wert, den eine Vielfalt an Alters- und Erfahrungsniveaus für die Arbeitsumgebung bringen", fasst Professor Andreas Kiefer, Geschäftsführer von ADP in Deutschland, mit Blick auf die Ergebnisse zusammen.
Weitere Ergebnisse entnehmen Sie bitte dem Bericht zur Studie "Arbeitnehmeransichten in Europa" unter http://www.de-adp.com/arbeitnehmeransichten-in-europa-2015/ubersicht
Über die Studie
Der Bericht "The 2015 Workforce View in Europe" untersucht die Einstellungen von Mitarbeitern zur Zukunft der Arbeit. Die Forschung wurde im Juli 2015 von der unabhängigen Marktforschungsagentur Opinion Matters für ADP durchgeführt. Die Stichprobe umfasste 11.257 berufstätige Erwachsene in acht Regionen in ganz Europa (Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Nordirland, Italien, Niederlande, Polen, Schweiz, Spanien).
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