CQI-Standards: Ein Praxisfeedback aus der Automotive-Branche
20.03.2018
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Durchschnittlich 14 Abweichungen gibt es bei CQI-Audits allein im Hauptfragenkatalog. Vier davon stellen statistisch gesehen jeweils eine direkte Gefährdung des Produkts im Hinblick auf die Qualität dar und ziehen in den Betrieben Sofortmaßnahmen nach sich. Zu diesem Ergebnis kommen die CQI-Experten der Rhein S.Q.M. GmbH nach einer Analyse von rund 40 CQI-Audits aus den vergangenen zwölf Monaten.
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"Das wird die Automotive-Kundschaft nicht gerne lesen.", vermutet Wolfgang Rhein, Gründer und Geschäftsführer der auf Qualitätsmanagement-Beratung spezialisierten Rhein S.Q.M. GmbH. Denn zwischenzeitlich schließen zahlreiche - teilweise auch deutsche - Automobilhersteller und T1-Lieferanten die Einhaltung der CQI-Normen bei nahezu allen Projekten und Aufträgen an industrielle Automotive-Serienlieferanten als kundenspezifische Forderungen ein. Sie springen damit auf ein System auf, das ursprünglich von der Automotive Industry Action Group (AIAG) in Zusammenarbeit mit amerikanischen OEM entwickelt wurde. Es soll bei relevanten technischen Verfahren Prozess- und Produktkonformität und somit ein durchgängig hohes Qualitätsniveau sicherstellen.
Theorie versus Feedback aus der Praxis
Was bislang allerdings als Status Quo der CQI-Qualitätsstandards fehlte, war ein gebündeltes, gespiegeltes Feedback aus der Praxis. Weil Rhein dies sowohl für die Automotive-OEM als auch für die Zulieferkette als extrem wichtig erachtet, haben sich seine CQI-Experten dieser Sache nun selbst angenommen: Eine systematische Analyse von rund 40 CQI-Audits aus den zurückliegenden zwölf Monaten deckt dabei einerseits Defizite in der Umsetzung der CQI-Standards auf, macht aber zugleich deutlich, wo das Verbesserungspotenzial am größten ist.
Noch nicht optimal ist sicher, dass es auch bei maßgeblichen Punkten, die einen direkten Einfluss auf die Produktqualität haben, zu einem hohen Prozentsatz Abweichungen gibt. Als Beispiel greift Rhein die "Bewertung von Temperatur-Zeit-Profilen" heraus, die in Abschnitt 1.9 der CQI-9 geregelt ist. Gut sechs von zehn Betrieben fallen hier durch - an einer Stelle, deren Einhaltung wichtig ist, weil sich hier die Spreu vom Weizen beziehungsweise ein i.O.-Produkt von einem n.i.O.-Produkt trennen kann. Bei mehr als der Hälfte der CQI-Audits gibt es Abweichungen in den Abschnitten "Prozessregelungsparameter". "In diesen Fällen merken wir im Audit, dass die Toleranzgrenzen für die einzelnen Parameter entweder überhaupt nicht definiert wurden oder gegenüber den vorgegebenen AIAG-Werten zu groß sind und beispielsweise schon bei der Installation einer Anlage falsch eingegeben wurden.", führt Rhein ein weiteres Beispiel für produktgefährdende Abweichungen näher aus. Darüber hinaus gebe es, so der Automotive-Experte, in den Audits auch häufig Kritik wegen mangelhafter oder fehlender Dokumentationen und Prozessbeschreibungen.
CQI-9 Wärmebehandlungsprozesse sind keine Ausnahme
Die aktuelle Auswertung basiert auf CQI-9-Audits bei Lohn- und Werkshärtereien in Europa, legt den Fokus also auf Wärmebehandlungstechnik. "Allerdings sind die Abschnitte 1 und 2 in allen CQI-Standards nahezu identisch, so dass es keine sehr gewagte Prognose ist, dass sich die Analyseergebnisse in anderen Prozessbereichen wie Oberflächenbeschichtungen, Schweißprozessen oder Kunststoff-Formprozessen vermutlich ähnlich widerspiegeln.", betont Rhein. Und er ergänzt: "Das Ergebnis der Auditanalyse ist eine Statistik, die zeigt, dass es in den Zulieferbetrieben in Punkto CQI-Standards durchaus noch Nachholbedarf gibt."
Juristisch mit dem Rücken zur Wand
Dass die CQI-Standards in den Zulieferbetrieben eher stiefmütterlich behandelt werden, führt Rhein unter anderem darauf zurück, dass medienwirksame Haftungsfälle rund um CQI-Themen bislang ausgeblieben sind und dadurch das Bewusstsein für die Gefahren einer Nichteinhaltung oftmals fehlt. Dennoch dürfe man, so der Qualitätsmanagementberater, nicht vergessen, dass man im Produkthaftungsfall juristisch gesehen ganz eng an der Wand stehe, wenn man CSR, also Customer Specific Requirements, als Vertragsbestandteil quasi "blind" unterschreibe, sich aber nicht um deren Einhaltung kümmere. Und auch ohne konkreten Schadensfall blieben schlechte Ergebnisse bei CQI-Audits mitunter nicht ohne Konsequenzen: Er wisse von einigen Lieferanten, die nach einer Überprüfung der CQI-Konformität im Rahmen eines Lieferantenaudits aus dem Lieferantenpool gefallen sind, warnt Rhein. Auch wenn die Implementierung eines CQI-Prozesses mit den Self-Assessments sowie den notwendigen Schulungen und dem Aufsetzen einer Wirksamkeitsprüfung für die Unternehmen einen großen Kostenblock darstelle, solle man, so lautet seine dringende Empfehlung, die Budgets dafür zeitnah zur Verfügung stellen oder mit Kunden über Sonderlösungen sprechen.
Auf CQI-Standards ausgelegte Website
Die Anforderungen an die Automotive-Lieferkette, die durch die AIAG-Standards der CQI-Normenreihe definiert werden, sind umfassend. Strukturierte und transparente Informationen erhalten Automobilzulieferer bereits seit 2014 unter http://www.cqi-projects.de , einer eigenen Projektwebsite der Rhein S.Q.M. GmbH, die sich mit den wichtigsten der CQI-Standards beschäftigt. "Dort wird darüber hinaus gezeigt, wie eine Beratung und operative Unterstützung bei der Umsetzung der Forderungen sowie auch die Durchführung und Dokumentation der Selbstbewertungsaudits durch die Rhein S.Q.M. GmbH gestaltet werden kann.", ergänzt Wolfgang Rhein. Und dort sind unter http://www.cqi-projects.de/cqi-9-auditanalyse (https://cqi-projects.de/cqi-9-auditanalyse/) auch die detaillierten Ergebnisse der angesprochenen Auditanalyse mit allen Abweichungen in typischen Abschnitten nachzulesen.
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