A&M Valuation Insights: Aufholjagd in Europa, jedoch bislang ohne Anerkennung
08.12.2025 / ID: 436545
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
08. Dezember 2025 - Die jüngste Ausgabe der A&M Valuation Insights zeigt: Während einige Branchen im CDAX kräftige Sprünge bei den Multiplikatoren verzeichnen, stehen andere weiterhin unter strukturellem Druck. Gleichzeitig öffnet sich die Schere zwischen den Bewertungen europäischer und US-amerikanischer Unternehmen weiter - sowohl an den Kapitalmärkten als auch im M&A-Umfeld.
Industriewerte ziehen davon - getrieben von Schwergewichten
Kaum eine Branche hat im vergangenen Jahr so einen Anstieg in den Bewertungen verzeichnen können wie der Industriesektor. Die EV/EBITDA-Multiples kletterten von 10,2x auf 14,0x, getragen von Unternehmen wie Siemens, Rheinmetall und Siemens Energy. Auffällig ist, dass die Marktkapitalisierungen dieser Unternehmen deutlich schneller gestiegen sind als ihre EBITDA-Erwartungen. Die Kapitalmärkte antizipieren damit konkret höhere Auftragseingänge im Verteidigungsbereich, steigende Investitionen in die Energiewende sowie langfristige Modernisierungsprogramme in die Infrastruktur.
Konsumgüter unter strukturellem Druck
Ganz anders stellt sich die Lage im Konsumgüter-Segment dar. Adidas, Henkel und Beiersdorf notieren mit deutlich niedrigeren Marktbewertungen, obwohl ihre operativen Prognosen stabil sind oder sogar leicht anziehen. Die Multiplikatoren fielen von 12,4x auf 9,3x - ein klares Zeichen dafür, dass der Markt strukturelle Herausforderungen stärker gewichtet als kurzfristige Ergebnistrends. Inflationsdruck, verändertes Konsumverhalten und sinkende Markenpreisprämien belasten die "Story" in diesen Sektoren.
Automotive: Robust trotz Rückgängen im operativen Ergebnis
Der Automobilsektor präsentiert sich überraschend stabil. Die Multiplikatoren stiegen von 6,9x auf 7,9x trotz rückläufiger EBITDA-Prognosen. VW, BMW, Mercedes-Benz und Porsche verlieren zwar ertragsseitig an Dynamik - dennoch bleiben ihre Börsenwerte vergleichsweise robust. Das deutet auf eine selektive Zuversicht der Investoren hin: Die Märkte scheinen Kostendisziplin, die Normalisierung der Lieferketten und den Fortschritt in der Elektrifizierungsstrategie höher zu gewichten als kurzfristige Ergebnisrückgänge.
Europa vs. USA - Bewertungslücke wird größer
Die A&M Valuation Insights zeichnen ein klares Bild: US-Unternehmen werden weiterhin deutlich höher als europäische Vergleichsunternehmen bewertet. Besonders ausgeprägt ist dies im Technologie- und Softwaresektor, wo US-Firmen mit rund 29,1x EBITDA bewertet werden, während europäische Unternehmen bei 24,0x liegen.
Die Gründe für den Bewertungsaufschlag in den USA
Die US-Prämie speist sich aus drei strukturellen Stärken:
- höheres prognostiziertes Umsatzwachstum,
- überlegene EBITDA-Margen,
- effizientere Kapitalnutzung.
Dies gilt besonders in Branchen wie Software, Technology und Healthcare, in denen die USA operativ und innovationsseitig dominieren.
Europäische Industrie holt auf - aber der Markt bleibt skeptisch
Europäische Industriekonzerne haben operativ stark aufgeholt. Ihre Margen und Produktivität nähern sich zunehmend dem US-Niveau an. Dennoch reflektiert sich dies nicht in einer gleichwertigen Marktbewertung. Die Bewertungslücke bleibt also bestehen - ein Hinweis auf
- geringere Wachstumserwartungen,
- niedrigere Kapitalmarktbewertungen für traditionelle Geschäftsmodelle sowie
- geopolitische und regulatorische Risiken in Europa.
Transaktionspreise im M&A-Markt: Erfolgreiche Energiewende, aber weiterhin Technologie-Skepsis in Europa
Die in Transaktionen gezahlten Preise unterscheiden sich je nach Branche deutlich zwischen den USA und Europa. In den USA bleiben Technologie-, Medien- und Softwareunternehmen teuer: Dort beeinflussen neben operativen Kennzahlen, wie attraktive Margen im Softwarebereich, vor allem auch strategische Faktoren, wie globale Skalierbarkeit und die Fähigkeit der Unternehmen, als zentrale Plattformen für Daten-, Software- oder Medienökosysteme zu fungieren, die Preisbildung entscheidend. Die hohen europäischen Multiplikatoren im Energiesektor resultieren hingegen an einem höheren Anteil von Unternehmen, die dem Renewable-Bereich zuzuordnen sind: 12 von 18 Transaktionen waren in Europa Renewable-Unternehmen, wohingegen nur 1 von 17 Transaktionen in den USA ein Renewable-Unternehmen war.
Strategische Implikationen für CFOs, IR-Verantwortliche und M&A-Teams
Die Bewertungsschere zwischen Europa und den USA wird trotz operativer Fortschritte vieler europäischer Unternehmen kurzfristig nicht schrumpfen.
Die Glaubwürdigkeit der Equity Story sowie die wahrgenommene Bereitschaft und Fähigkeit des Top-Managements, Margenverbesserungen und strukturelle Neuausrichtungen tatsächlich umzusetzen, sind entscheidend, um das notwendige Markt-Momentum zu erzeugen, das zu einem Bewertungsanstieg führt.
(Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.)
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