Pressemitteilung von Michael Bahr

"Kleinigkeiten" bei interkultureller Zusammenarbeit oft entscheidend


Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen

Dank Globalisierung sind viele Menschen tagtäglich mit kulturellen Unterschieden konfrontiert, z.B. im Kindergarten, in der Schule, im Studium oder auf Auslandsreisen. Einerseits können sie unser (Privat-) Leben bereichern, andererseits Jeden auf die Probe stellen, der es an interkultureller Kompetenz mangeln lässt. Insbesondere im internationalen Business kann ein Tritt ins Fettnäpfchen durchaus wirtschaftliche Folgen haben. Einfache Tipps können helfen, das internationale Parkett souverän zu meistern.

"Im täglichen Miteinander werden kulturelle Prägungen und damit Unterschiede nicht von der Person getrennt, sondern automatisch auf diese übertragen, was schnell zu Missverständnissen führen kann. Vorurteile, die sich verselbstständigen, sind schwer zu brechen", so Steffen Henkel. Er ist seit 20 Jahren mit dem Themenfeld rund um interkulturelle Kommunikation und Zusammenarbeit vertraut. Mehr als zwei Jahre verbrachte der Diplom-Kulturwirt in Südostasien, wo er als Berater für verschiedene internationale Projekte tätig war. Er hat Lehrauf-träge an mehreren Hochschulen und ist Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens change.project gmbH in Stuttgart.

Kultur ist durchaus vergleichbar mit einem Eisberg: Bereiche wie Kunst, Sprache, Literatur und Etikette sind für Alle sichtbar an der Oberfläche. Der erheblich größere, unsichtbare Teil umfasst Werte, Normen und Annahmen. "Das sind Dinge, die oft nicht besprochen werden, aber sehr wichtig für das kulturelle Verständnis sind", fasst Henkel zusammen. "In der Erwartung eines "Konzepts" nach hiesigen Vorstellungen, welches sehr detailreich ausgearbeitet sein kann, wären Deutsche z.B. von der französischen Variante eher enttäuscht, da unsere Nachbarn darunter nur die Idee oder den Gedanken an sich verstehen."

Familienbande sind beispielsweise in Ungarn wesentlich stärker ausgeprägt als in Deutschland. Insofern reagiert ungarisches Personal bei Überstunden oder Sonderschichten weit unflexibler. Auch hierarchische Strukturen sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. "Während sich in Schweden grundsätzlich alle duzen und daher flache Hierarchien eher die Regel sind, ist in Frankreich der direkte Gang des Arbeiters zum Geschäftsführer die absolute Ausnahme. Auch würden chinesische Unternehmensleiter gegenüber Ihren Mitarbeitern ihr Gesicht verlieren, wenn sie mit dem Fahrrad zur Arbeit kämen und so den Anschein erwecken würden, dass es der Firma schlecht geht", so Henkel.

Warum kommen deutsche Geschäftsleute in Meetings sehr schnell auf den Punkt, während unsere südeuropäischen Businesspartner zunächst ausführlich über Wetter, Sport oder Tagespolitik reden, bevor sie zum Thema kommen? Arabische Länder sind noch extremer und der eigentliche Grund der Zusammenkunft bleibt Nebensache. "Meetings laufen grundsätzlich auf einer sachlichen und emotionalen Ebene ab. Hierzulande werden beide Ebenen strikt getrennt und Deutsche bewegen sich eher im rationalen Bereich. In anderen Kulturen steht dagegen die emotionale Beziehungsebene im Mittelpunkt. Daher möchten z.B. asiatische Geschäftspartner eine Person zuerst kennen, bevor sie mit Ihr über das Geschäft sprechen", so der Fachmann.

Psychologen haben herausgefunden, dass selbst die Beziehungspflege von Land zu Land unterschiedlichen Stellenwert hat. Wo gar keine Trennung der Ebenen stattfindet, wird Kommunikation mehr "verpackt", wie beispielsweise in fernöstlichen Ländern. Selbst die Art und Weise, mit Konflikten umzugehen, ist völlig unterschiedlich. "Während Deutsche Unternehmen Konflikte durch Sachgespräche lösen, ist z.B. bei koreanischen Firmen eine intakte Beziehung Bedingung, um überhaupt ins Geschäft zu kommen. Alles eigentlich Kleinigkeiten, man muss sie nur beherzigen".

Gastgeber Gerhard H.W. Bach sieht die Wurzeln deutscher Sachlichkeit in der Geschichte begründet. "Die junge Unternehmergeneration ist, auch dank Globalisierung, jedoch weit entspannter und durchaus emotionaler geworden, denn am schönsten sind Geschäfte mit Freunden."
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