Schließfächer bei Banken werden knapp
19.10.2012
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Berlin / Frankfurt http://www.wirtschaftsnachrichten.org - Die Wirtschaftskrise und das ungewisse Euro-Schicksal verunsichern Verbraucher zunehmend. Nun haben die ersten Banken und Sparkassen Alarm geschlagen, weil sie keine freien Schließfächer mehr zur Verfügung haben. Der Grund: Viele Privatkunden haben Angst vor einer Geldentwertung und legen ihr Erspartes lieber in Edelmetallen und Wertgegenständen an. Das hat zu einem regelrechten Ansturm auf die Schließfächer geführt.
Gold gilt als krisensichere Investition, aber auch andere Edelmetalle und Wertanlagen erfreuen sich in den aktuell unsicheren wirtschaftlichen Zeiten enormer Beliebtheit. Zuhause möchten aber die wenigsten ihre Kostbarkeiten aufbewahren - zu groß ist beispielsweise die Gefahr eines Wohnungseinbruchs. Das hat dazu geführt, dass viele Kreditinstitute mittlerweile Wartelisten für Interessenten von Schließfächern eingeführt haben. Ihre Kapazitäten sind ausgelastet. Vor der Einrichtung zusätzlicher Kleintresore scheuen die meisten Banken jedoch aus Kostengründen zurück, denn Geld lässt sich damit nicht verdienen.
Der Aufwand und die Kosten für Verwaltung und Service sind schlicht zu hoch. Während die Kunden heutzutage Geld an zahlreichen Automaten abheben können und die Bank meistens gar nicht mehr von innen sehen, binden die Schließfächer Personal. Der Angestellte muss gemeinsam mit dem Kunden zu dem Fach gehen, da es sich nur mit zwei Schlüsseln - dem des Mieters und dem der Bank - öffnen lässt. Dort muss der Mitarbeiter so lange ausharren, bis der Kunde fertig ist, egal, wie lange das dauert. Zwar gibt es mittlerweile auch Schließfach-Anlagen, die vollautomatisch funktionieren. Für die Banken lohnt es sich jedoch aufgrund der hohen Investitionskosten meist nicht, ihr Angebot umzustellen.
Wer ein Schließfach angemietet hat, sollte auf jeden Fall die Kosten im Auge behalten. Denn viele Banken subventionieren ihre Verwaltungsausgaben mit den Gebühren, die die Kunden für ihr Girokonto bezahlen müssen. Hinzu kommt die jährliche Miete von bis zu 100 Euro, die der kostbare Inhalt erst einmal wieder einspielen muss. Viele Goldhändler bieten die Verwahrung des Edelmetalls auch direkt in ihren bankeigenen Schließfächern an. Allerdings verlangen sie häufig für diese Dienstleistung auch ein erhöhten Entgelt.
Unter dem Strich bleibt abzuwägen, ob der Ankauf von Wertgegenständen und ihre Lagerung in Schließfächern wirklich eine gute Alternative ist. Schließlich entstehen nicht nur permanente Kosten, sondern die Wertgegenstände sind dort auch nicht 100-prozentig sicher aufgehoben. Bei vielen Banken und Sparkassen ist der Inhalt der Schließfächer gar nicht versichert. Der Kunde kann zwar eine Zusatzversicherung abschließen, doch muss er dafür noch tiefer in die Tasche greifen. Und im Falle des Verschwindens von Wertgegenständen aus dem Schließfach muss der Kunde beweisen, was wirklich von ihm dort deponiert wurde.
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