Stiftung "Menschen für Menschen" nach Spenderbetrug am Ende?
06.05.2014
Vereine & Verbände
Frankfurt, 6. Mai 2014 - Spendengeldverschwendung in Millionenhöhe, Investition in Protzbauten: seit Bekanntwerden des Spendenskandals bei Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen" vor knapp 12 Monaten kamen immer mehr erschreckende Details über die Hilfsorganisation ans Licht. Nachdem es mittlerweile sogar um Spenderbetrug in Millionenhöhe geht, fordert die Initiative der Spender von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen", die in den vergangenen Monaten viel zur Aufklärung des Skandals beigetragen hat, jetzt per Protestbrief den geschlossenen Rücktritt des gesamten Vorstands. Schwarze Kassen, Horten von Spendengeldern, Verwahrlosung von Schulen - dafür haben die Unterstützer in all den Jahren nicht gespendet. Ihr Ziel: Karlheinz Böhms Lebenswerk retten und die Stiftung endlich wieder in ruhige Bahnen führen. Wenn sie überhaupt noch zu retten ist. Denn mittlerweile haben sich Tausende Spender von der Organisation abgewandt. Schließlich hat sich seit dem halbherzigen Rücktritt Almaz Böhms als hauptamtliche Vorsitzende nichts geändert. Das "System überteuerte Schulbauten" wird konsequent weitergefahren, mehr Transparenz für die Spender wird nicht geschaffen. Ist "Menschen für Menschen" noch zu retten?
Erst Ende 2013 hatte Almaz Böhm erste Konsequenzen gezogen und sich als hauptamtliche Vorsitzende in Deutschland zurückgezogen. In der Schweiz wurde sie als Stiftungsratspräsidentin komplett abgelöst. Auch Vorstand Hermann Orgeldinger hatte sich zum neuen Jahr aus dem Führungsorgan verabschiedet. Der Schritt war überfällig, um weiteren Schaden von der Stiftung abzuwenden. Um bis zu 50 Prozent soll das Spendenaufkommen eingebrochen sein, nachdem immer neue Verfehlungen ans Licht gekommen waren. Auch namhafte Unterstützer aus Kreisen des Kuratoriums wie Eckart Witzigmann oder Dennenesch Zoude haben der Organisation den Rücken gekehrt und wollen mit ihr nicht mehr in Verbindung gebracht werden. Nur wenige Begleiter, wie Sara Nuru, halten noch die Stellung.
Spender um 42 Millionen Euro betrogen
Kein Wunder, denn die Situation in München wird immer undurchsichtiger. Bis heute mauert die Stiftung standhaft, legt beispielsweise geforderte Belege von Schulbauten nicht offen und verschleiert ihr zweifelhaftes Finanzgebaren. Jürgen Wagentrotz, Sprecher der Spenderinitiative und Aufklärungsplattform Spendenskandal.com: "Leider hat sich seit dem vermeintlichen Rückzug der Stiftungslenker nichts getan. Im Gegenteil. Mittlerweile wurde das gesamte Ausmaß des Skandals bekannt. Hier geht es um Großbetrug in Höhe von rund 42 Millionen Euro. Karlheinz Böhm hat sein großartiges Lebenswerk in die Hände der falschen Leute gegeben. Wenn ,Menschen für Menschen" noch gerettet werden soll, müssen alle Verantwortlichen sich jetzt ihrer Verantwortung stellen und geschlossen zurücktreten."
Rücktrittsaufruf und Spendenboykott
Um dieses Ziel zu erreichen, setzen sich die Initiative und ihre Unterstützer jetzt für den geschlossenen Rücktritt ein und rufen unter Spendenskandal.com dazu auf, einen Protestbrief an die "Menschen für Menschen"-Zentrale in München zu senden. Damit die Organisation noch gerettet werden kann.
Erschreckende Vorwürfe
Fünf konkrete Punkte klagt die Initiative in ihrem Brief an. So wird zum einen das Horten von Spendengeldern in Millionenhöhe verurteilt. Weit über 40 Millionen Euro lagern auf Konten in Deutschland, Österreich und der Schweiz - Geld, mit dem viel Leid in Äthiopien bekämpft werden könnte. Darüber hinaus werden viel zu hoch angesetzte Baukosten für Schulen in Äthiopien kalkuliert, um das Geld über mafiöse Kick-back-Modelle anschließend in den privaten Wohlstand hochrangiger "Menschen für Menschen"-Mitarbeiter fließen zu lassen. Rund 110.000 Euro pro Schule werden so verschleudert, bei bisher 350 Schulen ist so ein Schaden von mittlerweile rund 40 Millionen Euro entstanden. Und sind die Schulen einmal gebaut, werden sie an die äthiopische Regierung übergeben, die alles verkommen lässt und Reparaturen verschleppt. So müssen bzw. 800 Schüler mit einer Toilette auskommen. Nicht besser sieht es bei den mit Spendengeld gebauten Brunnen aus, die mangels Pflege mit gefährlichen Krankheitskeimen verschmutzt werden. Jürgen Wagentrotz: "Dafür hat ,Menschen für Menschen" unser Spendengeld nicht erhalten. Und diese Machenschaften der Stiftung müssen endlich aufhören."
Strafrechtlicher Tatbestand
Auch Spendenexperten wie Stefan Loipfinger, Autor des Buches "Die Spendenmafia", kritisieren das Vorgehen bei "Menschen für Menschen" scharf, reden von "schwarzen Kassen" und verstehen nicht, warum das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) nicht längst das Spendensiegel entzogen hat. Jürgen Wagentrotz: ",Menschen für Menschen" hat sich von einer Hilfsorganisation zu einer mafiösen Vereinigung entwickelt, der nur noch daran gelegen ist, auf Kosten gutmütiger Spender Profit zu machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier ein strafrechtlich relevanter Tatbestand vorliegt und zahlreiche Spender deshalb auch ihre Spenden zurückfordern könnten."
Gemeinnützigkeit steht auf dem Spiel
Allerdings könnten aufgrund der neuen "Geschäftsmodelle" bald ganz andere Schwierigkeiten auf die Stiftung "Menschen für Menschen" zukommen. So steht laut Insidern mittlerweile auch die Gemeinnützigkeit der Organisation auf dem Spiel. Nicht zuletzt, weil Menschen für Menschen auch noch Bilanzen und Jahresberichte schönt, um als besonders sparsam bei den Verwaltungsausgaben zu gelten.
Jürgen Wagentrotz: "Wir können nur hoffen, dass sich die Verantwortlichen der Tragweite ihres Handelns bewusst sind und endlich den Weg für einen Neuanfang frei machen. Zum Wohle der Idee von Karlheinz Böhm - und aller Anhänger von ,Menschen für Menschen"."
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Initiative der Spender von Karlheinz Böhms
Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen"
E-Mail: presse@Spendenskandal.com
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