Jugendarbeit und Streetwork in Deutschland und Sibirien als Austauscherfahrung.
25.11.2014
Vereine & Verbände
Der Düsseldorfer Verein "Akzeptanz, Vertrauen, Perspektive e.V." setzt sich für die Bildung und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ein und gestaltet darüber hinaus eine internationale Zusammenarbeit in sozialen und kulturellen Bereichen. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der Hilfe für die Familien und der Jugendarbeit. In diesem Zusammenhang wurde eine Gruppe von Jugendsozialarbeitern des Jugendamtes der Stadt Nojabrsk (Westsibirien, Region Jamal) eingeladen. Die fünfköpfige Delegation mit der stellvertretenden Jugendamtschefin Olga Mezhina an der Spitze interessierte sich für Aspekte der mobilen Jugendarbeit: Gewaltintervention, Suchtvermeidung, Kriminalitätsprävention, Gesundheitsfürsorge.
Der Besuch der sibirischen Gäste und Erfahrungsaustausch mit den deutschen Kollegen wurde in Kooperation u.a. mit dem Jugendamt Düsseldorf, Jugendamt Abteilung Streetworker und Drogenhilfe Aaachen, Polizeipräsidium Düsseldorf, Fachstelle für Gewalt Prävention Köln, auch mit dem Russisch-Deutschen Institut für Qualifizierung und bi-nationalen Fachkräftenaustausch in Moskau, unterstützt.
Ausbau und Weiterentwicklung der Jugendsozialarbeit werden von der kommunalen Leitung der Stadt Nojabrsk gegenwärtig als zentrales Thema der städtischen Arbeit gesehen. Eine besondere Herausforderung stellt hier die Situation vieler Jugendlicher dar, die sich, oft wohnungslos und mit besonderen sozialen Schwierigkeiten, überwiegend auf Straßen der Stadt aufhalten.Dazu kommen noch schwierige Klimabedingungen: der Winter fängt in Jamal sehr früh an, die Temperaturen liegen oft in Bereich minus 40 Grad.
Vor diesem Hintergrund haben Gestaltung und Aufbau der sozialen Arbeit mit Jugendlichen in Düsseldorf, Aachen und Köln für die Stadt Nojabrskein großes Interesse geweckt. Im Zentrum standen dabei insbesondere aktuelle Methoden und Arbeitsweisen des Streetworks, darin Präventions- und Interventionsmaßnahmen zur Gewalt unter Jugendlichen, Methoden zur Suchtvermeidung und -bekämpfung, Kriminalitätsprävention, Fragen der Schul-, Ausbildungs- und Wohnsituation sowie der Gesundheitsfürsorge und neue Entwicklungen und Anwendungsformen aktueller Pädagogik in Jugendarbeit vor Ort. Die Gäste wurden von Frau Margret Voßeler, Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend im Landtag NRW (Landesarbeitsgemeinschaft für Streetwork und Mobile Jugendarbeit LAG NRW)empfangen. Die Gäste haben auch Polizeipräsidium Düsseldorf und Jugendamt besucht;Gespräche mit den Mitarbeitern der Diakonie durchgeführt; außerdem haben sie vielfältige Tätigkeitfelder der AVP, Arbeitsmethoden von Streetwork Mobile des Trägers Flingern e.V.kennen gelernt und sind bei der Feldarbeit in Düsseldorf Rath gewesen.
Ein besonderes Interesse für die Gäste aus Nojabrsk waren Methoden des Streetwork, eine Form der freiwilligen Beschäftigung und Kontakten mit Jugendlichen auf der Straße, die die deutschen Kollegen erfolgreich praktizieren.So haben die sibirischen Gäste entsprechende Stellen in Köln in Aachen besucht: AWO Köln - Fachstelle für Gewaltprävention, Abteilung Streetwork an Venloer Wall, die Anlaufstelle Streetwork und Drogenhilfe- Stelle in Aachen. Zielgruppe der Düsseldorfer und Aachener Streetworker, die russische Kollegen ebenfalls genau im Blick haben, sind junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die sozusagen "draußen" leben. Die Streetworker sind ständig unterwegs, arbeiten mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sie auf der Straße antreffen. Darunter sind auch Drogensüchtige, psychisch Kranke oder Obdachlose.Sie haben kein Geld, sind womöglich hoch verschuldet. Bei den Eltern sind sie nicht mehr willkommen, oder sie wollen nicht ins Elternhaus zurück. Zu ihnen versuchen die Mitarbeiter des Jugendamts den Kontakt aufzunehmen, begleiten junge
Menschen durch eine schwierige Zeit. "Hilfe zur Selbsthilfe", so heißt das Ziel der
mobilen Jugendarbeit, also gezielt den Jugendlichen helfen, ein selbstbestimmtes Leben anzufangen. Viele von denen finden tatsächlich ein Weg zum Lebensmut und zur Selbständigkeit, machen ihre Ausbildung, führen danach ein normales Familienleben.
Gespräche mit den "echten Streetworkern" und Mitarbeitern des Jugendamtes seien eine wertvolle Erfahrung, bilanzierte Olga Mezhina aus Nojabrsk.
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