Steckt hinter jedem Nobelpreisträger ein Radikaler?
05.06.2014
Wissenschaft, Forschung & Technik
Berlin | Heidelberg, 05.Juni 2014. In der Wissenschaft geht alles und alles, was zum wissenschaftlichen Durchbruch und Erfolg führt, ist offensichtlich erlaubt. Mit einem Augenzwinkern stellt Michael Brooks in dem Springer Spektrum Sachbuch Freie Radikale - Warum Wissenschaftler sich nicht an Regeln halten fest, dass manche der berühmtesten Denker in der Vergangenheit vor nichts zurückschreckten, um einen wissenschaftlichen Durchbruch zu erzielen oder an die Spitze zu gelangen. Seine These belegt er mit zahlreichen Beispielen: Einstein folgte bisweilen mystischen Visionen, Galilei täuschte und betrog, Kekule hatte Eingebungen im Traum als Quelle seiner Ideen und Newton handhabte die wissenschaftlichen Wahrheiten hin und wieder recht locker. Einige der Forscher führten gewagte Experimente mit sich selbst und mit anderen durch und manche kamen dabei sogar zu Tode. Frei nach dem Motto "Anything goes - Wissenschaft ist Anarchie".
Brooks ist der Meinung, dass für die bedeutsamen Fortschritte in der Forschung fast immer die subversiven Radikalen sorgten, die sich ganz ihrer Mission verschrieben, denn "in der Zwangsjacke lässt sich nun mal keine gute Wissenschaft betreiben", so der britische Bestsellerautor und fügt hinzu: "Forscher, die ein klares Ziel vor Augen haben, gehen gerne einmal unkonventionelle Wege und verstoßen dabei manchmal eben auch gegen Regeln." Der Wissenschaftsredakteur ist der Ansicht, dass wirklich bahnbrechende Wissenschaft selten nur das Ergebnis penibler Forschungsarbeit ist, sondern dass sie häufig mit allen Konventionen bricht.
Für lange Zeit wurde die Wissenschaft mit Attributen wie logisch, verantwortungsvoll, glaubwürdig, objektiv oder rational, aber auch langweilig und wenig aufregend versehen. Sie war frei von menschlichen Gefühlen und Fehlern, wurde von nur wenigen praktiziert und fand im berühmten Elfenbeinturm statt. "Letztendlich erwies der Mythos des hehren und unnahbaren Forschers den Wissenschaften jedoch keinen guten Dienst, denn sie wurden als trocken und unattraktiv empfunden und konnten die meisten Menschen nicht wirklich begeistern", legt Brooks dar. Er zeigt, dass der menschliche Faktor, der für zahlreiche Forschungsarbeiten sehr häufig ausschlaggebend war, lange Zeit komplett ausgeblendet wurde. Dieses Image änderte sich erst nach dem zweiten Weltkrieg, als man feststellte, wie nützlich und gewinnbringend wissenschaftliche Errungenschaften für den Menschen tagtäglich sein können. Heutzutage findet die Forschung nicht nur in den Universitäten, sondern vielfach auch in der Industrie statt. Der Beruf des Wissenschaftlers wurde mit zunehmender Professionalisierung im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem Beruf mit einem sehr positivem Image.
Michael Brooks hat in Quantenphysik promoviert und an der New York University, am American Museum of Natural History und an der Cambridge University unterrichtet. Er ist leitender Redakteur beim New Scientist, schreibt eine regelmäßige Kolumne für den New Statesman und hat zahlreiche Artikel für den Guardian, den Independent, den Observer und viele weitere Zeitungen und Zeitschriften verfasst. Bei Springer Spektrum ist von ihm bereits der Titel Die großen Fragen - Physik erschienen. Brooks lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Südengland.
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