Pressemitteilung von Andreas Schultheis

Das selbstfahrende Fahrzeug wird zum mobilen Schlafzimmer


Auto & Verkehr

Von Ansgar Lange +++ Auf den ersten Blick irritiert es, das männliche Sexualhormon Testosteron, den Trend zum autonomen Fahren und die demografische Frage in einen Topf zu rühren. Doch diese drei Dinge gehören unmittelbar zusammen, wie eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens centomo http://www.centomo.de herausgefunden hat. Der überraschende Befund: Zwei Drittel der von centomo befragten Bundesbürger im fortpflanzungsfähigen Alter gaben an, die Zeit im autonomen Automobil nicht etwa für das Lesen der Morgenzeitung oder Büroarbeit zu nutzen, sondern dazu, der trauten Zweisamkeit zu frönen.

"Das Ergebnis hat uns absolut erstaunt", stellt centomo-Chef Michael Zondler fest. "Mein Team und ich sind ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Studienteilnehmer das selbstfahrende Auto vornehmlich als mobiles Büro nutzen möchte. Doch diese Antwort rangierte bei unserer Befragung ganz unten. Nur ein Prozent der Befragten gab an, die gewonnene Zeit im selbstfahrenden Fahrzeug für das Lesen und Bearbeiten dienstlicher Mails etc. nutzen zu wollen. Sogar fünf Prozent wollten die gewonnene Zeit endlich mal dafür nutzen, mit beiden Händen in der Nase zu bohren. Drei Viertel der 18- bis 45-Jährigen sagten, sie würden in einem solchen Auto gerne Sex haben. Dieser Befund könnte der Autoindustrie und IT-Konzernen in der Tat helfen, den Mega-Trend autonomes Fahren mit Emotion und Testosteron quasi aufzuladen. Wir überlegen, eine solche Studie nun auch in Frankreich und Italien zu machen, in Ländern also, deren Bewohner dem Klischee nach heißblütiger erscheinen als die vermeintlich arbeitswütigen Teutonen. Mal schauen, was der Renault-Fahrer aus Paris und der Fiat-Pilot aus Turin bei unserer Studie sagen werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort mehr Menschen als in Deutschland das autonome Auto als Büro nutzen möchten."

Gefahrendwerden als Lustgewinn

Die Ergebnisse der brandaktuellen centomo-Studie widerlegen somit die Aussage des Bremer Verkehrsplaners Michael Glotz-Richter, der im Gespräch mit der österreichischen Wochenzeitung Die Furche gesagte hatte, durch autonom fahrende Autos sei "Kein Testosteron mehr auf der Straße" http://www.furche.at/system/showthread.php?t=72200. "Genau das Gegenteil ist der Fall", sagt Zondler. "Nur wird beim autonomen Fahren das Testosteron des Fahrers eben nicht mehr für riskante Überholmanöver, sondern für galante Liebesabenteuer genutzt. Das macht den Verkehr insgesamt sicherer und wird sich langfristig positiv auf die Gesundheit der Menschen und sicher auch auf die Geburtenrate auswirken."

Berliner Polit-Insider berichten, dass Politiker der Großen Koalition schon fieberhaft versuchen, an die centomo-Studie zu gelangen, die bisher noch nicht öffentlich vorgestellt wurde. "Natürlich ist die Politik daran interessiert. Denn wer findet es schon gut, bis 70, 75 oder 85 zu arbeiten oder die dröge Riester- oder Rürup-Rente zu verteidigen. Nein, mit solchen Thesen verdient man sich als Politiker keinen Blumentopf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Autoindustrie, die IT-Wirtschaft und die Politik auf den fahrenden Zug aufspringen und nur noch vom Dreiklang aus Testosteron, autonomem Fahren und der Lösung unserer demografischen Frage sprechen werden."

Der Verkehrsexperte Glotz-Richter hatte diese Entwicklung in seinem Furche-Interview am Ende schon angedeutet, als er nicht die Freude am Fahren, sondern am Gefahrenwerden beschwor: "Nehmen wir doch das Beispiel des Cabrios, das die Küstenstraße entlangbraust. Wenn es da ein Küsschen gibt, war das bislang eine Gefährdung des Verkehrs. Freude kann also auch anders aufkommen. Diese Bequemlichkeit kann auch einen Lustgewinn bringen."

Drei Viertel der Deutschen scheinen dies laut der centomo-Studie ähnlich zu sehen. Erst geben sie die Kontrolle über das Fahren an eine Maschine ab, dann lassen sie alle Kontrollen und Hemmungen fallen.
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