Lebenslanges Lernen oder Berufstreue: Was ist der bessere Weg?
01.06.2023
Bildung, Karriere & Schulungen
Die frühen Lebensjahre sind eine aufregende Reise des ständigen Lernens und Entdeckens. Es gilt, sich grundlegende Fähigkeiten wie das Sprechen und Laufen anzueignen. Doch das ist nur der Anfang. Mit der Zeit erweitert sich der Wissenshorizont, neue Fähigkeiten kommen hinzu und schließlich steht ein entscheidender Meilenstein bevor: die Wahl des zukünftigen Berufes. "Hier fließen mitunter noch einmal viele Jahre in die Ausbildung, wie bei Jurist:innen oder Fachärzt:innen, die in der Regel ein Leben lang in ihrem Beruf bleiben", erläutert Ulla Schnee. Neben Personen, die sich für diese sehr lernintensiven Berufe entscheiden, die sie meist auch ein Leben lang ausüben, gäbe es auch solche, die sich für etwas entschieden, dass sie vielleicht in zehn Jahren gar nicht mehr interessiert. Auch seien da noch jene, die einen bestimmten Studiengang oder eine Ausbildung wählen, die sie in ihrer momentanen Lebenssituation unterstützen. Stelle man jetzt die Frage danach, was besser ist: lebenslanges Lernen, stetige Weiterentwicklung und Offenheit für neue Herausforderung oder beim gelernten Beruf bzw. im gleichen Unternehmen bleiben, betont Ulla Schnee, dass es hier weder einen richtig noch einen falschen Weg gibt.
Blicke man auf die Vergangenheit, zeige sich, dass es vor 30, 40 Jahren noch Normalität war, EINEN Beruf zu wählen und sich für EIN Unternehmen zu entscheiden. Teilweise waren es sogar die Eltern, die maßgeblich mitbestimmten, welche Laufbahn die Kinder einschlagen sollten. "In der Regel blieb man im Unternehmen der Wahl, gründete eine Familie, baute ein Haus etc. Damals galt dies für die meisten Menschen als erstrebenswert", so Ulla Schnee. Treffe man heute auf Personen aus dieser Generation, sei es nicht ungewöhnlich, dass diese eine lange Betriebszugehörigkeit, teilweise von Jahrzehnten, vorweisen. Ulla Schnee zeigt auf, wie diese Menschen oft in Bezug auf Job- und Unternehmenswechsel gedacht haben, bzw. teilweise noch denken: "Ein häufiger Stellenwechsel wird von diesen Personen meist negativ interpretiert und ist für sie ein Indikator für Probleme am Arbeitsplatz oder deutet darauf hin, dass die Menschen sich nicht entscheiden können, was sie wollen."
Die jüngeren Generationen haben jedoch eine ganz andere Meinung. Eine lange Betriebszugehörigkeit assoziierten sie eher damit, dass die Menschen nicht bereit sind, sich zu entwickeln und lieber am Gewohnten festhalten. Sie selbst seien viel öfter bereit, den Arbeitsplatz zu wechseln, mit der Intention, etwas Neues zu lernen, sich zu entwickeln und nach gegebener Zeit wieder weiterzuziehen. Wenn jemand über viele Jahre in einem Unternehmen arbeite, signalisiert das für sie, dass dieser Mensch entweder Probleme damit hat, etwas Neues zu finden oder die Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Unternehmen besonders hoch sind. Für sie bietet jeder Stellenwechsel eine Chance und Herausforderung, um etwas dazuzulernen.
Treffen die beiden konträren Ansichten aufeinander, berge das Konfliktpotenzial, wie Ulla Schnee näher ausführt: "Anstatt Verständnis und damit einhergehend Toleranz und Respekt begegnet mir in meiner Arbeit häufig eine "wie kann man nur"-Haltung. Die einen finden es unmöglich, dass die Menschen schon nach kurzer Zeit das Unternehmen wieder verlassen, während die anderen nicht nachvollziehen können, wie man so lange Zeit bleiben kann." Wichtig sei in einem solchen Fall, die Lebensplanung anderer Menschen nicht zu bewerten - auch wenn diese nicht mit der eigenen übereinstimme. Es gelte zu respektieren, wenn sich jemand für den einen oder anderen Weg entscheidet. "Eine Bewertung hemmt eine gute kollegiale Kooperation. Und Fakt ist, dass lebenslanges Lernen eine Frage der Einstellung ist: Wer will, kann immer dazulernen, ob in einem neuen Umfeld oder in einem Beruf, den er schon lange ausübt", betont Ulla Schnee abschließend.
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