Denkmalschutz in der DDR und nach der Wiedervereinigung
17.12.2012 / ID: 93809
Bildung, Karriere & Schulungen
Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus den Kreisen der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Dies ist Teil 11, welcher sich mit dem Denkmalschutz in der DDR und der Restaurierung nach der Wiedervereinigung befasst, deren Phase über 50 Jahre betrug und immer noch anhält.
Denkmalschutz in der DDR
Auch in der DDR wurde 1975 ein Denkmalschutzgesetz erlassen, das in vielerlei Hinsicht den westdeutschen Definitionen und Regelungen sehr nahe kam. Es gab aber auch deutliche Unterschiede: Während bundesdeutsche Gesetze das öffentliche Interesse als Voraussetzung für die Anwendung der Denkmalschutzregelungen nannten, verlangte das Denkmalschutzgesetz der DDR, die Erhaltung müsse im Interesse der sozialistischen Gesellschaft liegen. Problematisch war dabei, dass Denkmale "der Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins" dienen sollten. Die daraus folgende politische Instrumentalisierung von Denkmalen war fatal. Denn die in der DDR übliche Klassifizierung von Denkmalen sorgte dafür, dass nur relativ wenige herausragende und politisch genehme Objekte gepflegt und geschützt wurden.
Der eigentlich vorgesehene Schutz weniger bedeutender Gebäude und Ensembles war dagegen nur theoretischer Natur, denn in der DDR mangelte es an Ressourcen für den Breitendenkmalschutz. Das war tragisch, weil viele bedeutende Altstädte auf dem Gebiet der DDR aufgrund ihrer geographischen Lage praktisch unzerstört durch den Bombenkrieg gekommen waren. Die wirtschaftlichen Defizite und nicht zuletzt auch mangelndes Interesse seitens der Funktionäre führten jedoch dazu, dass auch minimale Bauunterhaltungsmaßnahmen - wie das Nachstecken von Dachziegeln oder das Reinigen von Regenrinnen und Fallrohren - jahrzehntelang unterblieben. Weil niemand sich zuständig fühlte und selbst elementarste Baumaterialien fehlten, musste die historische Bausubstanz zum großen Teil verkommen, selbst wenn einzelne prominente Objekte mit großer Kompetenz und viel Einsatz restauriert wurden. Der dadurch Entstehende Schaden, der später dann durch die Bundesrepublik beseitigt werden musste, betrug viele Millionen Mark.
So ist die Vernachlässigung der historischen Stadtkerne letztlich auch ein Symptom für den Niedergang der DDR. Den inneren Zusammenhang zwischen sichtbarem Zerfall und nicht sichtbarer Destabilisierung hat Ingo Schulze in seinem Roman Neue Leben (2005) rekonstruiert. Schulze schildert darin einen Spaziergang durch das thüringische Altenburg im März 1990: "Gestern habe ich einen Stadtspaziergang mit dem Baron nachgeholt [...]. An den Roten Spitzen vorbei gingen wir zum Großen Teich und dort ein Stück entlang der Hutfabrik. [...] dann die Teichstraße hinauf, diese Ruinenstraße, in der kaum noch ein Haus bewohnt ist. [...] Viele Höfe konnten wir gar nicht mehr betreten, das Mauerwerk sank in sich zusammen, bildete organische Formen, bauchige Mauern, durchhängende Fensterreihen. Die jungen Birken auf den Dächern wirkten wie Federschmuck am Hut." Dabei ist es erst die Anteilnahme eines Fremden, die dem Einheimischen die barbarische Untätigkeit in Bewusstsein bringt. "Auf diesem Spaziergang habe ich die ganze Rohheit begriffen in mir und uns, die Rohheit, die es bedeutet, so eine Stadt verkommen zu lassen, ohne darüber verrückt zu werden. [...] Mir fiel das Froschexperiment ein, das der Baron bei jeder Gelegenheit erwähnt (wenn man die Temperatur des Wassers pro Stunde um ein Grad erhöht, behauptet er, wird der Frosch gekocht, obwohl er herausspringen könnte, wenn er wollte). Und vielleicht haben all jene, die einfach aus diesem Land herausgesprungen sind, richtig gehandelt. Das dachte ich, während der Baron die verblichenen Beschriftungen und Schilder über den zugemauerten Läden photographierte."
Restaurierung historischer Innenstädte nach der Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung fehlten den ostdeutschen Kommunen oftmals die finanziellen Mittel, um das Stadtbild aus eigener Kraft zu erneuern. Weil aber nach wie vor viele Wohnungen in den Altstädten leer standen und weiterhin ausbleibende Instandhaltungen den Bestand vieler historischer Gebäude gefährdeten, rief die Bundesregierung 1991 das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz ins Leben. Ziel der Förderung ist die Erhaltung historischer Stadtkerne. Die Maßnahmen reichen von der Sanierung einzelner Gebäude und Ensembles über die Gestaltung bedeutender öffentlicher Platzanlagen bis zur umfassenden Erneuerung ganzer Quartiere oder zur Aufwertung kompletter Altstadtkerne mit Schlossanlagen und herausragenden Kirchenbauten. Dabei sollen die historischen Innenstädte jedoch nicht zu Museen werden. Ziel ist es vielmehr, die jeweiligen Stadtkerne zu lebendigen Orten zu entwickeln, die für Wohnen, Arbeit, Kultur und Freizeit gleichermaßen attraktiv sind. Zudem soll das Interesse in- und ausländischer Besucher geweckt und der Tourismus in den oft strukturschwachen Regionen angekurbelt werden. An diesem Programm beteiligt sich der Bund. Die Kostenlast betrug bis Ende 2008 rund 1,74 Mrd. Euro. Bundesmittel fließen jedoch nur, wenn sich die jeweiligen Länder und Kommunen mit 40 beziehungsweise 20 Prozent an den Investitionen beteiligen, so dass das Gesamtvolumen mindestens rund 4,35 Mrd. EUR betrug.
Eric Mozanowski referierte in Stuttgart darüber hinaus noch kurz über die Folgen für die historische Bausubstanz in Leipzig und anderen ostdeutschen Großstädten.
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Eric Mozanowski
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