Europas größter Wurstfabrikant baut einen nachhaltigen Betrieb auf
04.10.2011
Essen & Trinken
Ihm gehörte Herta, die größte Wurstfabrik Europas. Anfang der 80iger Jahre verkaufte Karl Ludwig Schweisfurth den Familienbetrieb, gründete 1986 die Schweisfurth-Stiftung und begann mit dem Aufbau der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, die seit 1996 von Sohn Karl geleitet werden und für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2011 nominiert sind.
Er ist Visionär und begeisterter Verfechter der ökologischen Lebensmittel-Verarbeitung. Karl Ludwig Schweisfurth hat mit den Herrmannsdorfer Landwerkstätten eine Symbiose von nachhaltiger Landwirtschaft, ethisch-moralischer Tierhaltung, handwerklicher Lebensmittelverarbeitung und regionaler Zusammenarbeit (http://www.nachhaltigleben.de/vorbilder/nachhaltigkeit-karl-ludwig-schweisfurth-im-interview) geschaffen. Herrmannsdorf ist der Mittelpunkt eines Netzwerkes von etwa 70 ökologisch wirtschaftenden Bauern und Herstellern in der Region. Die Verarbeitung und Vermarktung der ökologisch erzeugten Pflanzen und Tiere in Metzgerei, Käserei, Bäckerei und Brauerei in höchster Qualität stehen im Mittelpunkt. Durch die Nähe zu den Orten, an denen die Pflanzen wachsen und Tiere gehalten werden, sind kurze Wege zwischen den Verarbeitungsstufen (http://www.nachhaltigleben.de/blog/nachhaltiger-fleischkonsum-nur-neuland-oder-bio-fleisch-kaufen) gewährleistet. Getragen wird der Verbund von einem Leitbild des achtsamen Umgangs mit allem Leben und Lebensnotwendigkeiten.
nachhaltigleben.de (http://www.nachhaltigleben.de/vorbilder/nachhaltigkeit-karl-ludwig-schweisfurth-im-interview) hatte Gelegenheit mit Karl Ludwig Schweisfurth ein Interview zu führen.
nachhaltigleben.de: Was kann der Verbraucher tun, damit die Wertschätzung für Lebensmittel wieder steigt?
Karl Ludwig Schweisfurth: Nachdenken, wie das Steak oder die Salami entstanden sind.
nachhaltigleben.de: Wie kann die Politik Ihre Gesetzgebung in diesem Bereich verbessern?
Karl Ludwig Schweisfurth: Schärfere Gesetze zum Schutz der Tiere gegen die Ausbeutung der Natur erlassen.
nachhaltigleben.de: Zu Ihrer Person und ihrer Vision: Was waren die Gründe für Ihren Verkauf der Herta-Wurstfabrik und die Gründung des Ökoparadieses in Herrmannsdorf?
Karl Ludwig Schweisfurth: Ich spürte, das System Tiere - Fleisch verliert jede Würde und Moral. Ich konnte mein großes Unternehmen nicht umwandeln. Die Alternative war: neu anfangen und möglichst aus dem System aussteigen.
nachhaltigleben.de: Welche Widerstände mussten Sie überwinden?
Karl Ludwig Schweisfurth: Immer für verrückt erklärt zu werden, als Spinner, als Träumer.
nachhaltigleben.de: Warum sind Ökofleisch und Ökowurst gesünder als herkömmliches Fleisch?
Karl Ludwig Schweisfurth: Weil beides nach den Regeln des Ökolandbaus «im besseren Einklang mit der Natur» erzeugt wird.
nachhaltigleben.de: Sie achten darauf, «glückliche» Schweine zu züchten. Wie gelingt das und warum ist das für Sie wichtig?
Karl Ludwig Schweisfurth: Glückliche Schweine brauchen Bewegung in frischer Luft. Sie müssen wühlen können, um im «lebendigen» Boden das zu finden, was ich ihnen im Stall nicht geben kann.
nachhaltigleben.de: Welche Menschen arbeiten in Herrmannsdorf: Idealisten, Visionäre, Tierliebhaber?
Karl Ludwig Schweisfurth: Handwerker, die stolz darauf sind, in einem «vernünftigen» Unternehmen zu arbeiten.
nachhaltigleben.de: Ein paar Worte zu Ihrer Stiftung: Welche Ziele verfolgen Sie und welche Projekte werden gefördert?
Karl Ludwig Schweisfurth: Leben und Arbeiten im besseren Einklang mit der Natur. Wie wollen wir in Zukunft leben?
nachhaltigleben.de: Welche Ziele und Visionen möchten Sie in den nächsten Jahren umsetzen?
Karl Ludwig Schweisfurth: Das System Tiere - Fleisch ist total heruntergekommen. Da wird Moral und die Würde von Mensch und Tier völlig missachtet. Ich helfe Leuchttürme zu bauen, die zeigen, wie es ganz anders geht.
nachhaltigleben.de: Haben Sie ein Lebensmotto, das Sie formulieren können?
Karl Ludwig Schweisfurth: «Mäßigt Euch», sonst fresst Ihr ganz schnell die Erde kahl.
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