Taschengeld - Kinder als Konsumenten
13.09.2013
Familie, Kinder & Zuhause
Unsere Konsumgesellschaft fokussiert sich immer mehr auf Kinder und Jugendliche - Werbeinhalte richten sich in zunehmendem Maße an Minderjährige, da sie eine außerordentlich kaufkräftige und kaufwillige Klientel darstellen. Einer aktuellen Studie zufolge verfügen Kinder in Deutschland jährlich über fünf Milliarden Euro. Doch wie sieht es auf der rechtlichen Seite aus, wenn Kinder zu Konsumenten werden? ARAG Experten weisen darauf hin, dass Kinder - juristisch gesehen - erst ab dem siebten Lebensjahr zum Konsumenten werden, da sie vorher geschäftsunfähig sind. Zwischen sieben und 18 können Fahrrad oder CD nur mit Einwilligung der Eltern erworben werden, soweit das jeweilige Objekt der Begierde nicht mit dem eigenen Taschengeld bezahlt wurde.
Kinder als Kunden
Wenn Jugendlichen Geld von Eltern, Onkel, Opa oder Oma zur freien Verfügung überlassen wurde, sind sie in der Lage, rechtlich wirksame Verträge abzuschließen. Die wirtschaftliche Bedeutung von Rechtsgeschäften Jugendlicher sollte nicht unterschätzt werden. Gerade auf dem Land, wo die Schulen zentral und fernab vom Wohnort der Schüler sind, strömen täglich Hunderte von ihnen in die umliegenden Supermärkte, Imbissbuden und Geschäfte und nehmen über das ihnen zur Verfügung stehende Geld in großem Umfang am Rechtsleben teil.
Konto und Bankkarte
Die Konsumgesellschaft verlangt, die Eigenverantwortlichkeit eines Teenies, ja schon eines Kindes zu fördern, denn sogar Banken bewerben junge Jugendliche bereits mit einem entsprechenden Girokonto und einer Bankkarte für Barabhebungen. Natürlich ist auch dieser Vertrag von den Eltern zu genehmigen und zu unterzeichnen. Dabei sollten diese vor allem darauf achten, was der Jugendliche mit der Karte anstellen kann und darf. Mögliche Kontoüberziehungen sollten ausgeschlossen sein und Zusätze gestrichen werden, die eine Haftung der Eltern für Überziehungen durch die eigene Unterschrift begründen.
Bestellen im Internet
Sehr verlockend für Kinder und Jugendliche sind heutzutage die vielen Angebote im Internet. Nur allzu vorschnell sind hier Minderjährige bereit, online Verträge abzuschließen. Sind die Verträge nicht von den Eltern genehmigt, können sie in der Regel für nichtig erklärt werden, da keine oder eine nur beschränkte Geschäftsfähigkeit vorliegt, und die Eltern können gegebenenfalls die Rückerstattung der Kaufsumme verlangen. Doch Vorsicht: Auch der Verkäufer ist geschützt. Sollte der Minderjährige erklären, volljährig zu sein und falsche Daten angeben, wird er die Ware bezahlen müssen oder er macht sich schadensersatzpflichtig. In diesem Fall kommt eine Rückabwicklung nur noch in Betracht, wenn es sich um einen sogenannten Fernabsatzvertrag handelt, d.h. der Verkäufer Unternehmer ist, er ein Widerrufsrecht einräumen muss und die Fristen noch nicht abgelaufen sind.
Die Klingeltonfalle
Eine weitere Kostenfalle besteht bei Abos - insbesondere bei Klingeltonabos -, die per SMS abgeschlossen werden. Diese Verträge werden regelrecht untergeschoben und sind ohne elterliche Zustimmung unwirksam. Die Gebühren, die direkt vom Handy-Guthaben abgezogen werden, können zurückgefordert werden. Aber: Einzelne Klingeltöne können dagegen wirksam vom Taschengeld gekauft werden.
Tickets lösen
Im Vordergrund steht der Schutz des Minderjährigen. Wenn ein Kind die Erlaubnis hat, mit der Bahn von und zur Schule zu fahren und dabei vergisst, einen Fahrschein zu lösen, kann es die Stadt nicht zum erhöhten Beförderungsentgelt heranziehen. Die Genehmigung der Eltern umfasst nur den normalen Beförderungsvertrag, der den Erwerb einer Fahrkarte voraussetzt (AG Hamburg, NJW 1987, 448). Kurios mutet dabei eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes an, die der Lufthansa die Erstattung der Kosten für einen Flug zusprach, den ein "schwarz fliegender" Jugendlicher unternahm (BGH, Az.: VII TR 9/70).
Kinder im Rechtsalltag - aus relevanten Gesetzen:
§ 104 BGB: Geschäftsunfähig ist, wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat.
§ 105 BGB: Die Willenserklärung eines Geschäftsunfähigen ist nichtig.
§ 106 BGB: Ein Minderjähriger, der das siebente Lebensjahr vollendet hat, ist nach Maßgabe der §§ 107 bis 113 in der Geschäftsfähigkeit beschränkt.
§ 107 BGB: Der Minderjährige bedarf zu einer Willenserklärung, durch die er nicht lediglich einen rechtlichen Vorteil erlangt, der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters.
§ 108 BGB: Schließt der Minderjährige einen Vertrag ohne die erforderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters, so hängt die Wirksamkeit des Vertrages von der Genehmigung des Vertreters ab.
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