Die Geburt im Stehen - zusätzliche Anstrengung oder Erleichterung?
16.04.2020
Familie, Kinder & Zuhause
Fast neun Monate hat sie einen immer größer werdenden Babybauch vor sich hergetragen und dann ist es soweit. Das Babyzimmer ist eingerichtet, die Erstausstattung nebst Kinderwagen steht bereit. Auch die Kliniktasche steht fertig gepackt an der Türe. Es kann jederzeit losgehen.
In den Monaten zuvor ist es jedoch unverzichtbar, sich damit zu beschäftigen, wie man sein Kind auf die Welt bringen möchte. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, je nach Vorliebe der werdenden Mutter. Neben der Wassergeburt kann man das Baby beispielsweise auch im Stehen zur Welt bringen.
Die Geburt im Stehen zu absolvieren mag im ersten Moment seltsam klingen. Als wäre sie nicht schon anstrengend genug, soll man dann auch noch stehen? Und wie wird das Baby gesichert? Kann es zu Boden stürzen? Dies sind sicher nur einige der Fragen, die werdenden Müttern bei dem Thema durch den Kopf geht.
Die Geburt im Stehen - hier ist Teamwork gefragt
Wenn Paare nach einer Möglichkeit suchen, das Baby als Paar auf die Welt zu bringen, ist die Geburt im Stehen in jedem Fall eine tolle Option. Immer wieder schildern Paare, dass sich der werdende Vater im Kreißsaal nutzlos und auch hilflos vorkam. Viel mehr, als unterstützend die Hand der in den Wehen liegenden Frau zu halten, konnten sie zumindest gefühlt nicht leisten.
Bei der Geburt im Stehen sieht dies ganz anders aus. Hier ist tatkräftige Unterstützung des werdenden Vaters bzw. der Begleitperson gefragt. Und zwar muss die Gebärende ununterbrochen gestützt werden. Dies dient als zusätzliche Unterstützung der von der Decke hängenden Bänder, derer man sich bei der Geburt im Stehen bedient. Zwar kann sich die werdende Mutter auch hiermit schon gut abstützen. Doch wenn eine Vertrauensperson zusätzlich Halt gibt, ist dies in einer wichtigsten Phase wie der Geburt Gold wert.
Warum eine Geburt im Stehen
Bei der Geburt im Stehen macht man sich ganz einfach die Schwerkraft zu Nutze. Die Eröffnungs- und Austreibungsphase verkürzt sich hierdurch signifikant. Doch nicht nur für die werdende Mutter ist dies von Nutzen. Auch das ungeborene Baby profitiert von der Schwerkraft und der Geburtsprozess wird ihm erleichtert.
Leichtere Atmung
Durch die aufrechte Haltung ist die Atmung deutlich leichter, als wenn man im Liegen gebärt. Dabei ist die Atmung bei der Geburt so oder so eine sehr wichtige Sache, die großen Einfluss auf den Geburtsprozess hat. So sorgt eine leichte Atmung dafür, dass man entspannter ist und auch die schmerzen sind geringer. Zusätzlich wird das Baby so immer ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Die Mobilität der Gebärenden
Für werdende Mütter ist es häufig ein erleichterndes Gefühl, dass sie sich bei einer Geburt im Stehen freier bewegen können. Dies wirkt auf den Körper entspannend und entkrampfend, denn der Körper steht während der Geburt unter einer starken Anspannung.
So können auch Schmerzen wieder gemildert werden.
Zusätzlich kann man im Stehen das Becken leichter hin und herwiegen, was wiederum dem Baby erleichtert, sich mit seinem Kopf in die richtige Position zu drehen.
Die Chance einen Dammriss zu vermeiden
Im Stehen ist der Beckenausgang der Frau unter der Geburt etwa 1-2 Zentimeter weiter geöffnet, als wenn sie liegt. Das führt dazu, dass die Chance einen Dammriss zu erleiden deutlich reduziert wird.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Geburt im Stehen eine Erleichterung für die werdenden Mutter und auch für das Kind bieten. Die Anspannung wird geringer gehalten, Stress ist reduziert und auch die Schmerzen sind geringer.
Kann das Baby bei einer Geburt im Stehen auf den Boden fallen?
Hier kann man als werdende Mutter unbesorgt sein. Wenn man sich für eine Geburt im Stehen entscheidet, geht man kein Risiko ein, dass das Baby auf den Boden stürzen könnte. Die Geburtshelfer stehen bereit, sobald der Kopf des Babys zu sehen ist. Es wird dann gestürzt und sanft aufgenommen.
Welche Nachteile hat eine Geburt im Stehen?
Bei all diesen Vorteilen fragt man sich natürlich, mit welchen Nachteilen eine Geburt im Stehen verbunden sein kann. Hinsichtlich des medizinischen Aspektes gibt es keine Nachteile und es gibt auch keine Ausschlusskriterien für eine Geburt im Stehen. Lediglich eine starke e Erschöpfung der werdenden Mutter kann dazu führen, dass sich die Gebärende hinsetzen oder hinlegen muss, um wieder zu Kräften zu kommen. In den meisten Fällen kann die Geburt im Stehen dann fortgesetzt werden.
Wenn die Geburt im Stehen zu anstrengend erscheint
Es gibt viele werdende Mütter, die sich intuitiv gegen eine Geburt im Liegen wehren. Eine Geburt im Stehen erscheint ihnen aber zu anstrengend. Hier gibt es Möglichkeiten, einen Kompromiss zu finden.
Die Geburt in der Hocke als Alternative zur Geburt im Stehen
Eine weitere aufrechte Geburtsposition, die eine leichtere Atmung, weniger Schmerzen, mehr Mobilität, einen schnelleren Geburtsverlauf und auch einen größeren Beckenausgang mit sich bringt, ist die Geburt in der Hocke.
Bei der Geburt in der Hocke, hockt oder kniet die werdende Mutter sich hin. Auch hier sollte sie von ihrem Partner oder einer anderen Vertrauensperson gestützt werden.
Im Vergleich zur Geburt im Stehen sind allerdings der Rücken und auch die Knie deutlich intensiver belastet. Um eine Erleichterung zu verschaffen, wird hier meist ein Gebärhocker genutzt. Das Besondere beim Gebärhocker ist, dass die Sitzfläche einer Hufeisenform ähnelt. Das ermöglicht, das Neugeborene zu stützen, sobald der Kopf sichtbar wird.
Vorbereitungen für eine stehende oder hockende Geburtsposition
Wenn man bereits im Verlauf der Schwangerschaft für sich entscheidet, dass man sein Baby gern im Stehen oder in der Hocke zur Welt bringen möchte, empfiehlt es sich, die Beinmuskulatur aber auch die Rückenmuskulatur entsprechen zu trainieren und somit auf diese Variante der Geburt vorzubereiten. Auch wenn dies mit einem Extraaufwand verbunden ist, wird man unter der Geburt dadurch entschädigt, dass der Geburtsverlauf in der Regel schneller und auch schmerzfreier ist.
Entsprechende Übungen kannst du dir von einem Fitnesstrainer oder möglicherweise auch deiner Hebamme zeigen lassen.
Grundsätzlich ist es wichtig, sich für ein so wichtiges und individuelles Ereignis wie das der Geburt, nicht irgendwelchen Trends hinzugeben, sondern eine Geburtsvariante zu wählen, mit der man sich selbst am wohlsten fühlt.
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