Hotelmarkt Nahost und Nordafrika: Arabischer Frühling hat unterschiedliche Auswirkungen
28.02.2012
Immobilien
Dubai. Auf die Länder im Nahen Osten und Nordafrika, der so genannten MENA-Region (Middle East and North Africa), hatte der Arabische Frühling unterschiedliche Auswirkungen. Während sich die politischen Umwälzungen und sozialen Unruhen in den betroffenen Ländern erwartungsgemäß negativ auf die operative Hotellerie auswirkten und Investitionsentscheidungen in der Region auf Eis gelegt wurden, profitierten andere Länder, allen voran die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), von dieser Entwicklung, wie Gavin Samson, Director MENA bei Christie + Co in Dubai, feststellt.
Wenngleich auch die Emirate 2011 einen Konjunkturrückgang hinnehmen mussten, ist das Land immer noch eine der größten Volkswirtschaften der Region, gleich hinter Saudi-Arabien und Iran. In der zweiten Jahreshälfte 2011 konnten die Hoteliers in den VAE außerdem eine gesteigerte Produktivität verbuchen. Samson hat beobachtet, dass der Hotelmarkt dabei überwiegend von dem Hotelangebot in den Hauptwirtschaftszentren Dubai und Abu Dhabi bestimmt wird. Galten die Bedenken ob dem ungesunden Verhältnis von Angebot und Nachfrage bis vor kurzem Dubai, hat sich dieses Problem mittlerweile auf Abu Dhabi verlagert. "Die Hoteliers hielten sich daher aufgrund des unsicheren operativen Umfelds mit Prognosen über die Produktivität ihrer Hotels zurück", so Samson. Während Dubai direkt von dem Ausfall des MICE-Segments (Meetings, Incentives, Conferences, Exhibitions) in den Ländern des Arabischen Frühlings profitiert habe, befinde sich der Löwenanteil des Hotelangebots und die dazugehörige Infrastruktur in Abu Dhabi noch in der Entwicklungsphase. "In Bezug auf die gigantischen Insel-Projekte, die vor der Küste der VAE entstehen sollen, hat ein Umdenken eingesetzt", erläutert der Christie-Director. Die ursprünglichen Pläne werden nun überprüft. Christie + Co war in der Region 2011 vor allem im Rahmen von strategischen Beratungsaufträgen tätig. Unter anderem erarbeiteten die in Dubai ansässigen Hotelexperten verschiedene Nutzungsszenarien für die Hilton Hotels in Abu Dhabi und Al Inn, berieten den Projektentwickler eines Lifestyle-Hotels in Dubai und verhandelten die Vertragsmodalitäten für das zukünftige Radisson Royal Hotel in Dubai.
Neben den Vereinigten Arabischen Emiraten ergaben sich Christie + Co zufolge durch den Arabischen Frühling auch für weitere Länder des Golf-Kooperationsrates positive Impulse. Katar hat das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und die am schnellsten wachsende Wirtschaft der Region. Die Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft 2022 laufen auf Hochtouren. 10.000 Hotelzimmer gibt es bereits, 6.000 weitere sind in der Pipeline. "Die meisten Hotels in Katar sind bisher im gehobenen Segment angesiedelt. Dies wird sich jedoch bald ändern, um die diversifizierte Nachfrage zu decken", erklärt Samson. In der Planstadt Lusail, die entlang der Ostküste nördlich von Doha entsteht, werden direkt am Meer auch Hotels entwickelt. Christie + Co war bei diesem Projekt beratend tätig.
Im Oman wurden viele der größeren touristischen Projekte 2011 zwar zunächst auf Eis gelegt, überwiegend aufgrund von Finanzierungsproblemen. "Dies hat jedoch auch dazu geführt, dass die Planung der bedeutendsten Projekte neu strukturiert und zeitlich besser auf die Eröffnung des neuen Terminals am Muscat International Airport sowie den Ausbau von Oman Air abgestimmt werden konnte", meint Samson. In diesem Zusammenhang beriet Christie + Co die Entwickler eines Strandresorts außerhalb von Muscat. Auch in Salalah, wo der Flughafen ebenfalls ausgebaut wird, entstehen neue Hotels.
2012 rechnet Gavin Samson mit einem deutlichen Entwicklungsschwerpunkt in Katar und der Fortsetzung der Hotelentwicklungen in den VAE. "Durch die neuen, frischen Kapazitäten sind in den Golfstaaten vor allem veraltete Hotels gefordert. Ohne Modernisierungen werden sich diese kaum im Markt behaupten können", prognostiziert er. Der Hotelmarkt in Saudi-Arabien werde laut Christie + Co auch in diesem Jahr weiter wachsen - und das nicht nur durch Religion induzierten Tourismus in Mekka, wo trotz einer signifikanten Angebotserweiterung die Hotels immer noch eine starke Produktivität verbuchen, sondern auch durch die Nachfrage an sekundären Standorten und in Gewerbekonglomeraten. Der Oman werde sich 2012 ebenso weiter positiv entwickeln. "Für Jordanien, den Libanon, Syrien und die anderen Länder des Arabischen Frühlings ist im aktuellen Jahr von einer verhaltenen Entwicklung auszugehen, solange die Schaffung einer stabilen politischen und volkswirtschaftlichen Grundlage nicht absehbar ist, die nicht nur Freizeittouristen, sondern auch Investoren überzeugt", betont Samson.
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