Fünf Folgen, die die Unabhängigkeit Kataloniens auf den elektronischen Handel haben könnte
11.10.2017
Internet & Ecommerce
- Trusted Shops erklärt die Folgen einer möglichen Unabhängigkeit von Katalonien auf die Geschäfte
- Realisiert die katalanische Regierung ihre Pläne, so würde Katalonien aus der Europäischen Union ausgeschlossen und es würde eine unbestimmte Zeit mit Verhandlungen beginnen
Die katalanische Regierung hat ohne die Zustimmung des spanischen Staates ein Referendum abgehalten. Die Katalanen hatten die Möglichkeit, unilateral zu entscheiden, ob sie unabhängig von Spanien sein möchten. Nimmt man an, dass es letztendlich zu einer Unabhängigkeit kommt, wie würde sich das dann auf den Online-Handel auswirken? Um diese Frage zu beantworten erklärt Rafael Gomez-Lus, Rechtsexperte von Trusted Shops in Spanien, welche Folgen dies für die eCommerce-Geschäfte haben würde.
Katalonien wäre zumindest für unbestimmte Zeit nicht mehr Teil der Europäischen Union und es wäre unsicher, wie der Status des neuen Staates sein würde. Als Folge einer Unabhängigkeit Kataloniens für den eCommerce wäre, dass die EU-Vorschriften keine Gültigkeit mehr besitzen würden, somit die Geschäfte einer Reihe von Gefahren ausgesetzt wären:
1. Zölle und Einfuhrumsatzsteuer
Die wichtigsten Wirtschaftsbeziehungen Kataloniens sind mit den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, weshalb die Kunden des eCommerce-Geschäftes, die in Katalonien leben, bei einem Ausscheiden aus der EU Zölle und Sondersteuern auf die Einfuhr der durchgeführten Käufe zahlen müssten. Das bedeutet, dass die grenzüberschreitenden Käufe teurer wären, weshalb sie für die Kunden aus dem übrigen Spanien weniger attraktiv werden, und im umgekehrten Fall passiert das Gleiche.
2. Kompliziertere Bürokratie- und Steuerprozesse
Die Bürokratie würde deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen und das wirkt sich direkt auf die Lieferzeit des Onlineversands aus. Die über eCommerce getätigten Käufe würden Verzögerungen erleiden. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben eine Reihe von Privilegien, die den bürokratischen Aufwand senken und den E-Commerce fördern.
3. Steigende Exportkosten
Die Exportkosten würden steigen und das würde den mittelgroßen und kleinen Händlern enorm schaden. Während die großen Unternehmen recht einfach strategische Kooperationen entwickeln könnten, um weiter tätig sein zu können, könnten die kleinen und mittleren Unternehmen des im E-Commerce Probleme haben, die Kosten zu tragen.
4. Auswirkung auf die Gesetzeslage
Die Rechtsbereiche, die sich auf den Online-Handel beziehen, sind inzwischen über die EU-Vorschriften zum größten Teil harmonisiert worden. Mit der Verbraucherrechte-Richtlinie wurden erst kürzlich die Verbraucherrechte weitgehend vereinheitlicht. Zudem wurden das Wettbewerbsrecht und der Datenschutz komplett harmonisiert. Bei einer Unabhängigkeit ist zu erwarten, dass es zu Abweichungen zwischen der katalanischen und spanischen Gesetzgebung sowie der Vorschriften der anderen Mitgliedsstaaten kommt.
5. Direkte Folgen für den Verbraucher
Ob es sich um einen spanischen Verbraucher handelt, der in Katalonien etwas kaufen möchte oder einen Katalanen, der in einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union etwas kaufen möchte, es würden die oben genannten Beschränkungen gelten, da Katalonien erstmal nicht wissen würde, ob es mit der Europäischen Union Vereinbarungen geben wird.
"Wie lange es dauern würde, bis die Europäische Union hypothetisch gesehen eine unilaterale Unabhängigkeit Kataloniens annehmen würde, ist unsicher. Es würden mühsame, diplomatische Verhandlungen stattfinden, im Rahmen dessen Katalonien ein Drittstaat wäre und somit nicht mehr Teil des europäischen Binnenmarktes, was den Online- und Offline-Handel mit Spanien und den anderen Mitgliedsstaaten schwieriger gestalten würde ", so Rafael Gomez-Lus, Legal Experte bei Trusted Shops, Spanien. "Die Verhandlungen zwischen Katalonien und der Europäischen Union werden nicht leicht sein, da viele unterschiedliche Interessen damit verbunden sind", kommt Gomez-Lus zum Schluss.
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