Von den Erfahrungen Estlands bei der Digitalisierung lernen: Ministerpräsident Weil besuchte Nortal in Tallinn
01.06.2023
IT, NewMedia & Software
Berlin, 1. Juni 2023 - Norwegen treibt die Energiewende voran und Estland ist in Sachen Digitalisierung ein Vorreiter. Davon überzeugte sich jetzt der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil. Gemeinsam mit Wirtschaftsminister Olaf Lies und einer Delegation von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft besuchte Weil die Hauptstädte Oslo und Tallinn. Im Mittelpunkt der mehrtägigen Reise standen aktuell bedeutende Themen wie Erneuerbare Energien, Energieversorgung, Klimaschutz und Digitalisierung. Bei einem Besuch im Nortal-Hauptsitz in Tallinn traf der Ministerpräsident u. a. Priit Alamäe, CEO Nortal Group, und Ats Albre, CEO Nortal Estonia, zum Ideen- und Erfahrungsaustausch.
Das erste Reiseziel der deutschen Delegation war Oslo, Hauptstadt sowie wirtschaftliches und politisches Zentrum Norwegens. Obwohl Norwegen mit rund 5,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern vergleichsweise dünn besiedelt ist, verfügt es über eine bedeutende Wirtschaftsleistung. Das spiegelt sich z. B. in einem etwa doppelt so hohen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Verhältnis zu Deutschland wider. Nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist Norwegen zum größten Gaslieferanten Deutschlands aufgestiegen und hat damit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland geleistet.
Zusammenarbeit von Niedersachsen und Norwegen bei Energiewende
Trotz der enormen Bedeutung von fossilen Energien in Norwegen hat das Land die Energiewende eingeläutet. Ziel ist es, die CO2-Emmissionen bis 2030 zu halbieren. Bis 2050 soll das Land sogar gänzlich emissionsfrei sein. Dabei setzt Norwegen auf große Offshore-Windparks, Wasserstoff, Carbon Capture and Storage (CCS) und Elektrifizierung.
Ministerpräsident Stephan Weil sagt: "In diesen Bereichen bieten sich große Chancen für eine Zusammenarbeit. Derzeit landen drei Gas-Pipelines aus Norwegen in Niedersachsen an. In Zukunft soll auch Wasserstoff über eine Pipeline nach Deutschland und über eine weitere Pipeline CO2 nach Norwegen transportiert werden - für beide Projekte bietet Niedersachsen gute Voraussetzungen. Möglich wäre auch der Transport von grünem Strom über ein weiteres Seekabel nach Deutschland, das in Niedersachsen enden könnte."
Estland als Vorbild für Einsatz von KI im öffentlichen Sektor
Von Oslo führte die Reise der niedersächsischen Delegation weiter nach Tallinn, dem Hauptsitz von Nortal. Dort stand u. a. ein Besuch des "e-Estonia Briefing Centre" auf dem Programm. Das Innovationszentrum wurde speziell für die Förderung und Ver-mittlung der Digitalisierung in Estland entwickelt. Im Hafen von Tallinn informierten sich die Gäste aus Deutschland über das kürzlich gegründete "Hydrogen Valley Estonia" und erörterten Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Offshore-Windenergie. Bei einem Besuch des "NATO Cooperative Cyber Defence Center of Excellence" stand das Thema Cybersicherheit im Fokus.
Estland hat sich frühzeitig mit komplexen KI-Technologien beschäftigt und gilt als führend in der Nutzung von KI-Lösungen im öffentlichen Sektor. Bei Nortal AS, einem der größten IT-Unternehmen Estlands, das maßgeblich an der Digitalisierung der estnischen Verwaltung beteiligt war, informierte sich die Delegation daher insbesondere über den Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung. Die Digitalisierung ist ebenso im Gesundheitsbereich weit fortgeschritten, und auch im Transportwesen kommen IT-Technologien zum Einsatz - beispielsweise durch autonome Fahrzeuge.
Stephan Weil erklärt: "Estland nimmt in Europa unbestritten die Vorreiterrolle bei der Digitalisierung ein, Niedersachsen verfügt über viele Kompetenzen und interessante Unternehmen mit Blick auf die Industrie 4.0. Estlands Weg in die Digitalisierung erfolgte - nicht zuletzt auch aufgrund von zunehmenden Cyberangriffen - mit einem starken und erfolgreichen Ausbau der Sicherheitsarchitektur. Der zunehmende Einsatz von KI-Technologien auch in der öffentlichen Verwaltung bietet gerade auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels spannende Perspektiven."
Erste Ansätze für E-Government in Niedersachsen
Bei den Gesprächen im Hause Nortal wurde deutlich, dass KI auch in Deutschland eine Lösung sein kann, um Verwaltungsvorgänge zu beschleunigen und nebenbei den Fachkräftemangel zu kompensieren. Textbasierte Dialogsysteme wie Chatbots beispielsweise könnten Bürgeranfragen an die Verwaltung vorsortieren. Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) hat bei Nortal bereits an einem entsprechenden Chatbot Interesse angemeldet, um das hohe Anfrageaufkommen bewältigen zu können.
Nortal verfügt auch über einen Sitz in Deutschland und ist hierzulande einer der führenden Spezialisten, wenn es um die digitale Transformation von Verwaltungen und Unternehmen geht. Nortal arbeitet unter anderem für Ministerien, Verbände und den Gesundheitssektor. Durch die Muttergesellschaft in Tallinn kann das Unternehmen wichtige Erkenntnisse und Fortschritte aus Estland nach Deutschland adaptieren.
Hendrik Lume, Senior Consultant und Partner der Nortal AG, sagt: "Es war uns eine Ehre, den niedersächsischen Ministerpräsidenten am Hauptsitz unseres Unternehmens in Tallinn begrüßen zu dürfen. Wir sind dankbar für das anhaltende Interesse und die Offenheit Niedersachsens, von den Erfahrungen Estlands auf dem Weg zur Digitalisierung zu lernen. Wir freuen uns, dass dort bereits einige Ideen und Ansätze adaptiert werden und hoffen, diesen Ideen- und Erfahrungsaustausch in Zukunft noch weiter intensivieren und auch nach Deutschland transportieren zu können."
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